2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Die Jugendarbeit beim SV Langenenslingen. Maßgeblich gestaltet von den C-Trainern (v.l.) Christian Lex, Heiko Beetzke, Tobias Pfeil, Markus Wingert, Peter Krämer, Ottmar Pfeil, Maximilian Lex, David Springer, Felix Mayer, David Wingert, Manuel Schmucke Foto: SV Langenenslingen
Die Jugendarbeit beim SV Langenenslingen. Maßgeblich gestaltet von den C-Trainern (v.l.) Christian Lex, Heiko Beetzke, Tobias Pfeil, Markus Wingert, Peter Krämer, Ottmar Pfeil, Maximilian Lex, David Springer, Felix Mayer, David Wingert, Manuel Schmucke Foto: SV Langenenslingen
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Der SV Langenenslingen ist beispielgebend

Fußball: Zwölf von 24 Jugendtrainern beim Verein haben eine C-Lizenz, erworben auf eigenem Gelände

Bad Saulgau / sz - Wohin entwickelt sich der (Jugend-)Fußball in unserer Region. Wo gibt es Probleme? Aber auch: Wo liegen die Chancen? Wie können die Vereine auf dem "platten Land" sich in strukturschwächeren Gebieten attraktiv machen oder attraktiv bleiben, auch in Zeiten wachsender Konkurrenz von allen Seiten. Denn längst ist der Sportverein nicht mehr der alleinige Anziehungspunkt, um den sich in der Freizeit alles dreht, wie vielleicht noch vor zwei oder drei Jahrzehnten. Die Suche nach der Nische, nach dem Weg, sicher auch eine Frage, die sich viele stellen, wenn in diesen Tagen die Saison im Jugendfußball beginnt.

Ein Weg, der zum Ziel führt oder führen könnte, ist sicher die Qualifikation derer, die sich im Sport engagieren, als Trainer und Übungsleiter. Ein Verein, der einen solchen Weg beschreitet, ist der SV Langenenslingen. Zwölf von 24 Trainern, ungewöhnlich viele für einen Verein, die sich in die Jugendarbeit einbringen, besitzen eine C-Trainerlizenz und damit über eine vom Verband autorisierte Qualifikation - beispielgebend vielleicht auch für andere Clubs. Derzeit betreuen diese rund 140 Jugendliche, 130 vom SV Langenenslingen, zehn vom Partnerverein SpVgg. Pflummern/Friedingen.

"Ich wollte im Fußball dabeibleiben, mich weiter qualifizieren. Mir war klar, dass ich mich im Fußball - auch nach meiner Laufbahn als aktiver Spieler - engagieren will", sagt David Wingert, Spieler beim SV Langenenslingen, der einige Jahre auch in der Landesliga beim FV Bad Saulgau höherklassig kickte. Einer von zwölf, die derzeit dafür sorgen, dass beim SV Langenenslingen so etwas wie Fußballeuphorie herrscht.

Die Ursprünge liegen drei, vier Jahre zurück. "Wir hatten alle Jugenden doppelt mit Übungsleitern besetzt und uns gefragt: Wie geht es weiter", erinnert sich Ottmar Pfeil, seit fünf Jahren Jugendleiter beim SV Langenenslingen und so etwas wie der Vater der Qualifizierungsoffensive im Verein. "Wir haben uns mit dem Vorstand besprochen, erörtert wie wir das stemmen können." Schließlich habe man den Eltern signalisieren wollen: Hier geht was im Verein, hier sind die Kinder gut aufgehoben.

Pilotprojekt verläuft sehr gut

Verein und Verband machten erste Schritte aufeinander zu: Das DFB-Mobil mit den Teamer kam, entfachte das Feuer. "Wir haben die Kandidaten auch ein bisschen angefüttert", sagt Pfeil und lacht. Schließlich loderte das Feuer in den potenziellen Trainerscheinkandidaten. "Aber natürlich muss das auch in dir selbst brennen", weiß Pfeil. "Und: Ich muss zugeben, dass der Verein auch von einer Clique profitiert, die viel miteinander unternimmt, ohnehin schon eine sehr gute Gemeinschaft hat." Kurz und gut, der Verein trat an Frank Scheffold, Mitglied im Trainerlehrstab des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) heran, ob er sich nicht vorstellen könne, einen solchen Lehrgang dezentral in Langenenslingen auszurichten, schließlich sei es nicht leicht, zwölf Leute für mehrere Tage nach Ruit zu einem zentralen WFV-Lehrgang zu schicken. 120 Lerneinheiten à 45 Minuten, Basislehrgang, Teamleiterlehrgang, Rot-Kreuz-Kurs, schließlich der Prüfungslehrgang zur C-Lizenz - das bedeutet insgesamt, in mehreren Abschnitten, rund drei Wochen unter der Woche an der Sportschule auf den Fildern zu verbringen. Und das binnen zwei Jahren, da sonst erworbene Qualifikationen wieder verfallen. Zeit, die die meisten Berufstätigen gar nicht aufbringen können.

So entstand die Idee, den Teamleiter- und den schließlich auch den Prüfungslehrgang zur C-Lizenz in Langenenslingen an mehreren verlängerten Wochenenden abzuhalten, den eintägigen Rot-Kreuz-Kurs, den viertägigen Basislehrgang und schließlich den sechstägigen Prüfungslehrgang. "Frank Scheffold hat das beim WFV durchgeboxt. Auch weil wir einige mehr als unsere eigenen zwölf Teilnehmer bringen konnten. Der Lehrgang fand als Pilot durchweg abends statt", erinnert sich Pfeil an die Zeit im September 2015 und Mai 2016. Nach der Analyse scheint nun allen Parteien klar: "Das hat so gut funktioniert, dass es der WFV weiterführen will." Bereits im Oktober 2017 ist der nächste Lehrgang dieser Art beim FV Neufra/Donau angesetzt.

Für den SV Langenenslingen scheint sich die Investition, um die Qualifizierung zu finanzieren, musste der Verein Geld investieren, zu lohnen. "Natürlich mussten wir erst mal 5000 Euro in die Hand nehmen, für die Lehrgänge und die Prüfungen, die polizeilichen Führungszeugnisse", erklärt Ottmar Pfeil. "Aber: Wir haben inzwischen jede Jugend mit drei Trainern oder Betreuern besetzt, von der A-Jugend bis zu den Bambini." Das Konzept ist inzwischen auch mit dem DFB-Ehrenamtspreis preisgekrönt.

Weitere Schritte geplant

Positiver Nebeneffekt der Langenenslinger Eurphorie in der Jugendarbeit: "Während der Verband Schwierigkeiten hat, Ausrichter für die Jugendspieltage zu finden, ist das bei uns kein Problem", sagt Pfeil und führt das auch auf den Zusammenhalt beim SV Langenenslingen zurück. Der ist natürlich auch das Resultat aus vielen gemeinsamen Aktivitäten, einer Jugendjahresfeier, gemeinsamen Ausflügen und Ausfahrten und vielem mehr. "Und: Wer sich bei uns als Jugendtrainer oder Schiedsrichter engagiert, ist beitragsfrei. Denn so viel macht das nicht aus, ob diese paar Beiträge kommen oder nicht. Entscheidend ist doch, ob ich mit den Leuten rede, keine Distanz zwischen Spielern und Trainern habe", erklärt Pfeil.

Immer wieder steht auch bei den Aktivitäten die Weiterbildung im Mittelpunkt. Vier Trainer des SV Langenenslingen waren im Frühjahr Gäste im Traininglager des Frauen-Bundesligisten FC Ingolstadt am Gardasee, bekamen vor Ort Anschauungsunterricht. Einige C-Trainer beim SV Langenenslingen haben derart Blut geleckt, dass sie sich weiterqualifizieren wollen. "Zwei, drei haben angekündigt, dass sie die B-Lizenz machen wollen", sagt Ottmar Pfeil. Der SV Langenenslingen ist schon einen guten Schritt auf dem Weg in seine Zukunft gegangen. Weitere sollen folgen.

Aufrufe: 015.9.2017, 21:37 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor