2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Nico Gleich. Aus als Trainer nach sieben Siegen in sieben Spielen. Foto: Verein
Nico Gleich. Aus als Trainer nach sieben Siegen in sieben Spielen. Foto: Verein

Der FC Mengen trennt sich von Niko Gleich

Auch sieben Siegen in sieben Spielen können das Aus nicht verhindern - Verein sieht "zwischenmenschliche" Probleme

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Bad Saulgau / sz - Der FC Mengen, Tabellenführer der Fußball-Bezirksliga, hat sich am Mittwochabend von Trainer Nikolai Gleich getrennt. Das teilte Mario Campregher, sportlicher Leiter des FC Mengen, am Donnerstagvormittag der "Schwäbischen Zeitung" mit. Ausschlaggebend sollen - nach der Begründung Campreghers - zwischenmenschliche Probleme zwischen dem Trainer und der Mannschaft gewesen sein. Der 37 Jahre alte Niko Gleich hatte die Mannschaft in der Sommerpause übernommen und die Schwarz-Gelben mit sieben Siegen in sieben Spielen und der optimalen Ausbeute von 21 Punkten an die Spitze der Bezirksliga geführt. Vor seinem Engagement in Mengen war Gleich unter anderem in Altshausen, Neufra/D., Betzenweiler und Dürmentingen tätig.

"Uns ist bewusst, dass das für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist", sagt Mario Campregher zum Schritt des Bezirksliga-Tabellenführers. "Der Grund sind zischenmenschliche Geschichten zwischen Niko Gleich und der Mannschaft", sagt Campregher. Der Verein bat den Trainer am Mittwochabend zum Gespräch im Vereinsheim in Mengen und stellte Gleich vor vollendete Tatsachen. Die Mannschaft sei auf den Vorstand zugekommen, sagte Campregher am Donnerstag, und habe gemeinsam die Trennung von Gleich eingefordert. Der Geschasste versteht die Welt nicht. "Ich bin am Mittwochabend hingefahren und konnte mir nicht vorstellen, worum es ging. Ich bin zurück, nach Hause gefahren und habe gedacht: Ich bin im falschen Film."

Denn sportlich kann der FC Mengen dem Bad Buchauer nichts vorwerfen. Sieben Spiele, sieben Siege, 21 Punkte, bester Angriff, beste Abwehr: Mehr geht nicht. "Wir als Vorstand können Niko absolut nichts vorwerfen, und es ist für uns sicher kein einfacher Schritt. Aber natürlich war der Wechsel von Ingo Czarkowski und Armin Brutschin zu Niko Gleich nicht einfach. Wir haben Niko Zeit gegeben und dachten das wird schon, aber jetzt war der Tenor aus der Mannschaft so, und zwar einhellig, dass wir handeln mussten", sagt Campregher. Es sei in der Tat so gewesen, dass Gleich keine Bindung zu einem einzigen Spieler habe aufbauen können. "Wir haben das dann auch dem Vereinsausschuss mitgeteilt, auch warum wir handeln mussten und die Vorstandsmitglieder und der Ausschuss hat das auch verstanden. Dass es ein Außenstehender nicht versteht, ist uns klar." Aber das halte man aus.

Zu denen, die den Schritt nicht verstehen, gehört Niko Gleich selbst. "Ich war gestern echt baff. Es hat sich für mich überhaupt nicht angekündigt. Natürlich wollte ich als Trainer eine neue Philosophie reinbringen, wollte meine eigenen taktischen Veränderungen machen." Dazu gehörte, dass Gleich auf Dreierkette umstellte, um vorne einen Mann mehr zu haben. Ich habe mir, als ich die Mannschaft übernommen habe, ein Bild von ihr gemacht. Und natürlich hat diese Mannschaft ihre Stärken in der Offensive. Mir war klar, dass wir in den meisten Fällen das Spiel machen und uns vorne Alternativen erarbeiten müssen. Und das sah ich mit einer Dreierkette und einem Mann mehr vorne eher gewährleistet als mit einer Viererkette, die auch ich früher habe spielen lassen", sagt Gleich zum taktischen Weg, den er mit den Schwarz-Gelben einschlagen wollte.

Doch offensichtlich stieß genau das auf wenig Gegenliebe bei den Spielern. "Sie waren natürlich in den vergangenen Jahren nur hauptsächlich von einem Trainer beeinflusst", sagt Gleich über seinen Vorgänger Ingo Czarkowski, der die Mannschaft lange Jahre trainiert hatte - zunächst im Gespann als Co-Trainer von Mario Campregher, dann selbst als Cheftrainer mit Armin Brutschin an seiner Seite. Zur Entfremdung Trainer/Mannschaft hat wohl auch beigetragen, dass Niko Gleich ein nach Ansicht des FC Mengen zu distanziertes Verhältnis zur Mannschaft hatte. "Ich weiß, ich pflege einfach lieber eine als Trainer zur Mannschaft. Trotzdem habe ich die Mannschaft immer wieder aufgefordert, mit mir den Dialog zu suchen, mit mir zu reden. Auch über Schwierigkeiten. Aber da kam nie was zurück." Doch genau da scheint aus Sicht des FC Mengen der Hase im Pfeffer zu liegen. "Wir wollten ihm Zeit geben, ein Verhältnis zur Mannschaft aufzubauen", sagt Campregher. Als dies aus Sicht des FC Mengen nicht funktionierte, sah man sich zum Handeln gezwungen.

Niko Gleich ist enttäuscht. "Ich habe die ganze Nacht überlegt, wo ich vielleicht den einen oder anderen Fehler gemacht habe", sagt der 37 Jahre alte Fußballtrainer an. Aber er sei noch zu keinem abschließenden Gedanken gekommen. Jetzt brauche er zunächst mal Zeit, deutet Gleich an. "Jetzt habe ich erst mal Zeit, mich um meine Familie, meine Frau und meine beiden Töchter, zu kümmern", sagt Gleich. Grundsätzliche Gedanken hat sich der Trainer schon gemacht. "Wenn du heute einen Spieler auswechselst, musst du dir genau überlegen was du sagst", deutet Gleich an, dass die Bereitschaft, Kritik anzunehmen, nicht das hervorstechendste Merkmal der heutigen Spielergeneration sei. Auf fehle ihm bei vielen Spielern die Bereitschaft, etwas Neues anzunehmen und zu lernen.

Für Niko Gleich ist das Erlebnis in Mengen eine Art Déjà-Vu. Im Mai 2015 führte er mit dem FV Neufra/D. ebenfalls die Tabelle der Bezirksliga an, war drauf und dran, in die Landesliga aufzusteigen, als eine Niederlage des FV Neufra/D. für Niko Gleich das vorzeitige Aus als Trainer des FVN bedeutete - ausgerechnet in Mengen. Neufra stieg später trotzdem in die Landesliga auf, der Erfolg, dies als Trainer erleben zu dürfen, blieb Niko Gleich aber versagt.

Der FC Mengen indes setzt fürs Erste auf eine Übergangslösung, zumindest was das Spiel gegen den FV Neufra angeht. "Am kommenden Wochenende werden Jürgen Hinderhofer, Jürgen Frommeld und ich die Mannschaft gemeinsam coachen", sagt Mario Campregher. Dass Gleichs Vorgänger Ingo Czarkowski auch sein Nachfolger werden könnte, dazu sagt Camprgeher nichts. Zumindest besuchten die beiden aber gemeinsam vor 14 Tagen die Landesligapartie des FV Altheim gegen Olympia Laupheim. "Das hat überhaupt nichts damit zu tun", wehrt Campregher ab. "Ingo und ich sind gute Freunde. Unsere Familien waren ja auch schon gemeinsam im Urlaub. Wir wollten zusammen mal wieder ein Fußballspiel besuchen", sagt Campregher, räumt aber ein, dass er sich eine Rückholaktion vorstellen könne. Derweil gibt es noch andere Namen, die rund ums Ablachstadion kursieren, auch der von Miroslav Topalusic, zuletzt Stehplatzgast beim Pokalspiel der Mengener in Hundersingen. "Nein. Wir haben noch keinen Nachfolger. Wir werden zunächst noch einmal alle Spieler und die Vereinsgremien unterrichten", so Campregher am Donnerstagabend kurz vor Trainingsbeginn. "Über Namen machen wir uns erst in den kommenden Tagen Gedanken", sagt Campregher, räumt aber ein, dass der Personenkreis für diese Position ohnehin recht klein sei. Doch eines weiß Campregher auch: "Die Mannschaft ist nun gefordert."

Aufrufe: 05.10.2017, 21:27 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor