2024-04-25T10:27:22.981Z

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Die jungen Wilden des FC Neustadt II gehören zu den Titelfavoriten in der Kreisliga A2. | Foto: Patrick Seeger
Die jungen Wilden des FC Neustadt II gehören zu den Titelfavoriten in der Kreisliga A2. | Foto: Patrick Seeger

Der Winter als schärfster Gegner in der Vorbereitung

Vor dem Kreisliga- A-Start: Zuversicht in Neustadt und Lenzkirch +++ Gündelwangen, Göschweiler, Löffingen II und St. Märgen im Abstiegssog

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Endlich wieder Kickern gegenüberstehen, die ihre Leidenschaft robust auf den Platz bringen, wollen die Kreisliga-A-Teams aus dem Hochschwarzwald, für die am Wochenende die Frühjahrsrunde beginnt. Die Nase voll haben Trainer und Spieler von Gegnern, die in den vergangenen Wochen auch mit viel Spaß am Ball nicht zu bekämpfen, sondern nur zu ertragen waren: der Winter, die Grippewelle und ja, die Fasnet. Vorne mitspielen wollen die Fußballer des FC Neustadt II und vielleicht des FC Lenzkirch, den Blick von unten nach oben richten heißt es im Abstiegskampf beim SV Gündelwangen, SV Göschweiler, FC Löffingen II und Schlusslicht SV St. Märgen.
FC Neustadt II
Er könnte jetzt einfach mal jammern, aber weil FCN-Trainer Oliver Mahler positiv denkt, ist er an diesem von Graupelschauern begleiteten März-Wochentag gut gelaunt: „Meine Spieler und ich freuen sich riesig, dass es wieder losgeht.“ Allen Sorgen, dem Standortnachteil und dem ewig mühsamen Kampf mit dem wetterwendischen Winter zum Trotz. Husten, Schnupfen, Heiserkeit, das wäre ja noch zu verschmerzen gewesen, aber in den vergangenen Wochen wurde die FCN-Reserve massiv von der Grippewelle heimgesucht. Dazu kommen drei Langzeitverletzte, die zu Beginn der Frühjahrsrunde fehlen werden: Stefan Cardoso plagt sich mit Leistenproblemen, Mohamed Hodroj und der in der Winterpause vom SV Eisenbach gekommenen Marco Waldvogel werden durch lädierte Knie an der Ballarbeit gehindert. Der FCN-Kader ist derzeit ausgedünnt. „Aber“, sagt Mahler und lacht, „da müssen wir durch“. Nicht irritieren lassen will er sich, am Können seiner Elf, die Anfang Oktober in der Tabelle noch ganz oben stand, ehe vier Niederlagen in Folge für einen jähen Absturz sorgten, hat er keinen Zweifel. Mut macht Mahler die mit 4:1 gewonnene Testpartie gegen den FC Dachsberg, „da haben wir gespielt, wie ich mir das vorstelle“. Mahlers Zielvorgabe für die Frühjahrsrunde ist ehrgeizig: „Wir wollen besser abschneiden als im vergangenen Jahr“. Damals war der FCN Vierter. Mit dem Spurt nach vorn beginnen wollen die Neustädter am Samstag im Heimspiel gegen die mit schnellen Stürmern anreisenden Öfinger. „Wenn wir engagiert sind, wird das was Positives“, so Mahler.

FC Lenzkirch
Schon Mitte Januar und damit so früh wie kaum ein anderes Kreisliga-A-Team bat FCL-Trainer Zeljko Cosic seine Kicker zu ersten Übungseinheiten auf den Platz. Es war eine Vorsichtsmaßnahme, wohl wissend um die Kapriolen des Winters. Immer wieder schneebedeckt war der Platz im Atmosstadion, „die Ballarbeit kam natürlich zu kurz“, so Cosic, der seinen Kickern immer wieder lange Laufeinheiten zumuten musste. Den Standortnachteil Schwarzwald nimmt Cosic, früher robuster Verbandsligastürmer, seit Jahrzehnten mit Gelassenheit an: „Wintertraining ist hier oben auf dem Wald halt fast immer mies.“ Die Grippewelle machte auch vor den FCL-Kickern nicht halt, dazu kamen allerlei Zipperlein, so dass Cosic „bislang noch nie alle Spieler gleichzeitig in einem Training gesehen“ hat. Gekickt wurde trotzdem, durchaus mit Erfolg. Dem 0:2 nach einem wilden Hin und Her ohne taktische Ordnung gege die A-Junioren der DJK Donaueschingen folgten ein 2:2 gegen die SG Schlüchttal, ein 3:3 gegen FKB Villingen und ein 1:1 beim FC Fischbach. Damit nicht genug, besiegten die Lenzkircher am Wochenende den Bezirksligisten SV Hölzlebruck mit 1:0. Cosic weiß, dass sein Team wohl mindestens vier Punktspielwochen braucht, um das hohe Level der Herbstrunde zu erreichen, in der die Lenzkircher mit Siegen in Serie überraschten. Der Kroate Leon Smintic hat den FCL bereits wieder verlassen, weil er keinen Job im Hochschwarzwald fand. Zum Auftakt der Frühjahrsrunde sind die Lenzkircher am Sonntag in Gündelwangen gefordert. „Das wird ein heißes Derby“, so Cosic, „und eine anspruchsvolle Aufgabe“.

SV Gündelwangen

Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. „Den Job könnte jeder machen“, sagt Nurhan Ardiclik, Trainer des SV Gündelwangen, „mein Anteil am Erfolg beträgt vielleicht ein Prozent“. Es ist dieses eine Prozent, das am Ende in der dritten Kreisliga-A-Saison des SVG über Drinbleiben oder Rausfliegen entscheiden dürfte. Von Rang neun startet die SVG-Elf am Sonntag im prestigeträchtigen Heimspiel gegen den Erzrivalen Lenkirch in die Frühjahrsrunde und damit aus einer Position, so günstig wie noch nie seit dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren. „Wir schaffen das“, ist Ardiclik überzeugt, „weil das alles prima Jungs sind, die einfach zusammenhalten“. Und so lässt er sich durch allfällige Probleme nicht aus der Ruhe bringen. „Der Winter, die Fasnet als Rhythmusbrecher, die Grippewelle, es hat einfach alles gepasst“, sagt Ardiclik. Er hätte Grund zu klagen nach einer Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde, „die für mich so schwierig war wie noch nie, seit ich in Gündelwangen bin“. Wo seine Mannschaft steht, weiß er nach den Testspielen mit zwei 1:3-Niederlagen gegen Bettmaringen und Eisenbach sowie einem 1:1 im Vergleich mit der SG Schlüchttal nicht. Aber eines weiß er auch ohne SVG-Spielmacher Thomas Fischer, der zurzeit rund um die Welt reist: „Gegen Lenzkirch werden sich die Jungs zerreißen. Im Hinspiel waren wir klar besser.“

SV Göschweiler

„Wir spielen schon hart“, kommentiert Trainer Andrzey Cytacki den letzten Platz seiner Mannschaft in der Fairnesswertung, „wir haben halt einige Rote Karten bekommen, aber zuletzt war es besser“. Rang 13, den seine Mannschaft in der regulären Tabelle innehat, ist der Fixpunkt für alle Besorgten. Das Ufer, das den Klassenerhalt bedeutet. Zwei Teams steigen ab und es könnte sein, dass der Drittletzte in die Relegation muss. „Ich würde mich freuen, wenn wir auch am Saisonende auf diesem 13. Platz stehen würden“, sagt der Coach des SV Göschweiler, der im Sommer sein Amt niederlegen wird. Die Suche nach einem Nachfolger läuft gerade und ist nicht ganz einfach, wie Vereinschef Walter Keßler bestätigt: „Schwierig, es muss halt passen.“ Von vier Testspielen hat Cytackis Mannschaft drei gewonnen und einmal remis gespielt. Eine gute Ausbeute, allerdings ruhte das Mannschaftstraining neun Tage über Fastnacht. Dem Trainer hat das gar nicht geschmeckt. Die Testspiele seien das eine, Pflichtspiele das andere. „Das wird ein ganz schwieriges Spiel für uns“, sagt Cytacki vor der Auswärtspartie am Sonntag beim FV Möhringen. Er hält den Gegner für eine „spielerisch sehr starke Mannschaft“. Offensiv sei sein Team jedoch immer für Tore gut. Auch in Möhringen. Abwehrspieler Daniel Raiber wird nach seinem Schienbeinbruch in der Frühjahrsrunde nicht mehr spielen, Cytacki hofft inständig, dass der kleine Kader im Abstiegskampf nicht zum Problem wird.

FC Löffingen II

In der Herbstrunde wurden schon zwei Spieltage der Rückrunde ausgetragen und betrachtet man die Rückrunden-Tabelle isoliert, dann steht der FC Löffingen II als Zweiter mehr als ordentlich da. Die letzten beiden Spiele vor der Winterpause haben die Rothosen gewonnen. Das Problem ist: Es waren die einzigen Siege in der ganzen Runde bisher. „Wenn wir die richtige Tabelle auf den Kopf stellen, sind wir auch Zweiter“, flachst FCL-Trainer Michael Baumann. Das aktuelle Klassement offenbart die ganze Schwierigkeit der Aufgabe in den 13 Frühjahrsspielen, die Lage der Landesliga-Reserve ist ernst: Mit zehn Punkten aus 17 Spielen ist die Mannschaft Vorletzter, die sichere Zone ist acht Punkte entfernt. Baumann ist bekennender Optimist, Trainer müssen das sein, und sagt: „Wir steigen nicht ab.“ Derzeit hat er 21 Spieler im Training, nachdem der halbe Kader in der Hinrunde verletzt war. Das Fundament passt jetzt wieder, zudem profitierte die zweite Mannschaft von der konsequenten Schneeräumung im Haslachstadion. „Die Spieler haben durchgezogen“, sagt Baumann, der erste Spieltag beschert Löffingen II mit dem Tabellenzweiten SG Riedöschingen/Hondingen jedoch „gleich einen Hammer “ (Baumann). „Jede Nuss ist knacken“, sagt der Löffinger Trainer trotzig, „wir werden das probieren“. Nach vielen Jahren als Jugendtrainer und viereinhalb Jahren als Coach bei den Aktiven legt Baumann nach dieser Runde „eine schöpferisch Pause“ ein. Er wird vermehrt mit seinem Wohnmobil unterwegs sein „und die Gegend erforschen“, wie er amüsiert erzählt.

SV St. Märgen

Er ist nicht zu beneiden um diesen Job. Udo Moser, langjähriger Jugendtrainer des SVM und bislang Coach der zweiten Mannschaft, soll das fast Unmögliche möglich machen. Seit Silvester ist der 28-Jährige neuer Cheftrainer des SV St. Märgen. Gerade einmal sechs Punkte stehen auf der Habenseite des Tabellenletzten. Moser lässt das ungerührt: „Totgesagte leben länger.“ Am 16. Januar bat er zur ersten Übungseinheit, bei einem Trainingslager in Orsingen am Bodensee schwor er sein Team auf die schwere Frühjahrsrunde ein. „Die Vorbereitung lief recht gut“, sagt Moser. Das soll sich am Sonntag auszahlen, bei der ersten Bewährungsprobe des Jahres beim SSC Donaueschingen. „Wenn wir unsere Leistung bringen, ist was drin“, sagt Moser.
Aufrufe: 08.3.2017, 22:00 Uhr
Johannes Bachmann & Jürgen Ruoff (BZ)Autor