2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
Andreas Übler betreut das TSV-Damenteam seit drei Jahren. F: Spörlein
Andreas Übler betreut das TSV-Damenteam seit drei Jahren. F: Spörlein

Der TSV Lonnerstadt siegt und siegt

Ein Neuling als Senkrechtstarter

Sie sind die Senkrechtstarterinnen der Saison: Als Neuling haben die Fußballerinnen des TSV Lonnerstadt die Konkurrenz regelrecht geschockt. Alle Spiele gewonnen, den besten Angriff, die beste Verteidigung und die Top-Torjägerin. Wie haben die Damen das gemacht?
Geheimnisse oder gar einen Zaubertrank gibt es nicht, dafür aber viele Tugenden, die noch keiner Mannschaft geschadet haben: Trainingsfleiß, Begeisterung und Kampfgeist. Trainer Andreas Übler: „Die Mädels haben sich meine Devise zu eigen gemacht. Wenn es fußballerisch mal nicht so klappt, dann muss man die Arschbacken zusammenkneifen und kämpfen.“Der 32-Jährige hat viele Jahre in der „Ersten“ des TSV gespielt, ist jetzt aber beruflich bedingt meist bei der Reserve am Ball.

Übernommen hat er die Mannschaft vor drei Jahren. Zuvor war das eher eine hobbymäßig ausgerichtete Truppe, die zwischendurch auch mal ein Jahr in der Liga aussetzte und stattdessen nur in einer Privatrunde kickte. Doch der Grundehrgeiz von Übler griff auf seine Schützlinge über: „Was den Trainingsfleiß angeht, könnten sich viele unserer Herren eine Scheibe von den Damen abschneiden. Die sind alle sehr wissbegierig und wollen am liebsten alles sofort umsetzen. Ich bin sogar schon blöd angemacht worden, als ich der Mannschaft was Gutes tun wollte und ein Training abgesagt habe.“

Der seiner Meinung nach wichtigste Coup ist gleich im ersten Jahr gelungen: „Endlich raus aus der Kreisklasse“ - in der untersten Liga will schließlich keiner gerne spielen. Im zweiten Kreisligajahr gelang der nächste Aufstieg. Und nun sogar winkt ein weiterer Durchmarsch in die Bezirksoberliga.

Kein „verdienter Dämpfer“

Doch die Zahlen in der Tabelle wirken klarer als die wahren Machtverhältnisse in der Bezirksliga, glaubt der Coach: „Meine Spielerinnen werden mich schlagen, aber in ein, zwei Spielen hätte ich mir eine Niederlage gewünscht – einfach, weil wir da nicht gut waren und wir einen Dämpfer verdient gehabt hätten.“ Aber seine Mädels zogen den Kopf immer wieder aus der Schlinge. So gegen den FC Pegnitz II, gegen den frau noch fünf Minuten vor Schluss zurücklag und dennoch mit 4:3 gewann.

Dieser Siegeswille macht das Team inzwischen aus, dennoch ist der Aufstieg keine Pflicht, „wichtiger ist es, dass wir uns spielerisch weiter entwickeln“. Und ob das Team überhaupt hoch will? Manche hätten wohl Angst, dann mal was kräftig auf die Mütze zu bekommen. Abteilungsleiter Andreas Popp hätte nichts dagegen, wenn das Team, das seit zweieinhalb Jahren zu Hause ungeschlagen ist, noch einmal aufsteigen würde. Zum einen bildete der 28-Jährige mit Übler in der Anfangsphase zusammen das Trainergespann und zum anderen sieht er den Frauenfußball als echte Bereicherung des Vereinslebens: „Die Spiele sind so attraktiv, dass wie nicht mehr die Reserve das Vorspiel der Ersten bestreiten lassen, sondern unsere Damen.“ Ein Aufstieg in die BOL wäre „historisch“, vor den Damen spielte nur einmal (2004) ein TSV-Team oberhalb der Kreisebene: die männliche A-Jugend.

Auch Übler wäre nicht bange vor der BOL, schließlich sind seine Damen mit einem Durchschnittsalter von 21, 22 Jahre noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt. Schon heuer sei ein Prozess festzustellen gewesen: „Beim ersten Spiel hätten fast alle noch eine Windel gebraucht, weil sie sich vor Respekt fast in die Hosen gemacht hätten. Inzwischen lassen wir uns nicht mehr beeindrucken und lassen uns auch nichts gefallen.“ In der Kreisliga hatten die Lonnerstadterinnen noch die Fairplay-Wertung gewonnen, heuer gab es schon ein paar Karten mehr – auch eine in Gelb-Rot.

Wie die Rückrunde verläuft, hängt für Übler vor allem davon ab, wie das erste Spiel ausgeht. Da spielt der TSV bei der SG 83 Nürnberg/Fürth, dem eigentlichen Ligafavoriten, der sich vor der Saison mit einem halben Dutzend Regionalligaakteurinnen des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth verstärkt hatte. „Wenn wir da gewinnen, sind wir kaum noch zu stoppen“, glaubt der Trainer.

Verstecken muss sich sein Team, dem er von Beginn an eine gute Rolle in der Liga zugetraut hatte, keineswegs. Mit einem Quartett vom SC Gremsdorf, der lange in der Bezirksliga spielte, nun aber nur noch in der Kreisklasse startet, und einigen Eigengewächsen, die aus der „Konkursmasse“ des einstigen BOL-Klubs FSV Großenseebach zurückgekehrt sind, ist der TSV-Kader breit aufgestellt. 27 Spielerinnen stehen Übler zur Verfügung. Diejenigen, die nicht zum Zug kommen, können in der Zweiten, die in einer Spielgemeinschaft mit dem TSV Burghaslach antritt, Spielpraxis sammeln.

Dennoch gibt es für den Coach, der von Manfred Schütz, Frank Hasslauer und Markus Rössner unterstützt und teils auch vertreten wird, drei Akteurinnen, die er kaum ersetzen kann, seine Mittelachse: In der Innenverteidigung die erst 17-jährige Stefanie Litz, die aus Etzelskirchen kam und „eingeschlagen hat wie eine Granate“, Spielmacherin Verena Haberkamm und natürlich Goalgetterin Kathrin Litz.

Ewig lange Pause

Einziges Problem derzeit: Seit 8. November ist Winterpause, erst im April geht es weiter. Da muss man die Form erst einmal konservieren. An der Futsal-Kreismeisterschaft nimmt man aus Prinzip nicht teil, bestreitet lieber vier Turniere nach den alten Hallenregeln. Im Moment ist aber Pause, erst Mitte Februar ruft Übler seine Damen wieder zum Training. Bis dahin organisieren diese selbst ihre Indoor-Einheiten – schließlich wollen die Senkrechtstarterinnen im Frühjahr weiter oben bleiben und keinesfalls abstürzen.

Aufrufe: 04.12.2015, 18:53 Uhr
Holger Peter (NN Herzogenaurach)Autor