2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Das ist nicht die Landkarte der Bezirksliga Süd sondern die Liste der Verletzten des TSV Dinkelscherben. Deshalb schauen Trainer Christian Ludl (rechts) und sein kickender Co-Trainer Cosmin Uilacan so besorgt.	  F.: Oliver Reiser
Das ist nicht die Landkarte der Bezirksliga Süd sondern die Liste der Verletzten des TSV Dinkelscherben. Deshalb schauen Trainer Christian Ludl (rechts) und sein kickender Co-Trainer Cosmin Uilacan so besorgt. F.: Oliver Reiser

Die Verletztenliste ist ellenlang

Nach 16 Jahren in der Bezirksliga Nord will der TSV Dinkelscherben mit neuem Trainer in einer neuen Liga einen Neuanfang starten

Nur kurz ist die Verschnaufpause im Sommer. Und schon steht die neue Saison 2016/17 in den Bezirksligen vor der Tür. So ist es auch höchste Zeit für den traditionellen Kick-Off-Check, bei dem der Augsburger Landbote die höherklassigeren Mannschaften aus seinem Verbreitungsgebiet unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht der TSV Dinkelscherben, der nach 16 Jahren im Norden in die Bezirksliga Süd umsiedeln musste, und dort am 22. Juli beim SV Schwabegg das Eröffnungsspiel bestreitet.

Coach & Co.

Christian Ludl hat Michael Finkel abgelöst. Der 37-Jährige ist aber nicht gänzlich neu auf der Trainerbank des TSV Dinkelscherben. In den vergangenen drei Jahren hat er die A-Junioren der Lila-Weißen gecoacht. Nachdem er mit 18 seine erste Knie-Operation hatte, hat er sich schon bald auf den Trainerjob konzentriert. Beim SV Freihalden, bei der zweiten Mannschaft des Landesligisten FC Gerolfing und als Co-Trainer der Bundesliga-A-Junioren des FC Ingolstadt konnte er Erfahrungen sammeln. Im zur Seite stehen Ex-Spieler Michael Kaltenegger, der vor allem für den athletischen Bereich zuständig ist, Charly Mayer, der sich um die Torhüter kümmert, und Cosmin Uilacan, der als kickender Co-Trainer fungiert. „Er sieht auf dem Spielfeld, wo nachjustiert werden muss“, vertraut Ludl seinen Mitstreitern: „Ein gutes Team ist brutal wichtig.“ Dazu gehören auch die beiden Sportlichen leiter Reinhold Reiter und Manfred Wiener.

Hin & weg

Erneut hat der TSV Korsettstangen verloren. Daniel Wiener, mit 29 Treffern Torschützenkönig der Bezirksliga Nord, ist zum Bayernligisten FC Gundelfingen gewechselt. „Es tut weh, wenn so ein Spieler geht“, sagt Trainer Christian Ludl, „er gehört zu Dinkelscherben wie der Kaiserberg.“ Abwehrchef Fabian Röller hat den TSV in Richtung FC Pfaffenhofen-Untere Zusam verlassen. Neu im Kader sind Martin Petereit, der für den TSV Schwabmünchen 76 Bayernliga-Spiele als Linksverteidiger absolviert hat, Dominik Demharter von der SpVgg Auerbach-Streitheim sowie Hakan Avci und Alexander Zott aus der eigenen Jugend.

Glücks- & Sorgenkinder

Ein weiterer Neuzugang ist eigentlich Patrick Wolff. Der im Winter vom TSV Walkertshofen gekommene Stürmer war die ganze Rückrunde verletzt, kommt jetzt wieder in Fahrt. Ansonsten hat das Verletzungspech zugeschlagen. Am schlimmsten bei Stefan Hörtensteiner, der sich im Testspiel gegen die FCA-Junioren einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Auch Julian Kugelbrey, der nach seiner Roten Karte im vorletzten Spiel gegen Aystetten noch zwei Spiele Sperre absitzen muss, ist aus diesem Match mit einem Muskelfaserriss herausgegangen. Max Micheler (Kapselriss) und Dominik Mayrock (Adduktoren) fehlen ebenso, wie die Neuzugänge Peterreit und Zott, die sich noch im Aufbautraining befinden. „Ein noch nie erlebtes Ausmaß“, stöhnt Ludl.

Plus & Minus

Christian Ludl ist stolz, dass er beim TSV Dinkelscherben als Trainer arbeiten darf. „Hier bleibt immer alles ruhig. Das Umfeld passt, das Sportgelände, die Zuschauer unterstützen uns. Ich freue mich auf jedes Heimspiel.“ Auch für seine Mannschaft findet er nur lobende Worte: „Gute Mentalität, ehrgeizig, lernfähig – und es gibt keine Problemspieler.“ Dazu stimmt die Mischung aus alt und jung. Die „Oldies“ Cosmin Uilacan, Peter Jakob und Dominik Mayr sollen die „Youngsters“ führen, mehrere Angreifer die Tore von Wiener kompensieren. Einziges Manko: „Ein Großteil der Truppe ist ab und zu noch etwas grün.“

Philosophie & System

Bisher war das Spiel des TSV Dinkelscherben sehr auf Daniel Wiener fixiert. „Wir werden unser System umstellen müssen“, kündigt Ludl an, dass weite Bälle künftig weniger werden. Deshalb hat man in der Vorbereitung auch viel im taktischen Bereich gearbeitet. Als die Spieler zu überlegen angefangen hätten, hat es eine 0:6-Niederlage gegen den SV Manching gegeben. „Wir waren immer da, aber nie dran. So ein Dämpfer ist ganz gut“, will Ludl das Ergebnis aber nicht überbewerten. An der Grundformation 4-2-3-1 will er festhalten, obwohl er ein Fan der Dreierkette ist. „Wir sind flexibel“, sagt Ludl.

Wunsch & Wirklichkeit

„Wir haben keine festen Ziele“, sagt Christian Ludl, dem in erster Linie die Weiterentwicklung der vielen Eigengewächse wichtig ist. Außerdem könne er die neue Liga nicht einschätzen. Dennoch peilt man beim letztjährigen Tabellendritten die 50-Punkte-Marke an. Ludl: „Absteigen wollen wir natürlich auf keinen Fall!“

Prognose

Im vergangen Jahr hatten wir den TSV Dinkelscherben nach den Abgängen einiger Leistungsträger als Abstiegskandidaten eingestuft und wurden Lügen gestraft. Diesmal prognostizieren wir den Lila-Weißen trotz des Abgangs von Torjäger Wiener eine sorgenfreie Saison.
Testspiel Ein weiteres Testspiel bestreitet der TSV Dinkelscherben am heutigen Samstag beim FC Stätzling. Die Partie wird – ebenso wie das am Sonntag gegen den TSV Neusäß – im Landkreisstadion in Friedberg ausgetragen.

Aufrufe: 09.7.2016, 16:19 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor