2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Zobe
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Der Favorit nimmt den Underdog ernst

Frauenfußball: Der zweimalige Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg bereitet sich seriös auf das
 DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitliga-Aufsteiger Arminia vor. Der will sich kompromisslos wehren

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Obwohl es das „Spiel des Jahres“ für Arminias Fußballerinnen ist, wird Trainer Markus Wuckel nicht viel anders machen als sonst. „Wir treffen uns um 17 Uhr, ziehen uns um, schnuppern noch mal ins Stadion rein, prüfen den Rasen. Anschließend geht’s schon zum Warmmachen“, beschreibt der DSC-Trainer die heutigen Abläufe. Und dann kann ab 19 Uhr der VfL Wolfsburg im Achtelfinale des DFB-Pokals kommen.

Je zweimal haben die Wolfsburgerinnen seit 2013 die Champions League und die Deutsche Meisterschaft gewonnen, dreimal waren sie Pokalsieger – das Team aus der VW-Stadt ist zweifellos neben Bayern München und dem 1. FFC Frankfurt aktuell einer der deutschen Platzhirsche im Frauenfußball und verfügt in seinem Kader über eine überragende Qualität. Maxi Birker, Arminias Kapitänin, weiß natürlich, was da auf sie und ihre Mannschaft zukommt. „Ich habe mal durchgezählt und bin auf 17 Spielerinnen gekommen, die in dieser Woche noch für diverse Ländermannschaften im Einsatz waren“, sagt Birker. Die bekanntesten Namen sind dabei die deutschen Top-Stürmerinnen Alexandra Popp und Anja Mittag, die schwedische Abwehrchefin Nilla Fischer und die französische Edel-Technikerin Elisa Bussaglia. Wegen Verletzung fehlt mit Nationalspielerin Lena Gößling das ostwestfälische Element in der Wolfsburger Stamm-Elf.


„Das ist natürlich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, meint Arminias Innenverteidigerin Lena Göllner, die dennoch „mit Unterstützung der Zuschauer das Beste aus dieser Partie herausholen“ will. Dass die Gastgeberinnen dabei eine defensivere Grundordnung als in den Zweitligaspielen einnehmen werden, ist klar. „Wenn wir gegen Wolfsburg mitspielen wollen, werden wir abgeschossen“, erklärt Markus Wuckel. Allzu viel Taktisches wird natürlich nicht verraten, doch deutete sich im Testspiel gegen Leverkusen an, dass Arminia deutlich tiefer stehen wird als gewohnt und die Gegenspielerinnen erst ein Stück weit hinter der Mittellinie in der eigenen Hälfte angehen wird. „Dann aber richtig und ohne Kompromisse“, fordert Lena Göllner. „Wir müssen die Räume eng machen, die Wolfsburgerinnen richtig nerven und ihnen den Spaß am Fußballspielen nehmen“, legt Maxi Birker nach – es darf also richtig gefightet werden.


Mut sollte den Armininnen machen, dass der VfL Wolfsburg in der Bundesliga bislang ein wenig den Erwartungen hinterher hinkt und noch nicht einmal mehr als zwei Tore in einem Spiel erzielt hat. „Das stimmt, aber wenn man bedenkt, dass der Tabellenführer Bayern München von sieben Spielen sechs mit 1:0 gewonnen hat, sieht man, wohin der Trend geht“, sagt Ralf Kellermann: Die Bundesliga habe sich in punkto Defensive enorm weiterentwickelt. Der Wolfsburger Trainer sah sich zum Beispiel in den Spielen gegen Duisburg und Leverkusen mit zwei Abwehrketten konfrontiert, die die letzten 30 Meter vor dem eigenen Kasten zustellten: „Da wird es natürlich schwer, ein Tor zu erzielen“, meint Kellermann, dem schwant, dass ihn heute Abend in Bielefeld Ähnliches erwartet: „Wir sind auf alle Gegebenheiten eingestellt.“


Der VfL Wolfsburg bereitet sich sehr seriös auf die Pokalaufgabe beim Zweitliga-Aufsteiger vor. Das Team ist schon gestern angereist, übernachtete in der Klosterpforte in Marienfeld und wird dort heute noch ein kleines Laufprogramm absolvieren. „Aufgrund der Länderspielverpflichtungen konnten wir in dieser Woche nur am Donnerstag zusammen trainieren“, berichtet Kellermann. Trotzdem habe der Verein dem Freitagstermin zugestimmt. „Wenn sich ein Klub schon die Mühe macht, ein großes Stadion für das Spiel gegen uns zu reservieren, empfinden wir das als eine tolle Wertschätzung, für die wir gerne mit einem Entgegenkommen beim Termin zurückgezahlt haben“, erklärt der Wolfsburger Coach.


„Der Freitag ist für uns gut – wir hoffen auf 1.500 bis 2.000 Zuschauer“, meint Arminias Abteilungsleiter Werner Jöstingmeyer: Alle die, die das tolle 6:2 gegen Gütersloh in der Runde zuvor verfolgt hätten, dürften wiederkommen, mutmaßt Jöstingmeyer, „und dann sollten noch ein paar Leute dazukommen“. Die Besucher werden auf der gesamten Westtribüne verteilt, Arminia macht also einen weiteren Block auf. „Ein toller Rahmen, da wird es für uns natürlich noch wichtiger, dass wir einen würdigen Gegner abgeben“, sagt Markus Wuckel. Und ist überzeugt, dass seiner Mannschaft das gelingen wird.

Aufrufe: 02.12.2016, 09:00 Uhr
Hans-Joachim KaspersAutor