2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Thomas Ziegler wirkt ratlos. Der frühere Erndtebrücker saß noch lange nach Abpfiff auf dem Kunstrasen am Olper Kreuzberg. Foto: leem
Thomas Ziegler wirkt ratlos. Der frühere Erndtebrücker saß noch lange nach Abpfiff auf dem Kunstrasen am Olper Kreuzberg. Foto: leem

Die Schonfrist läuft ab

Heimkomplex beängstigend: Olper verspielen bei Zuschauern viele Sympathien

Verlinkte Inhalte

Olpe. Die sichtbaren Alarmzeichen sollten ernst genommen werden und zur intensiven Ursachenforschung zwingen. Der erste zahlende Kunde verließ die Arena postwendend, als das zweite Tor auf der falschen Seite fiel. 0:2.

Es waren exakt 19 (in Worten neunzehn) Minuten gespielt und der Mann, der ging, hatte genug gesehen. Später und in unregelmäßigen Abständen folgten weitere Augenzeugen, so dass beim Abpfiff nur noch die Treuesten der Treuen am Rande der Bande ausharrten. Peinlich, ärgerlich, bedenklich. Westfalenligist SpVg Olpe, am Sonntag 1:3-Verlierer gegen den TuS Sinsen, vertreibt seine Zuschauer und kämpft gegen einen beängstigenden Heimkomplex.


Vier Spiele, null Siege, 3:8 Tore, ein Punkt – so lautet die betrübliche Bilanz, die die Kreisstädter auf den letzten Platz der Heimtabelle spülte. „Was wir zu Hause bieten, ist unterirdisch“, traf Coach Marek Lesniak den Nagel auf den Kopf. Die Enttäuschung saß bei Trainer und Team gleichermaßen tief. So kauerten Thomas Ziegler und Steffen Hebbeker noch lange nach dem Schlusspfiff auf dem Kunstrasen und starrten ebenso ins Nichts wie Alexander Ochs, Fabian Schulte, Christian Griffel und Thomas Rath in der Nähe der Auswechselbank, die Marek Lesniak gar nicht verlassen hatte. In diesen Minuten herrschte eine gespenstige Ruhe, eine eisige Stille. Es muss eine Zeit der stillen Analyse, der Nachdenklichkeit und der Selbstkritik gewesen sein.


Erst nach einer langen Besinnung stand Lesniak auf und fasste die ganz schwache Leistung seiner Elf über die vollen 90 Minuten in einem kurzen Satz zusammen: „Wir haben auf der ganzen Linie versagt.“ Bitter und schmerzhaft für Team und Tribüne. Der Trainer wird jedoch nicht tatenlos zusehen, wie seine Mannschaft die Fans leichtfertig vom Kreuzberg vertreibt. „Bevor meine Position ins Wanken gerät, wird es für einige Spieler ungemütlich“, zieht Lesniak die Zügel an.


Heißt: Der eine oder andere Akteur, der sich als Stammspieler wähnt, wird sich in den kommenden Wochen wahrscheinlich auf der Auswechselbank wiedersehen. Die genauen Maßnahmen wird der Coach in dieser Woche mit dem Vorstand besprechen. Lesniak darf sich der Unterstützung der Vereinsspitze sicher sein. „Der Trainer genießt vollen Rückhalt“, sagte Olpes Sportlicher Leiter Björn Schneider und lag bei der Beurteilung der sportlichen Darbietung mit dem Coach auf einer Wellenlänge. Schneider: „In der ersten Halbzeit war es ein Klassenunterschied, in der zweiten war es etwas besser.“ Und auf die Frage nach der Leistung seines Teams antwortete er: „Ich habe keine Leistung gesehen.“


Keine Frage: Die Kreisstädter sind auf dem besten Weg, die Sympathien, die sie im vergangenen Spieljahr durch feinen Fußball erworben haben, zügig zu verspielen. „In der letzten Saison ist jeder 90 Minuten lang gelaufen. Heute meinen einige, dass der Erfolg von alleine kommt“, sagt Lesniak. Selbstzufriedenheit kennzeichnet das Team in weiten Teilen, das auf dem Rasen gegen den TuS Sinsen kollektiv versagte. So waren in allen Mannschaftsteilen große Defizite auszumachen. „Ich habe gedacht, dass unsere Jungs nach dem 4:1 in Wickede weiter wären. Doch das ist nicht der Fall“, meinte Lesniak, der sich in der Vergangenheit stets vor seine Spieler gestellt hat, tief enttäuscht. „Ich nehme viel auf meine Kappe, aber nicht alles“, so der Coach weiter. Die Schonfrist läuft ab. Langsam, aber sicher muss die komplette Mannschaft Verantwortung übernehmen.


Klar ist: Nach der Leistung gegen den TuS Sinsen haben fast alle Spieler keinen Anspruch mehr, am kommenden Sonntag erneut aufgestellt zu werden. Lesniak kann jedenfalls aussortieren, wenngleich personelle Alternativen rar gesät sind. Denn: Alexander Santana meldete sich nach seiner Knöchelverletzung schon am Sonntag zurück und stand als Auswechselspieler zur Verfügung. Julian Scheppe (Bänderriss) wird in ein, zwei Wochen mit den Übungsstunden beginnen. Tore und Punkte sind jedoch schon vorher gefragt – am kommenden Sonntag beim SV Brackel und am Samstag, 8. Oktober, 15 Uhr, gegen den DSC Wanne-Eickel. Das ist wieder ein Heimspiel.

Aufrufe: 026.9.2016, 17:30 Uhr
Werner LeemreizeAutor