2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Nach vier Jahren und zwei Aufstiegen verabschiedet sich Michael Hutzler im Sommer aus Bamberg - er wird Coach bei Ligarivale Ammerthal.
Nach vier Jahren und zwei Aufstiegen verabschiedet sich Michael Hutzler im Sommer aus Bamberg - er wird Coach bei Ligarivale Ammerthal. – Foto: Mario Wiedel

Die lahme Ente?!

Verkommt Michael Hutzler, Noch-Trainer in Bamberg und Bald-Coach in Ammerthal, zu einer "lame duck"? Der sympathische Mittelfranke im Interview.

Ein Wort, das Michael Hutzler auffällig oft benutzt ist "maximal". Maximale Einstellung, maximaler Siegeswillen, maximaler Erfolg - diese selbst auferlegten Vorgaben machen deutlich, wie sehr der 51-Jährige für den Fußball lebt. Nichtsdestotrotz besteht durchaus die Gefahr, dass der Mittelfranke im Laufe der Restsaison zu einer "lame duck" (lahme Ente) verkommt. Denn seine Zeit bei Eintracht Bamberg endet, mit Ammerthal steht sein neuer Verein bereits fest. Trotz dieser Konstellation ist Hutzler zuversichtlich was die Kurz- und Mittelfristigkeit beider Vereine betrifft...

Michael, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du ausgerechnet am 2. Mai "zufällig" krank bist?
(lacht herzlich) Die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Ich freue mich auf diesen Tag. Ich denke, diese Frage ist eine Anspielung auf das Spiel Bamberg gegen Ammerthal, das am 2. Mai stattfinden soll.

Genau.
Ich freue mich drauf, mit meiner alten Mannschaft gegen meine neue zu spielen.

Und zu gewinnen?
Auf alle Fälle. Wir wollen die Revanche für die 0:2-Hinspielniederlage.

Corona hat einen Strich durch die Karriere-Planung gemacht



Du verlässt zum Saisonende Bamberg und gehst dann nach Ammerthal: Ist die frühe Veröffentlichung dieses Wechsels einzig und allein ein Vorteil?
Im Nachhinein bin ich sehr, sehr dankbar, dass alles so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Ich sehe keinen Nachteil. Die Vereine können rechtzeitig planen, ich kann rechtzeitig planen. Zugegebenerweise habe ich mich am Anfang schon gefragt, ob denn der frühe Zeitpunkt sein muss. Nun muss ich sagen: Das war perfekt. Es gibt doch nichts besseres als Klarheit - gerade in diesen Zeiten.

Besteht aus Deiner Sicht die Gefahr, dass Du zu einer sog. "lame duck" verkommst?
Nein. Das liegt zum einen an der Tabellensituation. Würde Bamberg um den Auf- oder Abstieg spielen, wäre die Konstellation komplizierter. Um die Spannung zu halten, müsste man dann die Trennung später bekanntgeben. Zum anderen habe ich genauso wie die Mannschaft dieselbe Motivation und Einstellung wie immer. Das Verhältnis hat in keinsterweise gelitten. Wir wollen nach wie vor mit dem maximalen Einsatz und dem maximalen Siegeswillen den maximalen Erfolg erreichen.

Mit Julian Kolbeck steht Dein Nachfolger bereits fest. Und es ist doch nur menschlich, dass ihn die Spieler irgendwie im Hinterkopf haben werden. Wie versuchst Du die Spannung bei der Eintracht dennoch hoch zu halten?
Indem ich genauso weiterarbeite wie bisher auch. Vollgas geben ist meine Mentalität. Ich werde mich also nicht irgendwie verstellen und neu erfinden. Es ist ja auch nicht so, dass wir uns gegenseitig los haben wollten. Wir gehen im Guten auseinander.



Du hast bei den Oberfranken eine sehr, sehr intensive Zeit verbracht. Vier Jahre Amtszeit - und eigentlich nur Erfolge. Wird die Eintracht nur eine Station auf dem Trainerweg sein mit etwas Abstand - oder doch etwas Besonderes, auch im Vergleich zu Jahn Forchheim, wo Du zuvor eine halbe Ewigkeit aktiv warst?
Forchheim war wunderbar, Bamberg war bzw. ist wunderbar. Beide Stationen lassen sich nicht miteinander vergleichen, sondern sind für sich jeweils ein Highlight. Ich bin maximal zufrieden mit meinem bisherigen Karriereweg.

Wäre es nicht reizvoll gewesen, die junge aufstrebende FC-Mannschaft weiter zu trainieren? Die Truppe hat ja ihr Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft...
Doch, wäre es. Es waren auch eigentlich vier Spielzeiten angedacht von beiden Seiten. Corona hat uns allerdings einen Strich durch diese Rechnung gemacht. (überlegt) Aber das ist einfach so, das muss man akzeptieren. In vielen Bereichen des Lebens hat die Pandemie Planungen hinfällig gemacht.

Ist es tatsächlich so, dass Du Bamberg und Ammerthal bis zum Sommer noch zu 100 Prozent voneinander trennen kannst?
Nein, das ist gar nicht möglich. Ammerthals Sportchef Tobias Rösl ist sehr umtriebig was die Kaderplanung und die künftige Ausrichtung betrifft. Und natürlich informiert er mich regelmäßig über den Stand der Dinge. Und natürlich zählt meine Meinung bei gewissen Entscheidungen. Der Lockdown lässt die Doppelbelastung ohne Probleme zu. (überlegt) Es ist schön, etwas Neues zu beginnen. Erst war ich lange Jahre rund um Forchheim aktiv, dann in Bamberg - jetzt dann in Ammerthal. Von meinem Wohnort Ebermannsstadt sind es zwar einfach rund 100 Kilometer bis zur DJK. Aber das nehme ich gerne für Bayernliga-Fußball in Kauf.

Im Moment des maximalen Erfolges darf's ruhig auch mal ausgelassener werden: Michael Hutzler (rechts) feiert mit Bamberg-Chef Jörg Schmalfuß den Aufstieg in die Bayernliga.
Im Moment des maximalen Erfolges darf's ruhig auch mal ausgelassener werden: Michael Hutzler (rechts) feiert mit Bamberg-Chef Jörg Schmalfuß den Aufstieg in die Bayernliga. – Foto: FC Eintracht Bamberg


Erwartet Dich in der Oberpfalz ein Neuaufbau, oder wie schätzt Du die Lage ein?
Ja, ich denke schon, dass mich ein Neuaufbau erwartet. Nach dem Aus von Trainer Dominik Haußner haben auch einige Spieler den Verein verlassen, auf der anderen Seite sind einige Neue gekommen. Das ist genau mein Ding. Etwas zu übernehmen, was gut gelaufen ist, wäre doch langweilig. Mich reizt es hingegen, etwas zu entwickeln.

Wo Hutzler ist, ist Ruhe und Kontinuität. Stimmst Du dem zu?
(schmunzelt) In der Kabine ist nicht immer Ruhe, da wird es schon mal etwas lauter (lacht). Spaß beiseite: Mir ist es ein großes Anliegen, dass man ein gutes und harmonisches Miteinander hat. Sieben Jahre in Forchheim und vier Jahre in Bamberg beweisen, dass man mit mir Kontinuität haben kann. Also ja: Wo Hutzler ist, ist Ruhe und Kontinuität. Das kann ich so unterschreiben.

Wie versuchst Du das auf die DJK Ammerthal umzulegen?
Gar nicht bewusst. Das wird sich sicher so ergeben.

Ist der Regionalliga-Aufstieg das große Ziel?
Ein konkretes Punkte-, Saison- oder Spielklassen-Ziel habe ich gar nicht. Ich will jeden Tag das Maximale mit den zur Verfügung stehenden Spielern und Mitteln erreichen.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 016.2.2021, 15:45 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor