Schnitzler wurde 1946 in Essen geboren und ist noch heute Fan von Rot-Weiß Essen. „Erst vor wenigen Wochen war ich im Stadion an der Hafenstraße. Dort gibt es noch immer eine einmalige Atmos-phäre“, schwärmt Hans-Jürgen Schnitzler, der seit den 1960-er Jahren im Kreis Herford lebt. Seine Schiedsrichter-Prüfung hat er am 22. März 1975 im Stadion am Mittelbach in Löhne-Gohfeld abgelegt. Die Veranstaltung verlief tragisch, denn beim 1.200-Meter-Lauf brach ein Schiedsrichter-Anwärter aus Eisbergen tot zusammen. „Bei der Leitung eines Spiels auf dem Bünder Heidesportplatz verstarb der Torwart des SV Spradow plötzlich“, erinnert sich Hans-Jürgen Schnitzler an ein weiteres trauriges Ereignis einige Jahre später. Gesundheitliche Probleme sind dem Hiddenhauser selbst auch nicht fremd. Im Jahre 2013 mussten ihm vier Bypässe eingesetzt werden. Ein Jahr später hatte Hans-Jürgen Schnitzler in Südtirol einen schweren Motorradunfall. Es drohte eine Beinamputation. Damit nicht genug: Es folgte die Diagnose Blasenkrebs. „Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Ich hatte für den Krebs keine Zeit. Ich musste Fußballspiele pfeifen und habe dem Krebs die Rote Karte gezeigt“, sagt Schnitzler überzeugend.
Mit klarer Ansage leitete der 73-Jährige auch heute noch die Fußballspiele. Er schaffte es in seiner Schiedsrichterlaufbahn bis in die Bezirksliga und hatte in all den Jahren nur eine Sportgerichtsverhandlung. Heute ist er als Schiedsrichter noch bei den Spielen der Jugendlichen aktiv. „Die Spieler haben Respekt vor mir und ich vor ihnen. Ein langes Palaver gibt es bei mir nicht. Ich habe den Trainern geraten, einen bestimmten Spieler auszuwechseln, damit ich ihn nicht des Feldes verweisen musste.“ Seit 1969 ist der Vater von zwei Kindern und drei Enkeln mit seiner Frau Christine verheiratet. Als Trainer arbeitete Schnitzler beim SV Schwarz-Weiß Ahle und beim TuS Hunnebrock. „Ich habe vor vielen Jahren die B-Lizenz gemacht. An diesem Lehrgang hat auch der bekannte Trainer Peter Neururer teilgenommen. Es hat es als Trainer etwas weiter gebracht als ich“, lacht Schnitzler. Als Komiker und Witze-Erzähler ist er noch immer ein gern gesehener Gast auf vielen Feiern. Im Jahre 2004 hatte er sogar Auftritte in Frank Elstners Fernseh-Show „Verstehen Sie Spaß?“. Früher hat Jürgen Schnitzler als Schlosser gearbeitet, heute ist er Rentner im Unruhestand.
„Jürgen muss immer etwas zum Kramen haben“, sagt seine Frau Christine. Hans-Jürgen Schnitzler hat am 25. September mit der Begegnung der C-Junioren zwischen dem VfL Holsen und dem SV Löhne-Obernbeck II seine letzte Partie im Kreis Herford geleitet. Leider war vom Kreisschiedsrichterausschuss niemand zur Verabschiedung am Sportplatz. Die Pfeife hängt der rüstige Schiedsrichter jedoch nicht an den Nagel, Schnitzler wechselt nämlich zum TuS Collegia Jübek und nimmt dort im schleswig-holsteinischen Kreis Schleswig-Flensburg noch einmal einen neuen Lebensabschnitt in Angriff.