2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ob die Fußballer des FV Ravensburg sich bald wiedersehen und die Saison zuende spielen, entscheidet sich vermutlich am Dienstag. Archivfoto: Rolf Schultes
Ob die Fußballer des FV Ravensburg sich bald wiedersehen und die Saison zuende spielen, entscheidet sich vermutlich am Dienstag. Archivfoto: Rolf Schultes

Das unendliche Warten

Nach acht Wochen steht eine Entscheidung an, ob die Amateurfußballer wieder spielen

Ravensburg / sz - Während viele Amateurfußballverbände ihre Saison wegen der Corona-Krise bereits für beendet erklärt haben und andere – zum Beispiel der bayerische Fußballverband – einen Termin angesetzt haben, an dem es wieder weitergehen soll, hat sich der Württembergische Fußballverband (WFV) bisher zurückgehalten. Nun aber zeichnet sich eine Entscheidung ab. Für Dienstag kündigte der WFV an, "nach Abschluss der Beratungen" eine "gemeinsame Haltung der drei Fußballverbände" verkünden zu wollen" – gemeint sind neben dem württembergischen auch der badische und der südbadische Verband. Für die Fußballvereine in ganz Baden-Württemberg würde damit das unendliche Warten ein Ende haben.

Oft ist Steffen Wohlfarth in den vergangenen acht Wochen nicht am Sportgelände des FV Ravensburg gewesen. Der Trainer des Fußball-Oberligisten hat etwas Abstand gesucht zum sonst so aufgeregten Betrieb. "Vielleicht steht der Rasen ja schon zwei Meter hoch", scherzt Wohlfarth. Dabei hat die Aussage einen bitteren Beigeschmack. Denn sie heißt nichts anderes, als dass schon reichlich Gras über die Sache gewachsen ist, ohne die Probleme gelöst zu haben. Zwei Monate sind nun seit dem 12. März vergangen, an dem der Amateursport weitestgehend zum Stillstand kam. Seither warten die im WFV organisierten Vereine auf eine Weiterentwicklung. Die gab es lange nicht, weil die Politik die Auflagen hart formulierte. Außer Individualsport war nichts zu machen seither. Zumindest bis Mittwoch. Da lockerten die Verantwortlichen die Einschränkungen für die Amateursportler, wenigstens ein bisschen. Sogar Fußball ist wieder möglich. Allerdings nicht wie gewohnt.

Was genau erlaubt ist, hat der Deutsche Fußball-Bund in einem Leitfaden zusammengefasst. Mit normalem Training hat das, was da drin steht, nur bedingt zu tun. Kleingruppen sollen trainieren, nicht mehr als fünf Leute zusammen, am besten immer die gleichen. Pro Halbfeld nur eine Gruppe. Und bitte keine Fahrgemeinschaften bilden, duschen auf dem Sportgelände fällt auch aus. "Wir sind noch weit davon entfernt, von Normalität in unserem Alltag sprechen zu können. Aber jede Lockerung bedeutet einen Zuwachs an Lebensqualität. Die schrittweise Freigabe des Trainingsbetriebs in ganz Deutschland ist die Nachricht, auf die unsere sieben Millionen Mitglieder sehnlichst gewartet haben", erklärten DFB-Präsident Fritz Keller und Vizepräsident Rainer Koch in dem 16-seitigen Papier.

Ist das wirklich so? Haben die Fußballer landauf und landab darauf gewartet? Auf Fußball mit etlichen Einschränkungen? "Abklatschen, In-den-Arm-Nehmen und das gemeinsame Jubeln ist nicht gestattet, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden", heißt es im DFB-Leitfaden.

Obwohl Steffen Wohlfarth in den vergangenen zwei Monaten selten auf dem Sportgelände des FV Ravensburg gewesen ist, heißt das nicht, dass er sich nicht mit Fußball beschäftigt hat. Natürlich hat er regen Kontakt mit seinen Spielern, die einen individuellen Trainingsplan befolgen und auch mal gemeinsam in einer Videokonferenz ihre Übungen machen. Und natürlich spricht Wohlfarth regelmäßig mit der Vereinsführung um Manager Fabian Hummel. So richtig Trainer sein aber, das ging zuletzt aber einfach nicht. Wie auch? Ohne Ball, ohne Treffen von Angesicht zu Angesicht, ohne echtes Training. So gesehen, freut sich Wohlfarth, dass es nun die ersten Lockerungen gibt. "Vor allem für die Jungs, dass die mal wieder rauskommen", sagt der FV-Trainer. Er habe zuletzt vermehrt Rückmeldungen bekommen, dass der Überdruss über die ungewisse Situation immer mehr zunimmt. Einer seiner Spieler habe etwa gemeint, dass er "seine immer gleiche Laufstrecke nicht mehr sehen kann".

Zwar gebe es beim FV nun erste Überlegungen, wieder ins Training einzusteigen – unter den vorgeschriebenen Auflagen –, doch zuerst müsse der Dienstag abgewartet werden, sagt Wohlfarth. Erst will er wissen, ob es vielleicht sogar schon bald wieder losgeht mit der Saison. Oder auch erst wieder mit einer neuen Spielzeit – im Herbst, oder gleich erst 2021. Gerade letztere Variante findet Wohlfarth gar nicht so uncharmant. Die komplette Saison auf ein Kalenderjahr von Frühjahr bis Herbst zu verteilen? Warum nicht?

An Spekulationen, was am Dienstag entschieden werden könnte, will sich Steffen Wohlfarth derweil nicht beteiligen. "Das ist zu komplex. Was da alles mit rein spielt", sagt er. Nur soviel sagt er noch: Gerne würde er die aktuell unterbrochene Saison zu Ende spielen. Mindestens genauso wichtig wäre ihm aber, dass die Ungewissheit endlich aufhört.

Dass die Pause eigentlich schon viel zu lange dauert, ist Wohlfarth anzumerken, als es um das letzte Saisonspiel geht, das der FV bisher bestritten hat. Nach längerem Überlegen fällt dem Ravensburger Trainer nur ein, dass er mit seiner Mannschaft in Oberachern gespielt hätte – kurz vor dieser Partie wurde die Saison unterbrochen. Bis heute.

Aufrufe: 010.5.2020, 18:11 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor