2024-05-02T16:12:49.858Z

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Francesco Di Frisco und sein Trainerkollege Francesco Guerra (hinten) haben bei Calcio reichlich Baustellen ausgemacht. Diese wollen sie nun gemeinsam beackern. Foto: Yavuz Dural
Francesco Di Frisco und sein Trainerkollege Francesco Guerra (hinten) haben bei Calcio reichlich Baustellen ausgemacht. Diese wollen sie nun gemeinsam beackern. Foto: Yavuz Dural

Di Frisco / Guerra: „Eine Aufbruchstimmung erzeugen“

Bei Calcio Leinfelden-Echterdingen soll in Zukunft Ruhe einkehren. Zu diesem Zweck wurde unter anderem ein Mannschaftsrat gebildet.

Francesco Di Frisco und Francesco Guerra, das neue Trainergespann des Fußball-Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen, über Saisonziele, die Rivalität mit dem Ortskontrahenten sowie ihre Bemühungen um die Außendarstellung des italienischen Filderclubs.

Am gestrigen Donnerstag ist ein 20-Mann-Tross von Calcio Leinfelden-Echterdingen in aller Herrgottsfrühe mit dem Flieger zu einem einwöchigen Trainingslager unter Spaniens Wintersonne aufgebrochen. Damit hat der Filderclub seinen Hauptpreis eingelöst, den sich der Aufsteiger in die Fußball-Verbandsliga im vergangenen Sommer durch seinen Turniererfolg beim Erdinger-Meister-Cup vor dem Zweitplatzierten Kosova Bernhausen gesichert hatte – und zudem nahezu perfekte Bedingungen, um sich inklusive von zwei geplanten Testspielen auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Vor dem Abflug nach Murcia hat sich das seit Dezember neue und gleichberechtigte Calcio-Trainergespann Francesco Di Frisco (29) und Francesco Guerra (29) noch die Zeit genommen, um in einem Interview mit der Filder-Zeitung über seine Tätigkeit beim Tabellenvierten in Württembergs höchster Fußball-Spielklasse zu sprechen.

Hallo die Herren, Ihren Start bei Calcio darf man angesichts der Turniersiege in Bernhausen und Echterdingen, die Sie ja sogleich mit Ihrem neuen Team geholt haben, als gelungen bezeichnen. Wie ist darüber hinaus die Eingewöhnung an Ihrer neuen Wirkungsstätte bislang verlaufen?

Francesco Di Frisco: Wir sind sehr gut aufgenommen worden, sowohl von der Mannschaft als auch von den Vereinsverantwortlichen bei Calcio. Ich persönlich hatte mir den Einstieg vorab viel schwieriger vorgestellt, als es nun tatsächlich gekommen ist. Nach jetzigem Stand muss ich dazu sagen: Daumen hoch.

Francesco Guerra: Diese Einschätzung kann ich nur bestätigen. Die Zusammenarbeit mit dem Abteilungsleiter Michael Alber klappt schon super. Und auch die Spieler haben sehr gut auf uns reagiert und ziehen bislang alle vorbildlich mit. Das hat uns den Einstieg natürlich erleichtert.

Wie war denn die Herangehensweise bei Ihrer ersten gemeinsamen Trainerstation – und worauf legen Sie den Fokus?

Di Frisco: Wir beide sind natürlich nicht unvorbereitet in diese Geschichte gestartet, sondern haben uns viele Gedanken gemacht. Prinzipiell möchte ich sagen, legen wir sehr großen Wert auf Disziplin und ein gutes und freundschaftliches Miteinander, das haben wir unseren Spielern von Anfang verdeutlicht. Über praktische Dinge, zum Beispiel welches Spielsystem wir spielen lassen oder welche taktischen Maßnahmen wir ergreifen, möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt aber eigentlich noch nicht sprechen. Wir haben bis zu unserem Punktspielauftakt am 4. März (Anmerkung: auswärts beim Mitaufsteiger VfL Pfullingen) schließlich noch reichlich Zeit, um uns darüber konkrete Gedanken zu machen. Generell halte ich eh nichts davon, in alte oder junge, in erfahrene und unerfahrene Fußballer oder Trainer zu unterscheiden. Aus meiner Sicht gibt es diesbezüglich nur gute oder schlechte Kräfte – und daran lassen wir beide uns nach dieser Saison gerne messen.

Sie hatten angekündigt, als eine Ihrer ersten Amtsmaßnahmen einen Mannschaftsrat zu installieren. Wie ist der Stand der Dinge?

Di Frisco: Abgeschlossen. Der Mannschaftsrat steht. Ihm gehören Shkemb Miftari, Gökhan Gümüssu, Marco Di Biccari, Josip Pranjic und Nico Crisigiovanni an. Von uns waren lediglich zwei Akteure fest vorgegeben, die weiteren drei Mitglieder kamen auf Initiative der Mannschaft hinzu. Unsere Vorgaben waren dabei, dass es jeweils ein junger und ein älterer Spieler sein sollen sowie ein Akteur, der schon seit längerer Zeit bei Calcio an Bord ist. Und wie sich jetzt gezeigt hat, lagen wir vom Trainerteam mit unseren Erwartungen über die personelle Besetzung des Rates vorab ziemlich richtig – was wiederum einiges über die Wertschätzung der gewählten Spieler innerhalb der Mannschaft aussagt.

Welche Funktion hat Ihr Mannschaftsrat?

Di Frisco: Er ist ein absolut wichtiges Gremium, der zusammen mit unserem Mannschaftskapitän Giuseppe Ricciardi und seinem Stellvertreter Volkan Candan innerhalb des Kaders Entscheidungen treffen soll, bei welchen wir Trainer nicht unbedingt mit einbezogen werden müssen. Umgekehrt haben wir jetzt genügend Ansprechpartner für Fragen, die nicht im kompletten Mannschaftskreis geklärt werden müssen. Dazu zählen für mich auch etwaige interne Konflikte, die künftig mannschaftsintern behandelt und nicht über die Öffentlichkeit ausgetragen werden sollen.

Genau dies war in der Vergangenheit mitunter eines der Probleme des Vereins. Wie sehen Sie eigentlich den Club Calcio in der Öffentlichkeit?

Di Frisco: Um ehrlich zu sein: Ich hatte vor meinem jetzigen Engagement nur recht wenig mit Calcio zu tun gehabt. Zu hören und zu lesen waren dennoch immer wieder auch negative Dinge; dass Spieler undiszipliniert und respektlos sein sollen und nicht auf den Trainer hören. Positiv war für mich demgegenüber der sportliche Aspekt mit zwei Aufstiegen in der jüngeren Vereinsgeschichte.

Guerra: Ich hatte Ähnliches gehört. Doch es macht keinen Sinn, nur von der Vergangenheit zu reden. Francesco und ich sind hier, weil wir gemeinsam mit dem Club Calcio in eine gute Zukunft starten und jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen wollen. Dazu zählt, dass wir die gesamte Infrastruktur im Verein und innerhalb unserer Mannschaft qualitativ verbessern möchten.

Was bedeutet dies konkret?

Di Frisco: Unser eigener Anspruch lautet, hier unter möglichst professionellen Strukturen arbeiten zu können. Dazu zählt neben einer Topmannschaft, die wir zweifelsohne bereits zur Verfügung haben, auch die Besetzung gewisser Funktionen, die ab einer gewissen Spielklasse einfach notwendig sind. Einen Physiotherapeut und einen Mannschaftsarzt sowie einen Torwarttrainer haben wir bereits dazugeholt. Aktuell suchen wir noch einen Stadionsprecher, der bei den Calcio-Heimspielen für gute Stimmung und den richtigen Rahmen sorgen soll. Wir sprechen hier wohlgemerkt von einem Verein, dessen Ziele nicht in der Fußball-Verbandsliga zwingend enden müssen. Außerdem arbeiten wir bereits daran, die Sponsoren des Clubs weiter in den Vordergrund zu rücken.

Wie es heißt, haben Sie innerhalb des Teams nun einen Strafenkatalog eingeführt.

Die Frisco: Das ist richtig. Wie eingangs schon erwähnt, legen wir großen Wert auf die Disziplin. Unser Hauptziel ist es, Struktur in diesen Verein hinein zu bekommen, dazu benötigen wir vor allem zwei Dinge: Ruhe und Disziplin. Wir wollen Spaß am Fußball vermitteln. Nicht zuletzt natürlich auch deshalb, damit künftig möglichst viele Zuschauer zu unseren Heimspielen kommen.

Guerra: Es geht uns um Professionalität – und das soll auf allen Ebenen gelten.

Di Frisco: Richtig. Da gibt es außerdem noch weitere Punkte, die wir gerne positiv gestalten möchten.

Bitte schön.

Di Frisco: Ein großes Anliegen ist es uns, neben einer reibungslosen und gut funktionierenden Zusammenarbeit mit der Presse auch das Miteinander mit unserem Ortsnachbarn TV Echterdingen zu verbessern. In den wenigen Wochen seit unserem Amtsantritt ist uns beiden recht deutlich geworden, dass in beiden Punkten in der Vergangenheit einiges schief gelaufen sein muss – ohne dass ich jetzt an dieser Stelle konkrete Beispiele nennen möchte. Wir müssen deshalb schauen, dass wir gegenüber unserer Partner möglichst schnell mit alten Vorurteilen aufräumen und künftig nicht nur enger, sondern auch mit Vertrauen und Respekt zusammenarbeiten. Auch dafür soll der Verein Calcio Leinfelden-Echterdingen fortan stehen.

Über sportliche Ziele haben wir bislang noch nicht gesprochen. Aktuell belegt Ihr Team als Aufsteiger ja einen beachtlichen vierten Tabellenplatz. Geht da in den verbleibenden 13 Saisonspielen noch etwas in Richtung Aufstieg in die Fußball-Oberliga?

Di Frisco: Ich denke, dass der Meistertitel und damit der direkte Aufstieg wohl an den unangefochtenen Spitzenreiter SGV Freiberg gehen wird. Dahinter zählen wir mit Calcio momentan zu einer der Mannschaften, die sich noch Aussichten auf den Relegationsrang zwei machen dürfen.

Guerra: So sehe ich das auch.

Das Gespräch führte Frank Pfauth.

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Aufrufe: 010.2.2017, 12:02 Uhr
Filder-Zeitung / Frank PfauthAutor