"Die Spielvorbereitung ist wichtig"

Als überraschend positiv. Sicher kann man über die eine oder andere Situation immer diskutieren – aber insgesamt haben wir durchweg gute Spielleitungen erlebt .

Warum sind die Schiedsrichter diesmal so stark?

Erstens sind im Gegensatz zu einer WM jene Referees im Einsatz, die auch im Alltag in Europas Top-Wettbewerben aktiv sind. Zum anderen hat Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina einige gute neue Wege beschritten. Wie die Tatsache, dass professionelle Analysten den Schiedsrichtern im Vorfeld taktische Infos zu den Teams liefern.

Was kann ein junger Referee, der keine Analysten hat, von der EM lernen?

Auf jeden Fall auch die Tatsache, dass Spielvorbereitung wichtig ist. Im Internet gibt es heutzutage viele Daten, Infos und Videos zur regionalen Szene. Und man kann das Auftreten der Schiedsrichter beobachten. Im TV sieht man das schon gut, aber noch besser ist es im Stadion: Ich war bei Polen gegen Portugal in Marseille. Spannend, wie oft Felix Brych abseits des Balles mit den Spielern gesprochen hat – zum Beispiel mit Ronaldo nach jener 30. Minute, in der er ihm den möglichen Elfmeter nicht gegeben hat.

Wobei ja offenbleibt, was er ihm genau gesagt hat.

Das stimmt, aber entscheidender finde ich die Erkenntnis, wie wichtig Kommunikation generell ist. So kann man im Umgang mit den Spielern die eigene Persönlichkeit einsetzen. Als Schiedsrichter erreiche ich immer mehr, wenn ich mich ehrlich und klar erkläre, bevor ich eine Konzessionsentscheidung fälle, die neue Debatten erzeugt.

Wie finden Sie es, dass nun ein Italiener das Halbfinale der Deutschen leitet, obwohl seine Landsleute an Deutschland scheiterten?

Eine interessante Ansetzung, keine Frage. Aber Nicola Rizzoli ist einer der Besten der Welt, ein würdiger Schiedsrichter für das Halbfinale.