2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Nicht viele junge nehmen dem alten Dvorak den Ball einfach so ab.
Nicht viele junge nehmen dem alten Dvorak den Ball einfach so ab.

Den Karriereplan bestimmt die Gesundheit

Die Dvorak-Brüder spielen in der gleichen Liga, treffen sich aber nicht direkt +++ Am Ostermontag 2016 soll es dann klappen

Nein, Wetten seien nicht abgeschlossen worden, wer häufiger treffe in dieser Kreisliga-Saison, lachen Antonin (41) und Petr Dvorak (38). Derzeit sind die beiden vielleicht prominentesten Kicker der Liga nach Toren gleichauf - 9:9 steht's im Bruderduell. Für Petr als passionierten Torjäger eine Selbstverständlichkeit, doch auch aus dem offensiven Mittelfeld heraus lässt sich munter treffen, beweist Antonin, der ältere der Dvorak-Brüder.

,,Ich bin selbst überrascht, dass mir schon so viele Tore gelungen sind", schmunzelt der Spielertrainer des abstiegsgefährdeten Aufsteigers Stachesrieder SV, ,,aber wenn alles normal läuft, ist Petr der klare Sieger." Schon der Position wegen. Und was sagt Petr zum aktuellen Zwischenstand? - ,,Für mich war es bisher eine schlechte Saison, für Antonin eine sehr gute." Nur ein Spaß freilich, bemüht sich der 38-Jährige zu betonen, schließlich treffe er für seinen neuen Klub FC Furth i. Wald und nicht für seinen persönlichen Sieg gegen den großen Bruder. Nach etlichen Jahren gemeinsamen Weges - oder in verschiedenen Spielklassen - sind die Dvorak-Brüder in dieser Saison direkte Gegner, wobei das erste Aufeinandertreffen beim Further Match in Stachesried ausfiel.

,,Ich habe am Tag davor geheiratet, da war ich noch ein bisschen kaputt", lacht Petr Dvorak, wobei frühzeitig mit seinem Coach Bernhard Greinke abgesprochen gewesen sei, dass er das Derby sausen lassen dürfe. Natürlich gehörte auch Antonin Dvorak zu den Hochzeitsgästen, gespielt hat er trotzdem. Trotz seiner beiden Tore aber verlor Stachesried das Nachbarduell gegen die Drachenstädter mit 2:4 an jenem 23. August 2015. Im Rückspiel an der Further Wutzmühle am Ostermontag 2016 könnte es das direkte Bruderduell also geben. Eine besondere Motivation? - ,,Momentan ist dieses Spiel noch weit weg, das ist ja erst nächstes Jahr", sagt Petr Dvorak. ,,Ein spezielles Spiel ist das vielleicht schon, aber ich werde das angehen wie jedes andere auch. Ich weiß natürlich nicht, was Antonin als Trainer vorhat, was mich betrifft."

Für Bruder keinen Spieler opfern

Keine Sonderbewachung jedenfalls für den Bruder, lacht der spielende Coach der Stachesrieder (,,Sollte es zum Zweikampf kommen, gibt es keine Gnade"). Im modernen Fußball ja quasi ein Tabu. ,,Es wird sicher nicht so sein, dass wir für meinen Bruder einen Spieler opfern, bei den Standards wird es entsprechende Zuteilungen geben. Aber Furth ist nicht nur mein Bruder, wir können uns nicht nur auf einen Spieler konzentrieren, sondern müssen als Mannschaft dagegen halten." Damit die Revanche für die Schlappe im Hinspiel gelingen möge, trotz der Außenseiterrolle.

Zuletzt gab es das Duell Dvorak gegen Dvorak in der Saison 2003/04: Petr war gerade aus Tschechien zum FC Bad Kötzting gewechselt, Antonin spielte beim ASV Cham. Die Rot-Blauen wurden unter Trainer Hans Kuchler in diesem Jahr Meister der Landesliga und stiegen in die Bayernliga auf, an der Further Straße hatte damals Star-Trainer Karsten Wettberg das Sagen. Beide Duelle gewannen die Bad-Städter, damals noch ohne das ,,Bad" im Namen: In Cham mit 3:0, in Bad Kötzting mit 2:1. ,,Ich weiß gar nicht mehr genau, ob wir damals überhaupt gegeneinander gespielt haben", sagt Petr Dvorak. ,,In Cham war Antonin verletzt, da bin ich mir sicher, ich glaube auch im Rückspiel." Nicht ganz: Wir haben im Archiv gestöbert, am Roten Steg stand Antonin Dvorak in der Chamer Startelf. Ohne die Niederlage verhindern zu können, er hat also noch eine Rechnung offen mit seinem Bruder. ,,Für mich ist das kein großartiges Ereignis, für die Zuschauer ist das wahrscheinlich interessanter als für mich. Aber natürlich will ich gewinnen." Antonin Dvorak ist nicht nur der Bruder, er war beim FC Zandt vier Jahre lang auch der Trainer von Petr Dvorak, ehe der heute 41-Jährige nach Stachesried ging und an seinen Bruder das Traineramt in Zandt übergab. Auch keine alltägliche Konstellation.


Wehe, wenn Dvorak kommt: Den Petr fürchten nicht nur die Schönthaler.

Als Bruder und Ex-Trainer kennt Antonin die Qualitäten von Petr also bestens: ,,Seine größte Stärke ist ohne Frage, dass er ein richtiger Torjäger ist. Das hat er in seiner Karriere immer bewiesen, egal wo er gespielt hat. Wenn er eine Torchance bekommt, ist es meistens ein Tor, er kennt sich im Strafraum schon ganz gut aus." Und was sagt Petr über Antonin? - ,,Über die Qualitäten von Antonin brauchen wir nicht lange reden", sagt Petr. Er tut es dann aber doch. ,,Er ist einfach ein sehr, sehr guter Spieler, fußballerisch, technisch, von der Spielintelligenz her. Und stark am Ball, ihm den abzunehmen, ist nicht einfach. Jetzt ist er 41 und immer noch einer der Besten in der Liga, er könnte sicher auch noch höher spielen."

Diese feinfühlige Ballbehandlung

Als Ostbayerns ,,Mozart des Fußballs" wurde Antonin Dvorak angesichts seiner feinfühligen Ballbehandlung gerne tituliert, Petr Dvorak ist gar der Meinung, dass es sein Bruder zu mehr hätte bringen können, wenn alles zusammengepasst hätte: ,,In meinen Augen wäre Antonin ein Spieler für die Bundesliga und für die Nationalmannschaft gewesen, wenn er nur ein bisschen mehr Glück gehabt hätte. Auch für die deutsche Bundesliga. Bis er 21 Jahre alt war, hat er in Tschechien alle Jugend-Nationalmannschaften durchlaufen." Doch eine Knieverletzung und diverse andere Faktoren hätten den großen Durchbruch verhindert, mit 24 Jahren ging Antonin Dvorak dann nach Deutschland. Damals zum FC Wallersdorf. ,,Irgendwie schade, dass er ab diesem Zeitpunkt dann nur noch in Amateurklassen gespielt hat. Aber wer mal in Deutschland spielt, geht nicht mehr zurück nach Tschechien", erklärt der Logistiker.

Die zweite Liga Tschechiens steht daher als höchste Klasse in Antonins Biografie. Petr Dvorak, der ebenfalls der Talentschmiede von Viktoria Pilsen entstammt, hat den Sprung ins tschechische Oberhaus geschafft im Leiberl des dreimaligen Meisters Slovan Liberec. Zwei Jahre erste Liga, ein Jahr zweite Liga, über die vierte Liga dann ab nach Bad Kötzting. Dort trafen sich die Brüder wieder, denn auch Antonin, erst ja noch im Chamer Outfit Petrs Gegner, zog es in die Pfingstrittstadt. Ehe, im Paket mit dem damaligen rot-blauen Publikumsliebling Petr Stoilov, Jahn Regensburg lockte. Weil der Jahn nach dem Abstieg aus der Regionalliga händeringend nach Bayernliga-erfahrenen Cracks für den sofortigen Wiederaufstieg suchte.

Immer noch viel Lust darauf

Nach Jahren der Trennung wurde dann der FC Zandt zum Zentrum des brüderlichen Fußballspiels. Um sich nun im Herbst der Karriere erneut noch eine Etage wieder zu duellieren. Wie lange wollen die Dvorak-Brüder eigentlich noch spielen? - ,,Die Planungen überlasse ich meiner Gesundheit und wie lange ich mich noch fit fühle. Aber mit 41 Jahren kann man nicht mehr so weit vorausplanen", sagt Antonin Dvorak. Der als Physiotherapeut für seinen Körper aber ein gutes Gefühl haben sollte. ,,Letztlich muss es auch der Verein entscheiden, ob ich als Spieler noch was bringe. Wir setzen uns zu gegebener Zeit zusammen, das eilt noch nicht. Bisher habe ich noch nichts gehört, dass ich aufhören soll", lacht Dvorak der Ältere. ,,Mir macht's Spaß, und der Mannschaft hoffentlich auch, das ist die Hauptsache." Wäre auch ,,nur" Trainer denkbar? - ,,Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber vorstellen könnte ich mir das schon."

Und Petr? - ,,Ich habe immer noch viel Lust darauf, eine Saison möchte ich mindestens noch spielen. Das hängt auch von der Gesundheit ab, außerdem habe ich jetzt auch eine Familie und einen kleinen Sohn. Mal schauen, wie lange ich das noch will, jedes Wochenende weg zu sein." Antonin Dvoraks Filius ist schon neun und hat in einem kleinen Verein in Pilsen nun auch begonnen, seinem Papa nachzueifern. ,,Wenn ich Zeit habe, helfe ich beim Training mit", sagt Antonin. Könnte Dvorak junior mal in die Fußstapfen treten? - ,,Jetzt ist es noch zu früh, über Positionen zu reden. Aber wie ich das sehe, glaube ich schon, dass er eher zur Offensive tendiert." Also doch wie der Papa. Der freilich vor allem darauf achten muss, mit seinem Klub nicht unter die Räder zu kommen im umkämpften Hohenbogenwinkel.

Denn sämtliche Nachbarn haben ehrgeizige Ziele, ob Neukirchen, Eschlkam oder Furth. Und alle wollen natürlich auch die besten Spieler. ,,Ich bin jetzt die dritte Saison da, jede Saison ist bisher einer unserer Führungsspieler weggegangen. Unser Ziel sollte es sein, dass wir uns in dieser Klasse etablieren. Vom spielerischen Potenzial her ist das für uns momentan die richtige Klasse."

Mindestens zweiten Platz schaffen

Und wie schaut's an der Further Wutzmühle aus? - ,,Wir wollen mindestens Platz zwei erreichen und um den Aufstieg kämpfen", sagt Petr Dvorak. ,,Alles ist noch möglich, auch Roding kann noch in eine Krise rutschen." Dann bliebe es freilich wieder nur eine Saison, in der es heißt: Dvorak gegen Dvorak.

Aufrufe: 014.11.2015, 09:00 Uhr
Jürgen ZiereisAutor