2024-04-24T07:17:49.752Z

FuPa Portrait
26. Oktober 2014: Benjamin Bläser (links) ermahnt den Wattenscheider Spieler Tim Boss. 14?500 Zuschauer sind zur Partie ins Stadion von Rot-Weiss Essen gekommen. Foto: imago/Revierfoto
26. Oktober 2014: Benjamin Bläser (links) ermahnt den Wattenscheider Spieler Tim Boss. 14?500 Zuschauer sind zur Partie ins Stadion von Rot-Weiss Essen gekommen. Foto: imago/Revierfoto

Der Traum von der 1. Bundesliga

Schiedsrichter Benjamin Bläser schafft mit 28 Jahren den Aufstieg in die 3. Fußball-Bundesliga. Eine akribische Vorbereitung ist für den Obzierer enorm wichtig. Akzeptanz bei Spielern und Trainern erarbeiten.

Aufgeregt? Nein, aufgeregt ist Benjamin Bläser nicht, wenn er das Spielfeld betritt. Kameras stören ihn auch nicht. „Ich würde es eher so sagen: vor jedem Spiel herrscht eine gesunde Anspannung.“ Der 28-jährige Verkaufsleiter aus Oberzier ist in seinem Lieblingssport aufgestiegen – als Schiedsrichter darf er ab der kommenden Saison Spiele in der 3. Bundesliga leiten, bisher durfte er das „nur“ in der Regionalliga West.
Dabei hat er schon längst Bundesliga-Luft nicht nur geschnuppert, sondern eher inhaliert. Als Assistent durfte er bisher in Liga 3 und sogar in der 2. Bundesliga in den Stadien auflaufen – und hat dabei wie in der Regionalliga mit guten Leistungen überzeugt. Fehler? „Ich bin natürlich nicht frei von Fehlern“, sagt Bläser. „Wichtig ist, dass man anschließend die Ursache für Fehlentscheidungen analysiert, um sie künftig zu vermeiden.“ Viele Fehlentscheidungen kann sich Bläser nicht geleistet haben, sonst wäre er nicht in Liga drei aufgestiegen. Immerhin stellt sein Verband gerade mal drei der 21 Schiedsrichter. Da ist neben ein bisschen Glück vor allem die konstant souveräne Leistung die Voraussetzung, um eine Klasse höher Spiele leiten zu dürfen. Zur Fehlervermeidungsstrategie gehört aber vor allem die akribische Vorbereitung auf die Spiele.

Natürlich belegt Bläser die entsprechenden Lehrgänge. Mindestens genauso wichtig ist für ihn aber auch, sich mit den Mannschaften und Spielern zu beschäftigen. Hat er es zum Beispiel in einer Partie mit einem Derby zu tun? Gibt es eine Vorgeschichte zum Spiel? Geht es für ein Team um Auf- oder Abstieg? Welche Spielertypen erwarten einen? Versucht ein Team eher über den Kampf den Sieg zu erzielen? Bläser: „Wenn man sich davon überraschen lässt, ist es zu spät.“ Hinzu kommt, dass er sich als junger Schiedsrichter die Akzeptanz bei Spielern und Trainern immer erst erarbeiten muss – erst Recht bei seinen ersten Einsätzen in der 3. Liga: „Die Spieler wissen ja auch, dass man neu in der Klasse ist. Die gucken natürlich, wie weit sie gehen können.“ All das macht den Oberzierer aber keineswegs nervös. Schon in der abgelaufenen Saison hat er in der Regionalliga Knaller-Partien wie die der Traditionsvereine Rot-Weiß Essen gegen Wattenscheid 09 vor 14 500 Zuschauern geleitet, war unter anderem auch bei zwei Spielen der ersten Runde im DFB-Pokal als Linienrichter im Einsatz. In beiden Fällen kam es zur Verlängerung und zum Elfmeterschießen. Da kommt es auch für Schiedsrichter und ihre Assistenten auf die körperliche Fitness an.

Zwei bis drei Trainingseinheiten absolviert Bläser in der Woche, um bei seinen rund 35 bis 40 Einsätzen in einer Saison immer auf Ballhöhe zu sein. Etwa ein Drittel seines Jahresurlaubs opfert Benjamin Bläser für sein Fußball-Hobby. Machbar ist das nur, weil sein Arbeitgeber ihn unterstützt. Die Begeisterung für den Fußball hat der 28-Jährige schon als Kind verspürt: „Mir kitzeln immer die Füße. Ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball.“ Mit 14 Jahren wurde er Schiedsrichter, mit 18 wurde ihm klar, dass es spielerisch zu einer Karriere nicht reichen würde: „In die 3. Liga hätte ich es nicht geschafft.“ Eine fußballerische Perspektive wollte er dennoch haben. Also konzentrierte er sich auf sein Engagement als Schiedsrichter. Dass Bläser die neue Perspektive mit viel Ehrgeiz angeht, daraus macht er kein Geheimnis: „Die 3. Liga soll nur eine Zwischenstation sein. Im ersten Jahr will ich mich in der Liga etablieren“. Und danach? Bläser will den Blick nach oben richten und nach Möglichkeit die nächste Sprosse der Karriereleiter in Angriff nehmen. Sein Traum: Als Schiedsrichter in der 1. Bundesliga auflaufen.

Diesem Traum ist er mit seiner Nominierung für die 3. Liga und den Einsätzen als Linienrichter näher gekommen. Anpfiff für die neue Saison ist übrigens am 25. Juli. Welche Teams ihn dann erwarten, weiß er noch nicht. Das erfahren die Schiedsrichter erst sieben bis zehn Tage vorher.
Aufrufe: 020.6.2015, 09:57 Uhr
Burkhard Giesen I AZ/ANAutor