2024-03-28T15:56:44.387Z

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De Biasi: Vom Torwart zum Torjäger   Foto: Bm
De Biasi: Vom Torwart zum Torjäger Foto: Bm

Die Jungen Wilden des SV Hoffeld

Meistergeschichten (Teil 3) Beim Aufsteiger in die Kreisliga A bekommt der eigene Nachwuchs eine Chance

Die Jungen Wilden, so nannte man einst die Kicker des VfB Stuttgart. Als noch bessere Zeiten auf dem Cannstatter Wasen herrschten und Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel, Alexander Hleb und Co. unter Felix Magath in der Champions League wirbelten, machten sie diesem Slogan alle Ehre. Heute passt dieses Motto nur noch sehr bedingt auf den Bundesligisten in Weiß-Rot. Ganz anders ist das beim SV Hoffeld: Für den scheint der Slogan wie gemacht.

In Hoffeld hat man aus der Not eine Tugend gemacht. Nachdem feststand, dass es mit der A-Jugend in der Spielzeit 2014/15 wohl nichts werden wird, da viele der jungen Kicker unter der Saison ein halbes Jahr im Ausland verbringen wollten, beschloss man kurzerhand, die Eigengewächse in die beiden Herrenmannschaften einzugliedern – und das erwies sich als echter Glücksgriff. Der Aufstieg von der Kreisliga B 3 in die A-Klasse ist dem Team von Trainer Jürgen Fröschle sicher. „Ohne die A-Jugendlichen wäre dieser Erfolg sicher nicht möglich gewesen“, meint der Hoffelder Coach, „sie sind bei uns gar nicht mehr wegzudenken.“

Hoffeld setzt auf junge Talente

Dass der SV Hoffeld auf junge Talente setzt, ist auch den bitteren Erfahrungen geschuldet, die der Club in den vergangenen Jahren gemacht hat. Dem Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga innerhalb von nur drei Jahren folgte der jähe Absturz bis in die B-Klasse. Wie so viele Emporkömmlinge setzte auch der SVH auf auswärtige Spieler. Viele der Kicker kehrten dem Verein aber nach der einzigen Landesliga-Saison wieder den Rücken – der Absturz war programmiert. Zumal der Verein finanziell „nicht auf Rosen gebettet ist“ (Fröschle).

Auch auf lange Sicht ist die Landesliga deshalb nicht das erklärte Ziel. „Die Landesliga ist schon eine Hausnummer. Der Verein hat seine Erfahrungen damit gemacht“, meint SVH-Trainer Fröschle, „aus sportlicher Sicht waren sie gut, aber wirtschaftlich muss man eben auch in der Lage sein, das zu stemmen.“ Und dazu ist der kleine Club aus Degerloch nicht in der Lage. Deshalb meint Abteilungsleiter Alexander Lipsky nach dem Erlebnis Landesliga: „Wir sind erst einmal geerdet. Irgendwann streben wir die Bezirksliga an – aber mehr erst einmal nicht.“

Wenig Reibereien beim Umbruch

Mindestens genau so viel Energie wie in die sportlichen Ziele will man weiterhin in die Förderung des Nachwuchses stecken. Jugendleiterin Bettina Rapp, die die Neuausrichtung mit in die Wege leitete, meint: „Wir versuchen den Jungs, sobald sie 18 Jahre alt sind, die Chance zu bieten, in die Herrenteams reinzuschnuppern.“ In Anbetracht des Alters der Hoffelder ist es beachtlich, wie wenig Reibereien es nach dem Umbruch gab: Dies zeigt auch die Tatsache, dass die beiden Herrenmannschaften gemeinsam trainierten und jede Woche neu entschieden wurde, welcher A-Jugendliche in der ersten oder in der zweiten Mannschaft auflaufen wird.

So viel Harmonie schlägt sich natürlich auch in der Leistung auf dem Platz nieder – in bisher 17 Spielen erzielte die Fröschle-Elf beeindruckende 117 Treffer. 18 Tore gehen auf das Konto von Marcel De Biasi, der besonders aus dem starken Hoffelder Kollektiv hervorsticht. De Biasi wurde im vergangenen Jahr mangels Alternativen vom Feld- zum Torspieler umfunktioniert. In dieser Saison rückte er dann wieder ans andere Ende des Feldes in den Sturm. Und das war von Erfolg gekrönt. Vom Goalkeeper zum Goalgetter: Wer aus der Not eine Tugend macht, fährt oft erstaunlich gut damit. Der SV Hoffeld ist der beste Beweis.

Aufrufe: 06.6.2015, 15:00 Uhr
StN/Michael BoschAutor