2024-05-08T14:46:11.570Z

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Abgang eines Hilflosen: Johann Latanskij (re.) tritt als Trainer der DJK Waldram zurück und steht dem abstiegsbedrohten Verein künftig auch nicht mehr als Spieler zur Verfügung.  Hans Lippert
Abgang eines Hilflosen: Johann Latanskij (re.) tritt als Trainer der DJK Waldram zurück und steht dem abstiegsbedrohten Verein künftig auch nicht mehr als Spieler zur Verfügung.  Hans Lippert

Das Waldramer Experiment mit Spielertrainer Johann Latanskij ist gescheitert

FUSSBALL

Nach nur sechs Monaten verlässt Johann Lataskij die DJK Waldram. Der Trainer-Novize konnte dem Kreisligisten nicht die nötigen Impulse geben, um an die Tabellenspitze zu gelangen.

Waldram – Im vergangenen Sommer ging bei der DJK Waldram die Ära Ralf Zahn zu Ende, nach sechs erfolgreichen Jahren. Für seinen Nachfolger Johann Latanskij ist bereits nach sechs Monaten Schluss: Der Ex-Torjäger des TuS Geretsried trat gemeinsam mit Co-Trainer Günter Wernthaler von seinem Amt zurück und steht der abstiegsbedrohten DJK auch als Spieler nicht mehr zur Verfügung. Wernthaler macht nach Auskunft des Vereins jedoch als Torwarttrainer weiter.

„Die Entscheidung hat rein sportliche Gründe“, erklärt Latanskij. „Es ist nicht so, dass wir nicht geglaubt hätten, den Klassenerhalt zu schaffen. Aber wir sind der Meinung, dass es für die Mannschaft besser ist, wenn ein neuer Trainer kommt, der neue Impulse setzt“, sagt der scheidende Coach. Die Alternative wäre gewesen – wie nach dem letzten Spieltag zunächst geplant – gemeinsam weiter daran zu arbeiten, den Negativtrend umzukehren. Dann wäre die Trennung womöglich verspätet unumgänglich geworden, nämlich dann, wenn die ersten zwei Spiele nach der Winterpause beim Tabellendritten Habach und eine Woche drauf gegen den Zweiten Lenggrieser SC auch noch verloren gegangen wären. „Darum haben wir so entschieden. So hat ein neuer Trainer die Möglichkeit, bei null anzufangen und die gesamte Wintervorbereitung mit der Mannschaft zu bestreiten“, begründet Lantanskij seinen und Wernthalers Entschluss.

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Er habe bei einem längeren Gespräch mit den Trainern den Eindruck gehabt, „dass sie etwas hilflos wirkten und selbst Bedenken hatten, die Mannschaft nicht mehr richtig zu erreichen “, sagt Daniel Dankesreiter. Deshalb sei es richtig, jetzt einen Schnitt zu machen und nicht erst im Frühjahr nach weiteren Niederlagen, glaubt der stellvertretende Abteilungsleiter der DJK-Fußballer.

Traurige Bilanz: Zwölf Punkte aus 13 Spielen

Damit ist das im vergangenen Sommer mit großen Hoffnungen gestartete Waldramer Experiment krachend gescheitert ist. Mit der Verpflichtung von Lantanskij als Spielertrainer glaubten die Verantwortlichen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben. Der erfahrene Landesliga-Goalgetter sollte als Trainer neue Ideen und frischen Wind bringen, als Spieler die Mannschaft führen und mit seinen Toren wieder an die Spitze schießen. Die traurige Bilanz nach der Hinrunde: Mit zwölf Punkten aus 13 Spielen rangiert Waldram auf einem Abstiegsplatz, fünf Punkte hinter dem rettenden zehnten Platz. 18 geschossene Tore sind die zweitschlechteste Quote aller Teams, nur die Sportfreunde Egling-Straßlach haben noch seltener getroffen.

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Deutlicher kann man nicht dokumentieren, dass der Coach mit seiner zu Saisonbeginn propagierten Philosophie, „sehr offensiven, attraktiven, manchmal ein bisschen wilden Fußball mit viel Pressing“ spielen lassen zu wollen, gescheitert ist. Doch Latanskij wiegelt ab. „Als Scheitern würde ich es nicht sehen“, sagt der Trainer-Novize, der viel Lehrgeld zahlen musste. „Aber ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass ich nicht der Typ bin, der sich zum Spielertrainer eignet“, so der scheidende Coach. „Es ist schwer, als Spielertrainer autoritär zu sein. Dafür bist du zu eng an der Mannschaft.“

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Hinzu kam, dass er selbst oft verletzt und nicht fit genug war, um der Mannschaft auf dem Platz eine Hilfe zu sein. Ein Rätsel bleibt für ihn trotz mancher guten Erfahrungen ungelöst: „Die Spieler haben gut und fleißig trainiert. Aber im Spiel haben Einstellung und Laufarbeit damit nicht zusammengepasst“, grübelt Latanskij, warum seine Aktiven „oft das Spiel nicht angenommen haben“. Für ihn ist es inzwischen müßig, lange darüber nachzudenken, ob er sein Team mit seiner Spielphilosophie und seinem Anspruch überfordert hat, oder ob der sportliche Einbruch in dieser Saison lediglich ein deutliches Signal dafür ist, dass es an der Zeit ist, einen Umbruch einzuleiten.

Dankesreiter: „Wir sind in einer recht beschissenen Lage“

Wie es weiter gehe, sei derzeit völlig offen, lässt Peter Kunzmann anklingen. „In der Winterpause besteht natürlich Handlungsbedarf, um für die vakante Trainerposition eine Nachfolgeregelung auf den Weg zu bringen“, sagt der sportliche Leiter. Ob das eine „interne Übergangslösung“ sein werde oder über die aktuelle Situation hinausgehe, könne derzeit noch nicht beurteilt werden. Daniel Dankesreiter drückt es deutlich drastischer aus: „Wir sind in einer recht beschissenen Lage.“

Aufrufe: 018.12.2019, 13:58 Uhr
Isar-Loisachbote / Rudi StalleinAutor