2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Auf der Suche nach dem „Goldenen Schuh“? Memmingens Stefan Schimmer ist mit 18 Toren derzeit zweitbester Torschütze der Regionalliga Bayern. Die Trophäe für den erfolgreichsten Torjäger hat er demnach im Visier.  Foto: Stephan Schöttl
Auf der Suche nach dem „Goldenen Schuh“? Memmingens Stefan Schimmer ist mit 18 Toren derzeit zweitbester Torschütze der Regionalliga Bayern. Die Trophäe für den erfolgreichsten Torjäger hat er demnach im Visier. Foto: Stephan Schöttl

Der »Hoffnungs«-Schimmer

Der Stürmer hat für den FC Memmingen in der Regionalliga bereits 18 Tore erzielt +++ Die deutschen Profiklubs sind längst auf den 22-Jährigen aufmerksam geworden

So ganz geheuer ist ihm der Rummel um seine Person noch nicht. „Weil alles so schnell geht“, sagt Stefan Schimmer. Im Sommer erst ist der 22-Jährige vom FC Gundelfingen zum FC Memmingen gewechselt, aus der Landesliga in die Regionalliga. Und dort trifft er beinahe nach Belieben. 18 Tore hat Schimmer in Deutschlands vierthöchster Spielklasse in seinen bislang 21 Einsätzen erzielt.

Seit Wochen nehmen ihn die Scouts der Profiklubs unter die Lupe, die Interviews mit dem Torjäger sind begehrt und auch die Spielerberater stehen mittlerweile Schlange. Schimmer, der ohnehin eher zurückhaltend ist und wenig von Starallüren hält, sagt: „Gott sei Dank ist jetzt Winterpause.“ Willkommene Zeit für einen Bodenständigen wie ihn, die eigenen Gedanken zu sortieren.

Den Traum, eines Tages als Profikicker Geld zu verdienen, hatte er freilich schon als kleiner Bub. Wie so viele Nachwuchsfußballer. Fußballverrückt, meint der 22-Jährige, sei er schon immer gewesen. Nach der Schule wurde im Garten gebolzt, abends ging es im Training beim TSV Wertingen weiter. Dass Schimmer talentiert ist, fiel dem großen Nachbarn aus Gundelfingen schon bald auf. In der B-Jugend wechselte er in den Jugendbereich der ambitionierten Nordschwaben – und kam schon wenig später als A-Jugendlicher erstmals in Kontakt mit Trainer Stefan Anderl. „Wir haben es jetzt schon lange miteinander ausgehalten“, meint er grinsend. Schließlich baute Anderl schon in der Landesliga mit dem FC Gundelfingen auf Schimmers Torinstinkt und auch vier Jahre später hält er als Coach in Memmingen noch viel von seinem Top-Stürmer. „Ich wusste, dass er mir auch nach meinem Wechsel von Beginn an Vertrauen und genügend Einsatzzeiten schenken würde“, sagt der Torjäger. Das habe ihm die Entscheidung zugunsten der Memminger einfacher gemacht.

Denn nach der Saison 2015/16 warben noch andere Klubs um seine Dienste, unter anderem der Regionalliga-Konkurrent FV Illertissen. Letztlich sei ihm aber bei diesen Angeboten das Risiko zu groß gewesen, als junger Spieler aus einer unteren Liga auf der Ersatzbank Platz nehmen zu müssen. Rückblickend meint Schimmer: „Memmingen war der beste Entschluss, den ich zu diesem Zeitpunkt fassen konnte.“ Dass es dort für ihn auf Anhieb so gut läuft, überrascht auch den Stürmer selbst. Schon jetzt hat er mit 18 Toren nach der Hälfte der Spielzeit so oft getroffen wie zum Ende der vergangenen Saison.

„Naja, ich habe eben einfach einen Lauf“, meint er bescheiden. Schließlich komme ihm Anderls offensives Spielsystem entgegen. Eine Taktik, die ihn vor einigen Jahren vom genialen Spielgestalter im Mittelfeld, einem klassischen Zehner, zum umtriebigen Stoßstürmer gemacht hat. Möglicherweise trägt aber auch der Aberglaube zum Erfolg bei. Denn Schimmer pflegt seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Ritual: Beim Auswärtsspiel Anfang Oktober dieses Jahres gegen den SV Schalding-Heining hatte er die Stutzen verwechselt – und prompt zweimal getroffen. „Seitdem trage ich den linken Stutzen immer rechts und den rechten links. Es scheint zu helfen“, sagt er lachend.

Seine Trefferquote weckt Begehrlichkeiten. Dass die Profiklubs ihre Späher auf ihn angesetzt haben, weiß der Student nur aus Erzählungen: „Das ehrt mich natürlich. Aber ich habe persönlich mit niemandem gesprochen.“ Beinahe täglich melden sich potenzielle Spielerberater, die ihn unter Vertrag nehmen wollen. Doch Schimmer ist vorsichtig. „Sympathisch waren sie alle, aber ich habe wenig Ahnung von dem Geschäft.“ Bis Ende der Saison läuft sein Vertrag in Memmingen. Und dann? „Wenn ein interessantes Angebot aus einer höheren Liga kommt, bin ich sportlich zu ehrgeizig, um mir diese Chance entgehen zulassen. Ich würde es mir zutrauen“, meint er. Allerdings schränkt er ein, nicht für jeden beliebigen Klub seine Heimat zu verlassen. Zumal er in Kempten Wirtschaftsingenieurwesen studiert und die Wochenenden regelmäßig zuhause in Wertingen verbringt. Familie und Freunde, sagt Schimmer, werde er daher für kein sportliches Engagement der Welt aufs Spiel setzen.

Aufrufe: 010.12.2016, 18:22 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Stephan SchöttlAutor