2024-04-29T14:34:45.518Z

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Der FC Krauchenwies/Hausen (links Patrick Vogler) hat das schon hinter sich, was andere Vereine vermutlich noch vor sich haben: einen Zusammenschluss zu einem neuen Verein oder zu einer SGM.
Der FC Krauchenwies/Hausen (links Patrick Vogler) hat das schon hinter sich, was andere Vereine vermutlich noch vor sich haben: einen Zusammenschluss zu einem neuen Verein oder zu einer SGM. – Foto: Archiv-Foto: Thomas Warnack
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Die Zahl der Zusammenschlüsse steigt

Immer mehr Fußballvereine müssen ihr Glück in Spielgemeinschaften suchen, da sie alleine über nicht mehr genügend personelle Ressourcen verfügen.

Bad Saulgau / sz - Der demografische Wandel lässt sich auch in der Region nicht aufhalten. Die Sportvereine spüren das und haben mit den Folgen zu kämpfen, auch im früher so verwöhnten Fußball. Sigmar Störk, Spielleiter Aktive und Jugend im Bezirk Donau, sagt: "Andere Sportarten hatten dieses Problem schon vor zehn Jahren. Wir haben es jetzt." Diesen zeitlichen Vorsprung dürfe man nicht verspielen und die Erfahrungen der anderen Verbände nicht unbeachtet lassen. Noch vor zehn Jahren standen viele Klubs personell noch ganz anders da, hatten genügend Jugendspieler. Inzwischen haben viele Vereine längst Spielgemeinschaften (scheinbar auf Zeit) gebildet. Einige Klubs waren konsequent und haben fusioniert, wieder andere haben sich einem anderen Verein angeschlossen. Doch was erwartet die Klubs in den kommenden zehn Jahren? Welche Hausaufgaben gilt es zu erledigen?

War vor einigen Jahren Fußball in vielen ländlich geprägten Gebieten noch die einzige Möglichkeit, sich in einem Verein sportlich zu betätigen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, sind die Möglichkeiten inzwischen viel breiter. Gleichzeitig lässt die Bereitschaft nach, sich dem Mannschaftssport und dem damit verbundenen Vereinsleben zu verschreiben. "Generation Smartphone", nennt das Marcel Gauggel, Vorsitzender des FC Krauchenwies/Hausen, und hat in den Jahren nach dem Zusammenschluss der beiden Vereine festgestellt: "Die Älteren erkennen den FC Krauchenwies/Hausen als ihre neue sportliche Heimat an, ein Problem gibt es eher mit einigen Jungen. Die wollen Unverbindlichkeit", räumt Gauggel ein. Seit der Saison 2017/2018 spielen die derzeit zwei Mannschaften als FC Krauchenwies/Hausen. Die Fußballabteilung des SV Hausen a. A. hatte sich damals dem FC Krauchenwies angeschlossen, nachdem in den beiden Jahren zuvor Hausens zweite Mannschaft mit dem FCK II in einer Spielgemeinschaft angetreten war. "Wir wollten nicht vollends warten, bis wir mit dem Rücken zur Wand stehen", sagt Gauggel, sprich bis die Not bei beiden zu groß ist, um zu müssen. Der SV Hausen am Andelsbach bietet nach wie vor andere Sportarten an, nur eben keinen Fußball mehr.

Der rollt ausschließlich beim FC Krauchenwies/Hausen, der derzeit über 400 Mitglieder und zirka 100 Jugendspieler verfügt. "Uns war klar, dass die Spielgemeinschaft nur temporär sein kann. Ein echter Zusammenschluss ist einfach besser", sagt Gauggel. Mit der Anzahl der Jugendspieler ist er zufrieden, auch wenn auch dies immer schwieriger werde. "Im unteren Jugendbereich, mit den Vereinen Krauchenwies/Hausen und Göggingen haben wir sogar einen Zuwachs, stehen bei 30, 40 Jugendlichen bei den Bambini", sagt Gauggel. Im Prozess des Zusammenwachsens konnte sich Gauggel, der auch einen "Beitritt" des SC Göggingen zum Fußballverein nicht ausschließt, immer auf den Württembergischen Fußball-Verband (WFV) verlassen. "Das lief sehr positiv. Zunächst über den damaligen Bezirksvorsitzenden Jürgen Amendinger, dann über den WFV. Ich kann nur jeden Verein ermutigen, der diesen Weg gehen will." Denn auch Gauggel rechnet damit, dass es in den kommenden Jahren noch mehr Spielgemeinschaften und Fusionen geben wird.

Eine Jugendspielgemeinschaft (JSG) unterhält der FV Neufra/Donau ab den C-Junioren seit zehn Jahren mit dem TSV Riedlingen und dem SV Daugendorf. Seit dieser Saison ist noch der FV Altheim hinzugestoßen. "Wir haben mit eigenständigen Jugenden gespielt. Die Spieler wurden weniger, auch leistungsbezogen", erinnert sich der Vorstandsvorsitzende Norbert Selg. "Daher sind wir auf den TSV Riedlingen und den SV Daugendorf zugegangen." In den ersten Jahren stellte die JSG in allen Altersklassen zwei Jugendmannschaften. "In diesem Jahr haben wir das bei den A-Junioren nicht mehr geschafft", sagt Selg. Die JSG bildete bereits viele Spieler der aktiven Mannschaften der drei Vereine aus. Eine klare Regel hat Selg für die JSG: "Wichtig ist, dass die Beschlüsse zwischen den vier Vereinen einstimmig gefasst und schriftlich als Protokoll festgehalten werden."

Es gelte schon den Jüngsten "Fußballsport im Verein schmackhaft zu machen. Die Zeit ist vorbei, dass die Spieler von alleine in den Verein kommen", sagt Selg. Der Funktionär müsse die Spieler überzeugen. Außerdem seien die Mannschaften mit qualifizierten Trainern zu besetzen, "die Leistung und Kameradschaft einordnen können". Langfristig sollen so Spieler für die Aktiven gewonnen werden. Aber auch Ehrenamtliche für den Verein. Für die kommenden Jahre hofft Selg auf die anstehende Strukturreform im Württembergischen Fußball-Verband (WFV), der aus derzeit 16 Bezirken zehn macht. Große Stücke hält er auf Spielleiter Sigmar Störk, der mit seiner Planung seinen Vereinen viel Zeitersparnis bringe. Dennoch sagt Selg: "Es ist schwer für den Bezirk, Bezirksmitarbeiter zu finden. Da kann es sein, dass hier der Verband noch mehr Aufgaben übernehmen muss. Mehr erwarte ich von der Regierung, dass die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen nach oben gesetzt werden."

Dass selbst schon bei den Bambini die Zahl der Spieler kleiner ist als noch vor einer Dekade muss selbst ein dörflich geprägter Verein wie der SV Braunenweiler erleben. "Vor einigen Jahren hatten wir noch 40 bis 60 Bambini und F-Junioren aus denen wir schöpfen konnten", sagt Markus Sommer, Vorsitzender des SV Braunenweiler. Das ist längst nicht mehr so. Noch immer sieht es zwar gut aus, aber längst bewegen sich die Größenordnung bei 20 bis 30 Kindern. Dass sich diese Entwicklung auch in den älteren Jugenden ("In der B-Jugend planen wir eine Kooperation mit dem FV Bad Saulgau") und erst recht im Aktivenbereich niederschlägt, ist klar. "In der Jugend arbeiten wir mit dem SV Renhardsweiler zusammen." Für viele kleinere Dorf- und Landvereine seien Spielgemeinschaften und Fusionen die Zukunft, auch im Fall des Braunenweilers. "Die Jugendspieler werden nicht mehr mehr." Deshalb könne dies auf eine Aktiven-SGM mit Renhardsweiler hinauslaufen.

Vor einem solchen Schritt seien natürlich infrastrukturelle Fragen zu klären. Aber vor allem bedeute eine SGM nicht automatisch, die doppelte Anzahl an Spielern. "Im ersten Jahr hast du 40, 50 Spieler, aber irgendwann brechen dir alle ab Nummer 31 weg." Und dann gelte es aufzupassen. Auch deshalb wolle er, wenn es ein Zusammenschluss anstehe, den Kontakt zu den Vereinen suchen, die dies schon durchgemacht hätten. Ein Schwund dann betreffe alle Bereiche: Ehrenamtliche, Schiedsrichtergewinnung. "Das ist und bleibt schwierig", sieht Sommer für die Zukunft klar.

Aufrufe: 06.11.2020, 20:54 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor