2024-05-10T08:19:16.237Z

Halle
Packender Fußball vor vollbesetzten Tribünen – wie hier beim Finale des vergangenen Jahres zwischen Leusel und Mücke – sind derzeit nicht möglich. Aber „Mr. Hallenmaster“ Peter Kraus ist optimistisch, dass die Alsfelder Hallenfußballkreismeisterschaft in zwölf Monaten wieder regulär über die Bühne gehen wird.	Archivfoto:  Zinn
Packender Fußball vor vollbesetzten Tribünen – wie hier beim Finale des vergangenen Jahres zwischen Leusel und Mücke – sind derzeit nicht möglich. Aber „Mr. Hallenmaster“ Peter Kraus ist optimistisch, dass die Alsfelder Hallenfußballkreismeisterschaft in zwölf Monaten wieder regulär über die Bühne gehen wird. Archivfoto: Zinn

Das Geheimnis des Hallenmasters

HALLENMASTERS ALSFELD: +++ Peter Kraus berichtet über die Anfänge, Highlights, Dauergäste und den größten Überraschungsieger des Traditionsturnieres +++

Alsfeld. Es hat schon längst Kultstatus und ist eines der erfolgreichsten Sportveranstaltungen der Region überhaupt: die Alsfelder Fußball-Hallenkreismeisterschaft. Seit der Saison 1986/87, damals noch als Turnier des SV 06 Alsfeld gestartet, findet das Hallenspektakel in jedem Winter statt. Die Spieler freuen sich auf das mehrtägige Turnier, die Zuschauer strömen in Massen und (fast) von Beginn an mit dabei ist Peter Kraus, seines Zeichens Vorsitzender des Freundeskreises Fußball im Kreis Alsfeld, seit diesem Jahr zudem Stellvertretender Kreisfußballwart und „nebenbei“ auch noch Klassenleiter der Kreisliga B. Er hatte die undankbare Aufgabe, die 34. Auflage, die vor wenigen Tagen gestartet wäre, abzusagen. Die Corona-Pandemie ließ eine Durchführung einfach nicht zu. Es ist erst die zweite Absage des Traditionsturnieres nach 2015/16, als die Flüchtlingskrise zur Absage zwang.

Kraus, der längst als „Mister Hallenmasters“ gilt, erinnert sich auch noch gut an die Anfänge. „Damals war der SV 06 Alsfeld der Veranstalter. Daraus entwickelte sich die Kreismeisterschaft, die der Kreisfußballschuss in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis organisiert. Man kann auch sagen, dass der Freundeskreis das Turnier mit Unterstützung des Kreisfußballausschusses veranstaltet. Auf jeden Fall wechselt seitdem in jedem Jahr der Verein, der offiziell als Ausrichter zuständig ist, unter anderem auch die Bewirtung organisiert“, erzählt der gebürtige Ruhlkirchener, der seit geraumer Zeit in Alsfeld lebt. Am Dienstagabend erreichen wir Peter Kraus telefonisch.

Hallo Herr Kraus, was machen Sie heute Abend?

Heute hat der älteste Sohn meiner Frau Geburtstag und das werden wir – ganz coronakonform – im kleinen Kreis zuhause feiern.

Sie ahnen, worauf die Frage abzielt, denn unter „normalen Umständen“ wären sie garantiert woanders, oder?

Ansonsten wäre ich mit Sicherheit in der Großsporthalle, das stimmt.

Wie schwer ist Ihnen die Turnierabsage gefallen?

Die Absage ist mir schon schwergefallen, aber es gab ja keine Alternative. Ich denke nicht nur an die Spieler und Zuschauer, die sich auf das Turnier freuen. Wir haben das Hallenmasters ja auch im Vorfeld an ausrichtende Vereine vergeben, die sich zum Teil monatelang darauf vorbereiten, Helferpläne und ähnliches erstellen. Das wir durch eine solche Absage ja alles über den Haufen geworfen. In diesem Jahre wäre der TSV Eifa der Ausrichter gewesen, im nächsten Jahr der TV Storndorf. Jetzt werden wir alles um ein Jahr nach hinten verschieben, wird der TSV Eifa eben im nächsten Jahr der Ausrichter sein, Storndorf zwölf Monate später.

Das Alsfelder Hallenmasters gilt als eines der attraktivsten Hallenfußballturniere weit und breit, nicht zuletzt, was die Zuschauerzahlen betrifft. Was ist der Erfolg des Turnieres?

Es gibt einfach kein vergleichbares Turnier in der Umgebung, zumindest ist mir keines bekannt. Klar, in Lauterbach findet immer um diese Zeit auch ein Hallenturnier statt, aber das ist ein klassisechs Einladungsturnier. Früher gab es noch eine Veranstaltung in Wallenrod. Auch beim Hallenturnier in Kirchhain, das die Spvgg. Leusel ja schon mehrfach gewonnen hat, nehmen immer mal wieder Teams hier aus der Region teil. Aber keines dieser Turniere findet in diesem großen Rahmen, über so viele Tage statt und wird zudem vom Kreisfußballausschuss organisiert.

Und was ist das Erfolgsgeheimnis der Veranstaltung, da Hallenfußball zuletzt ja überall eher rückläufige Zahlen meldete?

