In Würzburg rumort es gewaltig. Nach der 1:5-Niederlage im Derby beim TSV Großbardorf gab es eine gehörige Presseschelte: "Wir sind hier schlimmer zerlegt worden, als es Hoffenheim nach dem 1:7 bei den Bayern oder Basel nach dem 0:7 in der Champions League bei den Bayern getroffen hat. Da war ich schon sehr sauer. Aber leider wird in Würzburg vieles anders gesehen", sagt Michael Hochrein, Trainer des Würzburger FV. Hochrein weiß um die Erwartungshaltung nach Platz fünf im Vorjahr: "Wir haben uns das ja auch anders vorgestellt. Aber so ist der Fußball. Uns fehlt ein Erfolgserlebnis, um die Blockade im Kopf zu lösen. Vielleicht können wir dann noch eine kleine Serie starten. Das ist uns in der vorigen Saison in der Rückrunde auch gelungen." Zumal Hochrein bis auf zwei oder drei leicht angeschlagene Spieler sein kompletter Kader zur Verfügung steht.
"Ich habe 20 Leute, zwei muss ich also aus dem Kader streichen. Wir trainieren sehr gut. Da ist Feuer drin. Aber wir können es im Moment nicht umsetzen, um Erfolge einzufahren", weiß Hochrein. Irgendwie ist dem WFV die Sicherheit abhanden gekommen: "Wir hatten eine gute Vorbereitung, hatten im letzten Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg II bis zur 89. Minute mit 4:3 geführt, dann noch 4:5 verloren. Der "kleine Club" hatte sogar vier Profis dabei. Aber zuletzt in Großbardorf haben wir eine ganz schlechte Leistung gezeigt, da war ich richtig sauer", lässt der WFV-Coach wissen. Nach aktuellem Stand weiß auch Michael Hochrein: "Die direkte Regionalliga-Qualifikation ist im Moment unrealistisch. Aber dann wollen wir diese über die Relegation schaffen." Daher sehe er die letzten Spiele auch als Vorbereitung für die dann entscheidenden K.o.-Spiele. "Das hat alles heuer was von Play-Off-Charakter wie im Basketball oder im Eishockey." Ziel für Samstag bleibt aber: "Wir wollen gegen Heimstetten gewinnen, auch wenn wir auf einen sehr spielstarken Gegner treffen werden."
Der SV Heimstetten befindet sich in einer ähnlichen Situation. Mit drei Niederlagen nach vier Siegen im alten Jahr haben die Oberbayern den Start voll und ganz verpatzt und sich die gute Ausgangsposition verbaut. "Uns fehlt die Konzentration über 90 Minuten", weiß SVH-Trainer Rainer Elfinger, der diese Woche einen zweitägigen Lehrgang an der Sportschule Oberhaching im Basketballspiel absolviert hat und damit am Dienstag und Mittwoch nicht bei der Mannschaft sein konnte. Elfinger weiß, wo die aktuelle Punktearmut herrührt: "Uns ist die Euphorie abhanden gekommen. Aber ich denke, dass ich das wieder hinkriege." Elfinger hat den neunten Platz noch nicht völlig abgeschrieben, weiß aber auch, dass jetzt Siege her müssen: "Wenn wir in Würzburg gewinnen, dann ist noch was drin. Mit einer kleinen Serie können wir uns den Traum von der Regionalliga Bayern noch erfüllen."
Rainer Elfinger muss in Würzburg auf drei wichtige Spieler verzichten. Sascha Steinacher ist vom Sportgericht der Bayernliga für drei Spiele gesperrt worden. Anton Siedlitzki hat sich das Handgelenk gebrochen und Philip Grahammer laboriert an einem Muskelbündelriss. Doch auch ohne dieses Trio will Heimstetten in Würzburg angreifen. "Dann müssen eben andere in die Bresche springen." Elfinger weiß aber auch, dass zunächst viel Frust bewältigt werden muss. Im Verein jedenfalls wird die Situation noch sachlich und ruhig betrachtet, wenngleich der SV Heimstetten wohl den besten Kader aller Zeiten zur Verfügung hat. In eine andere - in die positive - Richtung könnte alles gedreht werden, wenn denn bei den Zellerauern drei Punkte geholt werden. Den Gegner betrachtet Elfinger wie sein Kollege den SV Heimstetten mit großem Respekt: "Würzburg ist spielerisch sehr stark. Daher erwarte ich ein sehr interessantes Spiel. Wir müssen nur versuchen unseren Level über 90 Minuten zu halten, dann ist für uns auf jeden Fall etwas drin beim Würzburger FV."