2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Ein Mann für besondere Fälle:  der Torjäger Bernd Eckhardt (rechts). Günter E. Bergmann
Ein Mann für besondere Fälle: der Torjäger Bernd Eckhardt (rechts). Günter E. Bergmann

Der Hammer liegt beim TSV Waldenbuch griffbereit

Trotz einer starken letzten Saison mahnt Trainer Gerry Ott und will auf dem Boden bleiben

Nach dem Wiederaufstieg warnt der Trainer Gerry Ott vor überzogenen Erwartungen.

Wie erschreckt man einen Trainer? Bei Gerry Ott ist das dieser Tage ein einfaches Unterfangen. Man muss den Coach des TSV Waldenbuch nur mit den Zahlen der vergangenen Punkterunde konfrontieren – und dann daraus eine Frage ableiten. Von 28 Spielen keines verloren, die Konkurrenz mit einem Rekordvorsprung von 16 Zählern abgehängt – rauscht der Wiederaufsteiger nun also mit Trommelwirbel und Hurra zurück in die Bezirksliga?

Es ist dies genau das, was Ott als Befürchtung im Bauch grummelt: dass im Umfeld und womöglich auch innerhalb der Mannschaft manch einer glauben könnte, es gehe jetzt mal eben locker weiter in diesem Stil. „Wir kommen mit einem ordentlichen Selbstvertrauen hoch“, sagt Ott. So weit auch alles gut. Unter diesem Aspekt war das unliebsame eine Jahr in den Niederungen der Kreisklasse gar nicht einmal das Schlechteste, was passieren konnte. Nur: nun gilt es laut Trainer aufzupassen, dass aus neuem Mut nicht Übermut wird. Vor zwölf Monaten hatte er als geerdeter Mahner für einen solchen Fall mit dem „großen Hammer“ gedroht. Aktuell verhält es sich kaum anders.

Teamgeist und Kontinuität

Freilich: zugleich brauchen die Schokoladenstädter ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Der jüngste Erfolg wurde ihnen ja nicht geschenkt und kam auch nicht von ungefähr. In seiner seit Januar 2015 währenden Amtszeit hat der stets unaufgeregt wirkende Ott eine stabile Einheit geformt. Zugleich hat er mit den anderen Abteilungsverantwortlichen etablierte Waldenbucher Werte wie Teamgeist, Kameradschaft und Kontinuität fortgeführt. Bezeichnenderweise gilt in puncto personeller Fluktuation erneut: und still ruht der See. Abgänge? Null. Keiner wollte weg. Zugänge? Demgemäß wenig Bedarf. Immerhin drei sind es geworden, wovon zwei allerdings auch keine wirklichen Neuen, sondern Rückkehrer sind.

Mit Kevin Udvari (links oder rechts offensiv) und Daniel Trpka (zentrales Mittelfeld) erhält Ott zusätzliche Alternativen. Darüber hinaus hat sein Sohn Alexander die Gedanken an ein Karriereende verworfen. Zuletzt beim jetzigen Waldenbucher Staffelrivalen VfL Herrenberg unter Vertrag, hat den gerade erst von einer Knieoperation genesenen 32-Jährigen noch einmal die Lust gepackt.

Defensive als Prunkstück

Ott Junior könnte fortan im Mittelfeld als Abräumer fungieren. Überhaupt soll die Defensive weiter das Prunkstück sein. Noch so eine Zahl aus der Meistersaison: in dieser kassierten Otts Kicker im Schnitt weniger als einen Gegentreffer pro Partie. Die Verteidigung, in der Florian Sey­fried wahlweise zusammen mit dem Kapitän Philipp Oelfin oder dem reaktivierten Routinier David Freyer den Innenblock bildete, stand überwiegend als Wand. „Diese Stärke wollen wir beibehalten“, sagt Ott, der keinen Hehl daraus macht, dass Sicherheit bei ihm vor Spektakel kommt. Da ist der Trainerroutinier ganz Pragmatiker.

In der Offensive sieht der Coach derweil noch Steigerungspotenzial – und ist guter Dinge, dass diese Steigerung auch gelingt. Grund eins: Michael Fiorini, der nach diversen kleineren Blessuren inzwischen wieder im Angriffsmodus ist. Grund zwei: Bernd Eckhardt. Der einstige Bonlandener Oberliga-Torjäger und zweimalige Verbandsliga-Schützenkönig steht seinem Heimatclub zwar weiter nur eingeschränkt zur Verfügung – im Herbst seiner Karriere ist der Fußball nicht mehr alles; es zählen verstärkt auch Beruf und Familie. Eckhardt, so die Abmachung, wird immer dann helfen, wenn es sein persönlicher Zeitplan erlaubt. Wehe aber der Konkurrenz, dies ist der Fall. Über einen ausgeprägten Torriecher verfügt der Oldie immer noch – und auch über die nötige Fitness. Hinter sich hat er gerade eine zehntägige Mountainbiketour über die Alpen.

Zumindest Eckhardt weiß somit schon mal, wie schwere Aufgaben zu bewältigen sind. Schwer, mahnt sein Trainer, wird auch die Saison. Das Waldenbucher Ziel? Ein Gruß an all diejenigen, die meinen, sie müssten ihn erschrecken: „Wir dürfen uns nicht in utopische Erwartungen verlaufen – es geht um den Klassenverbleib“, sagt Gerry Ott.

Der Kader des TSV Waldenbuch in der Übersicht

Aufrufe: 015.8.2016, 09:00 Uhr
Filder Zeitung / Franz StettmerAutor