2024-05-10T08:19:16.237Z

Über FuPa

DFB-Chef will Annäherung im Videostreit

Niersbach regt eine faire Übereinkunft zwischen Fußballverband und Verlagen an

Am Ende erntet Wolfgang Niersbach doch noch ein bisschen Applaus. „Ich will das Thema beilegen“, sagt der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei einer Diskussion auf dem Zeitungskongress des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Klatschen von den Rängen des Theaters Regensburg. Jetzt sind sich Niersbach und einige seiner Zuhörer, 450 Entscheider aus der deutschen Medienbranche, doch einmal einig.

Bei der Diskussion geht es um den Videostreit zwischen dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und mehreren Medienhäusern – eine Auseinandersetzung, die seit Monaten für viel Ärger und Aufsehen sorgt. Die Kernfrage: Darf der BFV für die Videoberichterstattung in den Bayern- und Landesligen von Medienhäusern eine Lizenzgebühr verlangen – oder wahlweise die kostenlose Übereignung des Materials zur Verwendung auf der vereinseigenen Homepage? Die Auseinandersetzung wird längst juristisch ausgefochten: Inzwischen liegt der Fall beim Oberlandesgericht.


„Wem gehört der Sport?“ ist beim Kongress der Titel der Diskussion zwischen Niersbach, Hans Georg Schnücker, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Rhein Main, und Kurier-Chefredakteur Joachim Braun. Der Kurier gehört zu den Verlagen, die sich im Rechtsstreit mit dem bayerischen Verband befinden. ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein leitet die Runde. Die Vorlage dazu darf DFB-Chef Niersbach selbst liefern, mit einem Vortrag. Doch Niersbach, der wichtigste Mann im größten Fußballverband der Welt, pirscht sich nur zaghaft an das Thema Videostreit heran. Der Rheinländer, der selbst als Journalist für die Sportnachrichtenagentur SID arbeitete und DFB-Pressechef wurde, startet mit Anekdötchen: von einem maulfaulen Sportredakteur, der SID-Volontär Niersbach anno 1973 ein falsches Eishockey-Resultat in die Agenturmeldung diktierte; von Pressekonferenzen im Frühstückssaal bei der WM 1990 in Italien. Aus dem Zuschauerraum kommen Lacher – aber auch erste ungeduldige Twitter-Botschaften.


Dann spricht Niersbach doch noch über die mögliche Konkurrenz zwischen Fußballverbänden und Medienhäusern. Der DFB und die Landesverbände wollten mit ihren Internet-Angeboten eine „Servicestation für die ganze Fußball-Landschaft“ ausbauen. Gleichzeitig stehe man aber zur Kooperation mit den Verlagshäusern. Und in Konkurrenz zu den Medienhäusern – und Online-Portalen wie dem vom Kurier in Oberfranken angebotenen Fupa.net – wolle man schon gar nicht treten. Noch ein paar Dankesworte, dann beendet Niersbach den Vortrag.


So zaghaft Niersbach den Video-Streit behandelt, so schonungslos konfrontiert ihn dann aber Müller-Hohenstein damit. „Kaum hat der Amateurfußball eine Bühne gefunden, funkt der BFV dazwischen“, sagt Müller-Hohenstein. „Das ist der Eindruck.“ Die Diskussion kommt sofort in Fahrt. Die Verbände müssten eben „Einnahmen von oben“ generieren, um die Beiträge für ihre Mitglieder niedrig zu halten, sagt Niersbach darauf. „Einnahmen von oben“ – damit spricht er die Lizenzgebühren an, die der Bayerische Fußball-Verband von Medienhäusern für die Videoberichterstattung verlangen will. Und immerhin gebe es doch für die Medienhäuser eine einfache Lösung: Ihre Videos dem Fußballverband gratis zur Verfügung zu stellen. Gemurmel von den Rängen.


Kurier-Chefredakteur Joachim Braun entgegnet Niersbach: „Sie können doch nicht erwarten, dass wir zu unseren Lasten für Sie gratis Videos machen.“ Und Schnücker fügt hinzu: „Eigentlich muss doch jeder vernünftig denkende Mensch froh sein, wenn die Amateurvereine die größtmögliche Aufmerksamkeit bekommen.“ Niersbach hält dagegen – und rutscht dann nervös auf seinem Sessel herum, während ein Video mit Vereinsfunktionären eingespielt wird, die sich über die „Bestrafungsmentalität“ ihres Fußballverbands mokieren. Ähnliche Töne waren in der Vergangenheit auch aus Ostbayern zu hören.
Niersbach schlägt dann versöhnliche Töne an. Er spricht sich für ein „faires Agreement“ zwischen Medienhäusern und Bayerischem FußballVerband aus. Die Landesverbände müssten sich als „Serviceunternehmen“ für Vereine verstehen. Er wolle dem Thema „die Schärfe nehmen“, könne allerdings dem BFV-Präsidenten Rainer Koch keine Haltung aufzwingen. „Sie wissen ja, wie schwierig es in der Politik ist, Interessen über Bayern hinweg durchzusetzen“, sagt Wolfgang Niersbach in die Runde – und erntet zum Schluss noch einmal Gelächter.

Aufrufe: 022.9.2015, 09:41 Uhr
redAutor