2024-05-02T16:12:49.858Z

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In den oberen Spielklassen sind die Schiedsrichter mit Funk verbunden. Dies könnten auch die Obmänner der Schiedsrichtergruppen gut gebrauchen. Denn die Unparteiischen werden immer weniger und bald müssen die Obmänner SOS funken. 	F.: Christian Kruppe
In den oberen Spielklassen sind die Schiedsrichter mit Funk verbunden. Dies könnten auch die Obmänner der Schiedsrichtergruppen gut gebrauchen. Denn die Unparteiischen werden immer weniger und bald müssen die Obmänner SOS funken. F.: Christian Kruppe

Die Schiedsrichter funken SOS

In Augsburg gibt es teilweise in den B-Klassen keine ausgebildeten Unparteiischen mehr +++ Dies droht bald auch im Landkreissüden +++ Gruppen-Obmann Jürgen Warnck ein düsteres Szenario aufzeigt

Noch sieht es für die Fußballer im südlichen Landkreis ganz gut aus. Für nahezu alle Herrenspiele gibt es noch ausreichend Schiedsrichter. Da fällt es natürlich auf, wenn, wie zum Saisonauftakt in der Kreisklasse beim FC Kleinaitingen geschehen, gleich zwei Spiele in Folge der eingeteilte Schiedsrichter nicht erscheint. In beiden Fällen hat ein Schiedsrichter der Kleinaitinger die Spielleitung übernommen.

Jürgen Warnck, Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Südschwaben, kennt die Ursachen für die beiden Fälle. „Die Spiele waren beide besetzt. Beim ersten Ausfall kam dem eingeteilten Schiedsrichter kurzfristig ein privater Notfall dazwischen, beim zweiten Spiel irrte sich der eingeteilte Unparteiische im Tag. Das kann mal passieren“, sagt Warnck. Dass ein Vereinsschiedsrichter dann die Spiele leitet, findet er in Ordnung: „Da kann man vor allem davon ausgehen, dass nicht für das Heimteam gepfiffen wird. Denn diesen Vorwurf will sich in einem solchen Fall keiner anhören wollen. Da wird dann meist eher der Gast ein wenig besser wegkommen.“

In den Spielklassen bis zur Kreisklasse muss kein Schiedsrichter eingesetzt werden. Erst ab der Kreisliga besteht die Pflicht, von einem geprüften Regelwächter die Partie leiten zu lassen, sogar im Gespann. Fällt dort der Schiedsrichter aus, dann springt einer der Assistenten ein. „Außer es ist ein geeigneter Schiedsrichter vor Ort“, erklärt Warnck. Was aber gerade in den höheren Klassen schwierig wird.

Das zeigte zuletzt die Bayernligapartie zwischen Pullach und Hankofen. Dort bekam ein Mitglied des Gespanns Kreislaufprobleme und musste passen. „Da geht es dann zu zweit weiter. Man braucht nur einen dritten Helfer zum Winken“, erläutert der Obmann. Auch wenn ein weiterer Schiedsrichter vor Ort ist, ist der nicht immer in der Lage einzuspringen. „Ein Schiedsrichter, der sonst nur Kreisklasse pfeift, kann kein Spiel einer höheren Liga übernehmen. Ab der Kreisliga zählt auch die Qualifikation“, sagt Warnck.

Dass Herrenspiele in Zukunft immer weniger von ausgebildeten Schiedsrichtern geleitet werden, davon ist der Obmann überzeugt. „Es können jetzt schon einige Spiele in der B-Klasse nicht besetzt werden. Im Jugendbereich gibt es nur ab der Kreisliga Schiedsrichter“, sagt Warnck. Doch das ist erst der Anfang. „In ein paar Jahren wird auch bei uns kein Spiel in der B-Klasse von einem geprüften Schiedsrichter geleitet. Und in den A-Klassen wird es nur noch sporadisch Einteilungen geben“, zeichnet Warnck ein bedrückendes Szenario auf. „Es fehlt einfach an Nachwuchs“, stellt er fest. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Das Image der Schiedsrichter ist nicht das Beste. Auch die Entschädigung für den Aufwand, den die Unparteiischen betreiben, sei kein großer Anreiz.

In Sachen Image sieht Warnck Vereine und Zuschauer in der Pflicht. „Wenn man mitbekommt, was sich die Schiedsrichter zum Teil anhören müssen, wundert es nicht, dass viele keine Lust auf den Job haben. Schiedsrichter sind wichtig, ihre Aufgabe muss auch in den Vereinen positiver dargestellt werden“, fordert der Obmann. An der Aufwandsentschädigung will der Verband arbeiten. „Wir wollen die Spielgebühren anheben. Auch die Strafzahlung für Vereine, die keine Schiedsrichter stellen, soll höher ausfallen. Aber da müssen auch die Vereine zustimmen“, sagt der Obmann.

Vielleicht hilft eine Regelung wie beim Skaterhockey. Dort haben die Vereine die Pflicht, Schiedsrichter entsprechend der Zahl der gemeldeten Mannschaften zu stellen. „Eine Pflicht wäre natürlich toll, aber ich glaube nicht, dass die Vereine da mitmachen“, mutmaßt Warnck. So bleibt nur die Hoffnung, dass gerade die Fußballer, die mit 30, 35 Jahren aufhören zu spielen, bereit sind, auch mal zu Regelbuch und Pfeife zu greifen.

Kurzfristig bereitet der Schiedsrichtermangel nur in den unterklassigen Ligen Probleme. Doch mittelfristig sieht Warnck auch Probleme auf die höheren Ligen zukommen. „Es gibt kaum mehr Konkurrenzkampf. Darunter leidet irgendwann auch die Qualität“, stellt Warnck fest. Daher reagiert er meist verstimmt, wenn sich die Vereine über die Leistung seiner Schützlinge beklagen. „Das haben die Vereine doch selbst in der Hand“, stellt er fest. Vor allem über seine älteren Kollegen bricht er eine Lanze. „Ohne die Schiedsrichter über 60 wären wir aufgeschmissen.“

Aufrufe: 028.9.2017, 14:44 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Christian KruppeAutor