Es ist einfach ein Spektakel zwischen den Jahren und Anfang des neuen Jahres, in einem Zeitraum, in dem der Fußball im Allgemeinen ruht. Jeder weiß, dass hier einiges los ist und das zieht die Zuschauer eben an. Ich sage mal, wir haben zwei Arten von Zuschauern. Da sind die Besucher, die kommen immer nur, wenn ihr Verein spielt. Dann gibt es aber auch Zuschauer, die sind an jedem Abend da – egal wer da spielt. Wenn ich in die Halle komme, weiß ich: Die sind heute auch da. Da denke ich unter anderem an Alfred Wettlaufer. Das ist ein Mensch, der hat einfach Interesse am Fußball. Klar freut der sich, wenn seine SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod gut und erfolgreich spielt. Aber auch ohne die SGAES ist der da. Ich kann mich an keinen Spieltag erinnern, an dem er nicht da war. Der Richard Weicker aus Leusel ist auch so jemand, der eigentlich immer da ist, um nur zwei Namen zu nennen. Aber von diesen gibt es bei uns eben doch noch einige mehr.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass im nächsten Jahr wieder gespielt werden kann?

Da bin ich eigentlich sehr optimistisch. Ich bin der Meinung, das ganze Prozedere mit den Impfungen muss jetzt erst einmal ins Rollen kommen, dann wird sich die Lage hoffentlich langsam entspannen. Das wird noch dauern, aber ich hoffe, dass wir spätestens im August wieder normal in die reguläre Saison starten dürfen und dann im Winter auch das Hallenmasters stattfinden kann. Die Handballer wollen ja auch unbedingt und schnellstmöglich zurück. Ich hoffe auch, dass wir dann auch wieder ganz normal mit vollen Tribünen und vor vielen Zuschauer spielen, denn ohne Zuschauer fehlt die Stimmung, das macht einfach nicht so richtig Spaß. Ich denke, schon im August wird sich abzeichnen, ob es im nächsten Dezember wieder einigermaßen normal sein wird. Ich bin aber sehr optimistisch.

Haben Sie Befürchtungen, dass durch die Absage die Meldezahlen im nächsten Jahr geringer ausfallen könnten? In Lauterbach ist genau das nach der ersten Absage 2015/16 nämlich passiert.

Das ist ein Einladungsturnier und nicht mit unserem zu vergleichen. Bei uns ist es vielmehr so, dass die Teilnehmerzahlen zuletzt wieder angestiegen sind. So hat die SpVgg. Mücke lange Zeit gefehlt, letztes Jahr aber erstmals wieder mitgespielt und gleich gewonnen. Ich bin mir sicher: Auch in diesem Jahr hätte Mücke wieder gemeldet – erst Recht als Titelverteidiger. Zwischenzeitlich hatten viele Teams den Weg nach Alsfeld gescheut, da sie nicht sicher kein konnten, wie die Witterung um diese Jahreszeit ist. Aber die vergangenen Winter waren ja längst nicht mehr so dramatisch wie früher. Ich kann mich erinnern, dass ich früher einmal nach einem Spieltag drei Stunden von Alsfeld nach Ruhlkirchen gebraucht habe, da hinter Leusel alles dicht war und auch über Vockenrod kein Weiterkommen möglich war. Ich bin dann über Münch-Leusel und durch den Wald über Schotterpisten gefahren, um überhaupt bis nach Ruhlkirchen zu kommen. Solch extreme Verhältnisse gab es ja lange nicht mehr.

Gibt es Überlegungen, den Turniermodus zu reformieren oder gilt die Devise, ein erfolgreiches Modell nicht zu verändern?

Der Modus ergibt sich letztlich ja durch die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften, wobei an dem Grundkonzept wir schon weiter festhalten wollen. Das besagt, dass wir am Endspieltag auf jeden Fall mit zwei Vierer-Gruppen spielen wollen. Ganz früher, als wir noch mehr teilnehmende Teams hatten, haben wir nach der Vorrunde ja noch eine Zwischenrunde gespielt. Die fand immer donnerstags und freitags statt und dort wurde in zwei Siebener-Gruppen gespielt. Die Top-Vier jeder Gruppe kamen dann in die Endrunde. Zuletzt ist die Zwischenrunde entfallen, dafür gibt es in jeder Vorrundengruppe einen Hin- und einen Rückspieltag. Auch da gibt es immer schon reichlich Spannung und Verschiebungen. Wir haben es schon gehabt, dass ein Team, das nach der Vorrunde Tabellenführer war, noch die Endrunde verpasst hat, da sich zum nächsten Spieltag einige Akteure in den Skiurlaub verabschiedet hatten. Genauso gab es die umgekehrte Konstellation, dass Teams, die nach der Vorrunde Vierter warten, plötzlich noch Gruppensieger wurden, da dann alle Mann an Bord waren.

Gibt es ein Turnier, an das Sie sich besonders gerne erinnern?

Da fallen mir spontan zwei Turniere ein. Vor vielen Jahren – das Jahr weiß ich nicht mehr genau – da war die Halle so brechend voll, dass wir sogar die Tribünen in dem Bereich, in dem gar nicht gespielt wird, sondern in dem sich die Mannschaften eigentlich warm machen, ausziehen mussten, da so viele Besucher kamen. Und ein Highlight war sicherlich das Turnier 1998/99, als der FSV Wahlen als absoluter Underdog das Turnier aufgemischt hatte und völlig überraschend Turniersieger wurde, damit die Siegesserie des SV 06 Alsfeld unterbrach.

Gab es umgekehrt auch ein besonders negatives Erlebnis?

Ich möchte keinen Namen nennen, aber vor vielen Jahren gab es einmal einen Vorfall bei einem Spiel mit Mücke. Da hat ein Spieler, ich will es einmal so formulieren, eine äußerst unfaire Art gehabt, Hallenfußball zu spielen. Der hatte dann einen regelrechten Ausraster. Er kam allerdings nicht aus dem Vogelsberg und wurde vom Turnier ausgeschlossen.

Aufrufe: 02.1.2021, 07:10 Uhr
Volker Lehr (Oberhessische Zeitung)Autor