2024-04-25T10:27:22.981Z

Im Nachfassen

"Die Partie gegen Lollar war der Wendepunkt"

+++ FC Grüningen gelingt 4:2-Überraschungscoup gegen Lollar/Staufenberg +++ Trainer Jürgen Luft sieht nach langer Talfahrt einen Aufwärtstrend +++

In der letzten Saison gelang dem FC Grüningen unter dem nach der schwachen Hinrunde agierenden Trainer Jürgen Luft spät der Klassenerhalt. Vier Siegen aus fünf Partien nach der Winterpause legten dafür den Grundstein. Luft blieb und musste die Mannschaft nach internen Differenzen und vielen Abwanderungen mehr oder weniger freiwillig umkrempeln, ihr ein neues und deutlich verjüngtes Gesicht geben. Nach zwei heftigen Auftaktpleiten (2:10 gegen die VfB Gießen U23 und 0:9 gegen Utphe/Trais-Horloff/Inheiden) folgte die erste große Überraschung: Ein 5:2-Sieg beim klaren Favoriten ASV Gießen. Statt einem Aufwärtstrend ging es erst einmal wieder steil bergab. Der FC verlor so oft, dass selbst Luft aufhörte zu zählen - acht Pleiten am Stück waren es.

Gegen die FSG Lollar/Staufenberg, als Tabellenzweiter mit erst zwei Niederlagen nicht gerade ein Leichtgewicht der Liga, waren daher am Sonntag drei Punkte nicht wirklich fest eingeplant. Doch es sollte anders kommen. Nach 90 Minuten hatte sich Grüningen einen 4:2-Erfolg erkämpft. Trainer Jürgen Luft stand FuPa.net über die schwierige sportliche Situation Rede und Antwort.


FuPa: Herr Luft, war Ihnen klar, dass ihr Team nach dem Umbruch mit weit über zehn Zu- und Abgängen so tief im Abstiegskampf landen wird?

Jürgen Luft: "Dass es schwer werden wird, war mit klar, aber dass einige Spieler, mit denen ich fest geplant hatte, kurz vor dem Start noch gehen werden, kam dann doch überraschend. Mit Nils Jung, Thorsten Hubeler, Nils Port, Roman Alberti, Artur Reichenborn und noch einigen mehr, stehen uns gute Kicker derzeit nicht zur Verfügung. Und nur mit 19 oder 20-jährigen kann man keine A-Klassen-Saison bestreiten. Deshalb bin ich froh, mit unserem Torwart Patrick Weber, der eine echte Galionsfigur ist und die Spieler mitreißt, sowie Manuel Herget und Marcel Schidlowski noch drei erfahrene und starke Spieler vor allem in der Defensive bekommen zu haben. Dieser Umbruch braucht aber Zeit. Am Anfang haben die Spieler beispielsweise nicht verinnerlicht, dass alle elf Mann auf dem Platz defensiv denken müssen."

FuPa: Was waren die wichtigsten Faktoren, die zum 4:2-Sieg gegen Lollar/Staufenberg geführt haben?

Luft: "Schon gegen Heuchelheim II (1:2) und Lich II (2:3) haben wir zuletzt unser Potenzial besser abgerufen. Nach dem 0:12 gegen Großen-Linden konnte es auch nicht mehr schlimmer kommen. Bei den heftigen Niederlagen haben uns oft wichtige Spieler gefehlt. Gegen Lollar standen mit Patrick Sauer und Ali Can zwei „Sechser“ auf dem Feld, die ihre Sache sehr gut gemacht haben. Zuvor hatten wir vor der Abwehr häufig große Lücken. Die beiden haben gegen Lollar aber gut verschoben, die Räume dicht gemacht und auch unsere jungen Außenspieler Gabriel Gülec und Gabriel Kourie leisteten viel Arbeit nach hinten. Dadurch kamen Marco Moscagiuli und Steven Hassler nie richtig in Fahrt. Zudem hat Patrick Weber im Tor einmal mehr überragend gehalten und vorne André Lense gezeigt, dass er für den ein oder anderen Treffer gut ist. Wir haben uns endlich als Mannschaft präsentiert und vielleicht auch davon profitiert, dass der Gegner uns etwas unterschätzt hat. Ich denke aber doch, dass die Partie der Wendepunkt war."

FuPa: Die nächsten Gegner Allendorf/Lahn, Türkiyemspor, Annerod und Klein-Linden II sind alle samt Mitkonkurrenten im Abstiegskampf. Was ist für Grüningen bis zur Winterpause noch möglich?

Luft: "Die jungen Spieler sind jetzt sicherer und auch Spieler wie André Lense haben jetzt Selbstvertrauen getankt. Wichtig ist, dass auch sporadisch eingesetzte Akteure, wie Ali Can oder Jörn Kruff, bei denen es aufgrund ihres Studiums außerhalb Gießens nicht immer klappt, die uns aber sofort weiterhelfen, so oft es geht mitspielen. Gegen Allendorf müssen wir vor allem Regisseur Mirco Geyer aus dem Spiel nehmen und gegen Türkiyemspor müssen wir uns mächtig anstrengen, um deren Kampfgeist Paroli bieten zu können. Ich rechne uns aber gegen alle vier Gegner etwas aus. Sechs Punkte sollten bis zur Winterpause mindestens möglich sein."

FuPa: Wie sehr hängen die kommenden Ergebnisse von ihrer Zukunft im Verein ab?

Luft: "Im Vorstand gab es trotz der Niederlagenserie nie Zweifel. Klar sind im Umfeld nach solchen Ergebnissen nicht immer alle super zufrieden. Aber realistisch betrachtet, war oft nicht mehr drin. Gegen Lollar waren aber wieder mehr Zuschauer am Platz. Zusammen mit den sportlichen Verbesserungen sind das positive Signale. Wenn man mich lässt, bleibe ich bis Saisonende. Alles weitere hängt auch mit meiner privaten und beruflichen Zukunft zusammen."

FuPa: Vielen Dank für das Gespräch.

Aufrufe: 020.10.2015, 08:00 Uhr
Tim GeorgAutor