2024-04-25T14:35:39.956Z

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Einheitliche Trainingskleidung in Hennef... Foto: Henry/Kirch
Einheitliche Trainingskleidung in Hennef... Foto: Henry/Kirch

Die Sonntagskicker - Ganz unten die einen, ziemlich weit oben die ande

Zwischen dem FC Hennef 05 und Cosmos Bonn liegen Welten ? um genau zu sein sechs Spielklassen. Während der Mittelrheinligist

Zwischen dem FC Hennef 05 und Cosmos Bonn liegen Welten - um genau zu sein sechs Spielklassen. Während der Mittelrheinligist unter profiähnlichen Bedingungen arbeitet, sind beim D-Ligisten reine Hobbykicker aktiv. Zwei Vereine und ihre typische Woche.

Die anderen kicken in der D-Klasse, teilen sich den Trainingsplatz mit einer Damenmannschaft und sind das einzige Team des Vereins. Zwischen dem FC Hennef 05 und dem FV Cosmos Bonn liegen sechs Spielklassen und damit in Sachen Ansprüchen, Möglichkeiten und Herausforderungen ganze Welten. Der General-Anzeiger hat beide Teams eine Woche begleitet.

Trainingsauftakt: Bunte Hütchen am Spielfeldrand, Pylonen - neben den Trainings-Accessoires stehen Getränke für die Spieler bereit. Beim FC Hennef 05 steht am Dienstagabend die erste von vier Trainingseinheiten vor dem nächsten Pflichtspiel an. In der herbstlichen Jahreszeit finden die Einheiten meist auf dem hinteren der beiden gut ausgeleuchteten modernen Kunstrasenplätze des Trainingsgeländes an der Fritz-Jakobi-Straße statt. Schon für das Aufwärmprogramm nutzt das Team von Marco Bäumer jeden Winkel des Platzes. Neben Bäumer und Torwarttrainer Christoph Lobeck gehören ein Physiotherapeut und zwei Betreuer zum anwesenden Stab des Mittelrheinligisten.

Einen Tag später leitet Cosmos-Spielertrainer Oliver Boldt das Training des D-Kreisligisten. Dass er nicht annähernd über ähnliche Möglichkeiten verfügt wie sein Amtskollege Marco Bäumer, wird sofort deutlich: Auf dem Kunstrasenplatz in Ippendorf steht Cosmos nur eine Platzhälfte zur Verfügung, da gleichzeitig auch die Damenmannschaft der Sportfreunde Ippendorf trainiert. "Das schränkt uns aber nicht ein, denn wir sind ja meistens nur zu zwölft", betont Boldt.



bunt gemischt bei Cosmos - was beide eint: Sie sind mit viel Engagement bei der Sache. Foto: Henry/Kirch

Taktische Inhalte fallen der überschaubaren Trainingsbeteiligung zum Opfer. Stattdessen stehen Übungen auf dem Programm, bei denen eine saubere Ballannahme und sicheres Passspiel trainiert werden. "Wir haben das Training in diesem Bereich etwas professionalisiert, denn früher haben wir uns eigentlich nur zum Kicken getroffen", sagt Boldt.

Freitag: 20 Mann in rot-schwarzen Trainingsoutfits, die gemeinsam in Reih und Glied laufen - schon das Warmlaufen ist in Hennef etwas für das Auge: Unkontrollierte Torschüsse vor dem Training sind Fehlanzeige. Heute werden spezielle Übungsformen trainiert, die für die Spieltaktik am Wochenende wichtig sind. Ein explizites Gegner-Scouting gibt es in Hennef nicht. "Wir wissen schon, was uns erwartet, aber wir stellen uns nicht auf den Gegner ein. Der Gegner soll sich nach uns richten", sagt Bäumer. Spielverlagerung, Umschaltspiel, Pressing oder das Spiel in die Tiefe - es wird nichts dem Zufall überlassen. Bäumer flitzt zwischen den einzelnen Stationen hin und her, gestikuliert, gibt Anweisungen: "Klatschen lassen, Ball in die Tiefe. Los, los." Die lockere Stimmung vom Aufwärmen hat sich in Konzentration gewandelt. Eins wird schnell klar: Sowohl die mentale als auch die körperliche Schnelligkeit werden groß geschrieben.

Das rund anderthalbstündige Training von Cosmos hat dieselben Inhalte wie vor zwei Tagen. Viel hängt dabei von der Anwesenheit von Torwart und erstem Vorsitzenden Stefan Troisch ab, der mit seinen 60 Jahren der älteste Akteur des Kaders ist. Denn nur wenn er dabei ist, macht ein Torschusstraining wirklich Sinn. Bei den Passübungen ist erwartungsgemäß ein Unterschied zu den Hennefern zu erkennen: Das Tempo ist geringer, die Bälle landen nicht immer sauber am Fuß des Mitspielers. Auch die Atmosphäre ist wesentlich lockerer. Einheitliche Trainingsklamotten? Fehlanzeige.

Samstag: Zur perfekten Spiel-Vorbereitung gehört in Hennef ein einstündiges Anschwitzen am Samstagmorgen, in dem kleine Spielformen, Standardsituationen und Torabschlüsse trainiert werden. "Wir wollen uns etwas anheizen", sagt Bäumer. Vorgaben für die Bettruhe am Abend gibt es von Trainerseite aber nicht: "Man darf nicht den Fehler machen, Amateur-Fußball zu haben und Profi-Fußball leben lassen zu wollen", so der 43-Jährige. "Ich habe noch nie einen Spieler angerufen oder bei Pützchens Markt oder dem Siegburger Stadtfest hinter einem Zelt gestanden. Wer am Sonntag Gas gibt, kann von mir aus am Abend machen, was er will."

Auch ohne samstägliches Anschwitzen sieht es der 33-Jährige Boldt ähnlich: "Ich steige den Leuten nicht hinterher und gucke, wie ihre Abendgestaltung aussieht. Das wäre für unsere Liga auch zu viel des Guten." Da der Altersschnitt des Kaders bei knapp über 30 Jahren liegt, haben einige auch Familie und Kinder - die Zeit der großen Partys ist für viele passé.

Sonntag: 75 Minuten vor jedem Spiel versammeln sich die Hennefer in der Kabine. Alle Spieler sind im Ausgehanzug zum Treffpunkt erschienen, saubere Fußballschuhe sind selbstverständlich. Vor dem Aufwärmen hält der Trainer in der Kabine noch eine zehn bis 15 Minuten lange Ansprache, in der es um Taktik und Motivation geht. Das Motto: Kurz und knackig. "Die Jungs hören dir nach einigen Minuten eh nicht mehr zu", weiß Bäumer.

Die Cosmos-Mannschaft trifft sich immer eine Stunde vor dem Anpfiff, der in der D-Klasse in der Regel um die Mittagszeit ertönt. Im Optimalfall steht Boldt dann ein Kader von 15 Mann zur Verfügung, doch häufig nimmt nur ein Reservist auf der Auswechselbank Platz. "Manchmal wird es eng", berichtet Boldt, auch wenn er noch keine Partie in dieser Spielzeit wegen Spielermangels absagen musste - die Gefahr besteht aber.

Die Abläufe beider Mannschaften mögen sich in der Woche unterscheiden, ebenso wie Rahmenbedingungen und Spielermaterial. Wenn aber am Sonntag der Ball rollt, haben beide das gleiche Ziel: Spaß haben, drei Punkte holen.

Diese und alle bisherigen Folgen der Sonntagskicker finden Sie im Internet unter:

www.ga-bonn.de/sonntagskicker

In der Serie „Die Sonntagskicker“ sucht der General-Anzeiger die Story hinter der 1:0-Berichterstattung. In den Kategorien Vereinsliebe, Einwechslung, Transfer, Rote Asche, Typen, Foul und Abseits steht der Amateurfußball im Kreis Bonn und an der Sieg im Mittelpunkt.

Aufrufe: 021.10.2015, 18:45 Uhr
General-Anzeiger / Benedikt Brinsa und Matthias KiAutor