2024-04-24T13:20:38.835Z

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Ein Ex-Profi zu Gast beim FC Memmingen: Timo Gebhart während der Trainingseinheit am Montagabend zwischen Ikenna Ezeala (links) und Elias Kollmann (rechts).
Ein Ex-Profi zu Gast beim FC Memmingen: Timo Gebhart während der Trainingseinheit am Montagabend zwischen Ikenna Ezeala (links) und Elias Kollmann (rechts). – Foto: Foto: Olaf Schulze
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Die bayerische Politik gibt dem Druck nach

Ligabetrieb im Amateur-Fußball ab 19. September wieder zugelassen – Timo Gebhart trainiert in Memmingen

Ravensburg / sz - Die Drohkulisse einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung ist ganz offensichtlich erfolgreich gewesen: Am Dienstag beschloss das bayerische Kabinett, ab 19. September wieder Ligaspiele im Amateurfußball und andere Breitensportwettkämpfe zu erlauben – und das sogar mit einer begrenzten Anzahl an Zuschauern. Zuvor hatte der Bayerische Fußball-Verband mit dem Klageweg als letztem Mittel gedroht, sollten kurzfristig keine weiteren Lockerungen von staatlicher Seite beschlossen werden und der Amateurfußball damit keine Gleichbehandlung mit dem Kulturbetrieb erfahren.

BFV-Präsident Rainer Koch zeigte sich am Dienstag sehr erleichtert über die Entscheidung in München. "Das ist eine gute Nachricht für den gesamten bayerischen Breitensport und ein großer Erfolg unserer Fußballvereine, die sich in den vergangenen Tagen nochmals sehr, sehr klar positioniert und den Kurs des Verbandes mit überragender Zustimmung unterstützt haben", sagte Koch in einer ersten Reaktion: "Wir bedanken uns ausdrücklich und stellvertretend für alle politischen Entscheidungsträger bei Innenminister Joachim Herrmann für die jetzt sehr rasch getroffene Entscheidung und das positive Signal. Uns war es immer wichtig, einen sachlichen Dialog zu führen, eine Klage wäre nur das letzte Mittel gewesen – auch das haben wir immer betont."

Damit skizzierte Koch womöglich nur unzureichend, welchen Druck er und der BFV in den vergangenen Tagen ausgeübt hatten. Bei einer Pressekonferenz am Nachmittag ließ er durchscheinen, was alles im Hintergrund an Gesprächen lief, als er die "große Geschlossenheit" und die "Kampagnenfähigkeit" der bayerischen Fußballvereine lobte. Diese hatten sich in einer Umfrage zu mehr als 80 Prozent für einen "sehr zeitnahen" Re-Start ausgesprochen. Sogar mehr als 85 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Vereinsvertreter hielten demnach "den Kurs der Bayerischen Staatsregierung im Umgang mit dem Breitensport im Freistaat mittlerweile für nicht mehr nachvollziehbar". Der BFV hatte in diesem Zusammenhang noch einmal auf das am 13. August vorgelegte "detailliert ausgearbeitete Muster-Hygienekonzept für einen Re-Start mit einer begrenzten Anzahl an Zuschauern" verwiesen, wie sie beispielsweise bei kulturellen Freiluft-Veranstaltungen in Bayern seit geraumer Zeit ausdrücklich erlaubt seien.

Koch sagte, dass die Spielleiter nun unmittelbar die nächsten Spieltage ansetzen würden. Nach der Unterbrechung der Saison Mitte März hatte der BFV entschieden, die Spielzeit nach der coronabedingten Pause zu Ende zu führen. Die eigentlich ab dem Herbst geplante Saison 2020/21 soll dafür entfallen.

Koch betonte, dass es dem Verband nun ein Anliegen sei, das eine Fünftel an Vereinen, dass sich nicht für einen zeitnahen Neustart ausgesprochen hatte, dafür zu begeistern, dass der Ligabetrieb in eineinhalb Wochen wiederaufgenommen werden kann. Er wolle das aber "nicht mit aller Gewalt" tun, fügte Koch hinzu,

Regionalligist FC Memmingen, der sich in den vergangenen Monaten immer sehr defensiv zu einem Re-Start geäußert hatte, blieb derweil seiner Linie treu. In einer ersten Reaktion zeigte sich der FCM "aufgrund der Lage weiter skeptisch". Trotzdem werde er "sofort mit den Planungen für den Re-Start beginnen", teilte der Verein mit: "Dazu werden eine schnelle Entscheidung der Stadt Memmingen zu den Sportstätten und vom Bayerischen Fußballverband dringlich das zugesagte Muster-Hygienekonzept und natürlich die Spielpläne erwartet." Die letzten beiden Punkte sollen laut BFV bereits erfüllt sein oder zeitnah erfüllt werden.

Unabhängig von den politischen Entscheidungen bahnt sich womöglich eine gute sportliche Nachricht für den FC Memmingen an. Denn Ex-Profi Timo Gebhart hält sich seit Montagabend bei dem Regionalligisten in seiner Heimatstadt fit. Für Cheftrainer Esad Kahric ist der 31-Jährige ein alter Bekannter, nicht nur weil Gebhart mit Kahrics Sohn Dino eng befreundet ist. Auch die Aufnahme bei seinen neuen Trainingspartnern in Memmingen sei unkompliziert und herzlich gewesen, hieß es. Gebhart sei sofort eingebunden worden, habe die komplette Trainingseinheit absolviert, lasse sein technischen Können aufblitzen und habe "in den taktischen Abschnitten gerade für die jungen FCM-Spieler den einen oder anderen Tipp parat". "Gerade unsere jungen Spieler können sich allein im Training schon viel von Timo abschauen", wird der sportliche Leiter Thomas Reinhardt in einer Vereinsmitteilung zitiert. "An Spekulationen beteiligen wir uns aber nicht", betonte Reinhardt bezüglich einer möglichen Verpflichtung Gebharts. Dass diese ein Thema ist, ließ der frühere Profi des VfB Stuttgart und des TSV 1860 München selbst vor der ersten Einheit durchscheinen: "Ja, ich werde mich ab heute beim FC Memmingen fithalten und schauen, was passiert."

Aufrufe: 08.9.2020, 16:24 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor