2024-05-10T08:19:16.237Z

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Endlich wieder kicken! 	Symbolfoto: Uli von Mengden
Endlich wieder kicken! Symbolfoto: Uli von Mengden

»Die Kinder sind so dankbar«

JUGEND: +++ Jugendfußballtraining starten oder nicht? Steinbach und Aar sind dabei, Eschenburg wartet +++

Haiger/Herborn/Eschenburg. Wie haben die Kinder das Fußballtraining vermisst! Die Ankündigung des TSV Steinbach und des JFV FC Aar, nach Lockerung der Kontaktbeschränkungen nach und nach auch ihren Nachwuchsgruppen das Trainieren zu ermöglichen, ist vor allem bei den jüngeren Jahrgängen mit großer Begeisterung aufgenommen worden.

Matthias Hagner, einer der D-Jugend-Trainer beim JFV FC Aar, gibt das Stimmungsbild mit den Worten „Die Kinder sind so wahnsinnig dankbar“ wieder. Die JSG Eschenburg hingegen will frühestens im Juni den „Shutdown“ beenden. Sie hat bei neun Mitgliedsvereinen und angesichts von sechs Trainingsstätten mehr zu organisieren als die beiden anderen Vereine.

Unter den Jugendfußball-Gruppen- und Verbandsligisten im Fußballkreis Dillenburg hat der TSV Steinbach in Kooperation mit der JSG Kalteiche schon recht früh an einer Rückkehr auf den Rasen nachgedacht. Jugendkoordinator Arnd Rübsamen sagt: „Wir wollten ganz klar wieder trainieren lassen. Die Kinder und Jugendlichen lechzen nach Fußball.“ Er berichtete am Freitag: „Wir haben vor zweieinhalb Wochen damit begonnen, ein Konzept in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Hessischen Fußballverbands zu erarbeiten und umzusetzen.“

Die C1-Junioren fungierten als „Testpiloten“ und sorgten mit einem gelungenen Trainingsdurchgang dafür, dass nach und nach auch die B-Jugend, die A-Jugend und die D-Jugendlichen wieder an den Ball durften. Demnächst soll auch die E-Jugend wieder kicken. Für D- und E-Junioren ist ein Training einmal in der Woche vorgesehen. Die älteren Altersklassen absolvieren bereits zwei Einheiten.

Was die Rahmenbedingungen angeht, so hat der TSV Steinbach versucht, die HFV-Vorgaben so gut wie möglich umzusetzen. Die Teilnahme am Training ist sowohl für die Übungsleiter als auch für die Spieler freiwillig. „Es wäre kein Ding, wenn jemand nicht dabei wäre“, sagt Rübsamen. Alle melden sich über eine App zum Training an oder von der Teilnahme ab. An den einzelnen Trainingsstationen kann im Grunde alles geübt werden, was im Fußball gängig ist - mit Ausnahme von Zweikämpfen oder Mannschaftsspielformen.

Körperkontakt müssen die Spieler vermeiden. Die Prämisse lautet: „Immer schön auf Abstand bleiben.“ Mehr als zehn Spieler sollen nicht gemeinsam trainieren. Zwei bis drei Trainer und Betreuer sollen darauf achten, dass alles wie geplant abläuft. Als Trainingshelfer und Abstandsüberwacher bindet der Verein zurzeit sogar Eltern ein.

Für Arnd Rübsamen macht es aus mehreren Gründen Sinn, selbst ohne einen Wettkampf vor Augen wieder mit dem Fußballspielen zu beginnen. Erstens: „Die Jungs und Mädchen sind seit Mitte März ohne Training und ohne Spielbetrieb. Es herrschte absoluter Stillstand. Das wirft die Jugendlichen zurück, und wir hatten durchaus die Sorge, dass der eine oder andere sogar die Lust am Fußball verlieren würde.“

Letzte Trainingsstation: Desinfizieren

Der andere Punkt, und hier spricht der Fußballtrainer aus Rübsamen: „Man kann unter den aktuellen Bedingungen viel detaillierter an der Technik arbeiten als in einem Mannschaftstraining, in dem die Vorbereitung auf einen Wettkampf im Mittelpunkt stehen würde. Passspiel ist immer ein Thema, und die Ballannahme und Ballmitnahme mit dem ersten Kontakt sind mitunter auch schon einmal schwach“, versucht er, den Ehrgeiz anzustacheln. Die letzte Übungsstation heißt für alle Trainingsteilnehmer „Desinfektion“.

Die D-Junioren des JFV FC Aar hatten von ihren Trainern Matthias Hagner und Yannick Hardt zu beginn der Corona-Pause kleine Hausaufgaben gestellt bekommen. Im Mittelpunkt standen Stabilisations- und Kräftigungsübungen, aber auch kleine Übungen mit dem Ball, die zur Not sogar im Wohnzimmer hätten ausgeführt werden können. Matthias Hagner berichtete für seine Gruppe am Freitag: „Inzwischen befinden wir uns schon wieder in der zweiten Trainingswoche.“

Von den 16 Kindern im Kader der D1 lässt sich kaum eines die wöchentliche Trainingseinheit entgehen. „Wir würden uns sogar drei Trainingseinheiten in der Woche zutrauen“, kann Hagner auf ein großes Trainer- und Betreuerteam zurückgreifen. Aber was den Alltag der Kinder betrifft, gibt es seiner Ansicht nach noch zu viele Fragezeichen. „Die Kinder besuchen unterschiedliche Schulen, und sie haben unter unterschiedlichen Voraussetzungen Unterricht“, nennt er ein Beispiel.

Auch beim JFV FC Aar wird in Kleingruppen unter möglichst vielen Betreuer und unter Wahrung eines Abstands zum Spielpartner trainiert. Bälle und andere Trainingsmaterialien werden desinfiziert.

Die JSG Eschenburg wiederum hat mit dem Trainieren noch nicht begonnen. Jugendleiter Christopher Müller nennt einen wesentlichen Grund: „Wir haben neun Mitgliedsvereine und sechs unterschiedliche Trainingsstätten. Es ist einfach schwieriger, überall die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, als wenn sich alles auf einem einzigen Fußballplatz abspielen würde.“

Ein weiterer Grund: An den Schulen ist Sportunterricht noch nicht möglich, aber in den Vereinen soll schon wieder alles paletti laufen. „Das passt nicht zusammen“, sieht Christopher Müller Erwartungshaltung und Wirklichkeit ausein-anderfallen.

Dem Nachwuchs kann er trotzdem schon signalisieren, dass seine Zeit kommen wird. Die JSG-interne Trainingssperre gilt zunächst aber noch bis zum 5. Juni. „Wir werden im Vorstand überlegen, wie wir verfahren werden“, sagt er. Er kann sich vorstellen, „mal locker mit der C-Jugend anzufangen.“ Denn: Einige Spieler aus anderen Vereinen wollen sich dieser Mannschaft anschließen. Die Verantwortlichen würden die jungen Kicker gern einmal im Training begutachten. Auch Christopher Müller weiß: „Nach mehr als zwei Monaten Pause brennen alle aufs Fußballspielen.“ Egal wo im Kreisgebiet.



Aufrufe: 029.5.2020, 20:08 Uhr
Sven Jessen (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor