2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Bayernligaalltag im Dress des FC Unterföhring. Am Samstag wartet auf Martin Büchel aber bereits das nächste Länderspiel-Erlebnis: mit Liechtenstein in Moldawien. F: Leifer
Bayernligaalltag im Dress des FC Unterföhring. Am Samstag wartet auf Martin Büchel aber bereits das nächste Länderspiel-Erlebnis: mit Liechtenstein in Moldawien. F: Leifer

Der Nationalspieler aus der Bayernliga

Martin Büchels Kontrastprogramm: Länderspielauftritte und Bayernligaalltag mit dem FC Unterföhring

Der Spagat ist riesig. Vor rund einem Monat spielte Martin Büchel im nagelneuen Nationalstadion von Schweden in Solna vor 30.000 Zuschauern. Ganz so viele sind es in der Bayernliga Süd nicht, wenn Büchel die Schuhe für seinen Klub FC Unterföhring schnürt. Was sich zunächst unglaublich anhört, entpuppt sich als eine der außergewöhnlichsten Geschichten des bayerischen Amateurfußballs. Liechtensteins 43-facher Nationalspieler Martin Büchel hat mit FuPa darüber geplaudert, was ihn ausgerechnet nach Unterföhring verschlagen hat. Und wie es so ist, sich im monatlichen Rhythmus erst mit Tobi Strobl und Mariusz Suszko und anschließend mit Andrés Iniesta oder Zlatan Ibrahimovic zu duellieren.

Wer Martin Büchels sportliche Vita durchstöbert, dem springen gleich namhafte Klubs ins Auge: FC Zürich, FC Vaduz, Deportivo La Coruna...und, ja und der FC Unterföhring. Zugegeben, das ist nicht gerade der typische Werdegang eines Nationalspielers. "Ich wollte nicht mehr jedes halbe Jahr irgendwo anders sein. Ich wollte Konstanz in mein Leben bringen. Und so habe ich mich gegen den Profifußball und für ein Medizinstudium in München entschlossen", erklärt der sympathische 27-Jährige. Das war im Sommer 2012. Dass er nun ausgerechnet bei der Truppe aus dem Münchner Nordosten gelandet ist, ist reiner Zufall. "Ich habe eine Wohnung in Unterföhring bezogen, nur wenige Meter vom FCU-Gelände entfernt. Ich bin einfach auf den Verein zugegangen", schmunzelt Büchel. Seitdem kickt der Liechtensteiner beim Fünftligisten vor der Toren der Landeshauptstadt, und das obwohl er noch 2009 mit dem FC Zürich Schweizer Meister wurde. "Das große Highlight meiner Karriere. Anschließend spielten wir Champions League unter Lucien Favre. Die Auswärtsreisen nach Madrid oder Mailand werde ich nie vergessen. Ich saß zwar nur auf der Bank, aber das Gefühl in diese Fußballtempel einzulaufen, das war Gänsehaut pur", gerät der Wahl-Münchner ins Schwärmen.

Büchels Kontrastprogramm: »Das ist immer ein wenig surreal.«

Doch im besten Fußballeralter ist die Zeit im Profizirkus für Büchel vorbei. Aber warum eigentlich? "Meine Ausbildung hat für mich nun absolute Priorität." Das hindert Büchel allerdings nicht daran, weiterhin Länderspiele für sein Heimatland zu bestreiten. Zuletzt war der 27-Jährige - zwischen den Unterföhringer Ligaspielen in Rain am Lech und Wolfratshausen - in Schweden und gegen Montenegro in der EM-Qualifikation am Ball. Die Spiele in der neuen Arena im schwedischen Solna oder im Khimki-Stadion in Moskau sind der krasse Gegenpart zum Alltag in der Bayernliga Süd. "Ja, das ist schon immer ein wenig surreal, wie der Eintritt in eine andere Welt", beschreibt Büchel die Trips in die große weite Fußballwelt. "Schon beim Warmmachen läuft es dir eiskalt den Rücken runter. Natürlich ist es dann immer ein Spagat, sich nach den Länderspielterminen auf die Bayernliga umzustellen. Aber es macht mir in Unterföhring unheimlich viel Spaß und ich kann auf einem sehr ordentlichen Niveau spielen." Selbstredend ist er nach seinen Ausflügen in die Glitzerwelt des runden Leders immer die Attraktion im Training der Elf von Andreas Pummer, auch wenn er sich das nach außen so gar nicht anmerken lässt. "Meine Mitspieler löchern mich dann mit Fragen. Wie groß ist der Ibrahimovic wirklich und wie ist der so als Typ? Lauter so Sachen", schmunzelt Büchel. Seinen Status als Nationalspieler will der angenehm bescheidene 27-Jährige aber gar nicht so hoch hängen. Den Unterföhringer Teamkameraden versucht er immer die Dimensionen zu verdeutlichen: Liechtenstein ist flächenmäßig der sechstkleinste Staat der Welt und hat mit 37.000 Staatsbürgern nicht einmal so viele Einwohner wie die Dreiflüssestadt Passau.

FCU goes Vaduz: Mannschaftstrip zum Derby gegen Österreich.

Aus persönlicher Sicht war übrigens das EM-Qualifikationsmatch gegen Spanien im September 2011 das große Highlight für Martin Büchel. "Wir haben 0:6 verloren. Aber für mich ging ein Traum in Erfüllung. Ich durfte gegen meinen absoluten Lieblingsspieler Andrés Iniesta spielen. Ein Wahnsinnsgefühl", ist Büchel auch drei Jahre danach noch mächtig stolz auf seine Begegnung mit dem Weltstar. Und auch auf das Match gegen Österreich im kommenden März freut sich der Student ganz besonders: "Es ist geplant, dass der gesamte FC Unterföhring zum Spiel anreist. Ich hoffe das klappt. Es ist aber nicht so einfach, für alle Karten zu bekommen, denn auch meine Landsleute sind heiß auf die Österreicher und das Stadion wird ausverkauft sein." Was in ferner Zukunft fußballerisch noch alles auf ihn wartet, lässt der angehende Mediziner hingegen völlig unaufgeregt auf sich zukommen. "Ich habe jetzt noch drei Jahre Studium vor mir. Ob ich so lange in Unterföhring spiele, kann ich noch nicht sagen. Drei Jahre sind im Fußball eine halbe Ewigkeit. Ich hätte ja vor zwei Jahren niemals daran gedacht, jetzt für den FCU zu spielen." Bis auf Weiteres wird es aber für den 27-Jährigen beim bemerkenswerten Rhythmus bleiben. Und wenn seine Teamkollegen am Samstag vor rund 200 Schaulustigen in Landshut ran müssen, wartet auf Büchel schon das nächste Fußball-Abenteuer. Mit dem Nationalteam kämpft er in Moldawien um Punkte und Tore - dann wieder vor vermutlich ausverkauftem Haus und fünfstelliger Kulisse.




Aufrufe: 013.11.2014, 15:34 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor