2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
Tobi Strobl bekam von Konrad Höß noch einmal Verstärkung.
Tobi Strobl bekam von Konrad Höß noch einmal Verstärkung.

Coach wusste von nichts: Höß zaubert Cirak aus dem Hut

FC Pipinsried - Wo steht der FC Pipinsried? Nach einer intensiven Vorbereitung mit Trainingslager, einigen Verletzten und durchwachsenen Ergebnissen weiß niemand die Leistungsstärke der Gelb-Blauen einzuschätzen. Am morgigen Sonntag, um 15 Uhr, muss der Dorfclub beim TSV Schwabmünchen ran – und Konr

Überraschungen gehören beim FC Pipinsried zum Alltag. Sie sind sozusagen eingebaut. Denn ihr Urheber ist in 90 Prozent aller Fälle Konrad Höß, der gelb-blaue Präsident, persönlich. Den Rest besorgen die bunten Vögel, die Höß immer wieder in seine Spielerschar einverleibt.
In der vergangenen Woche praktizierte der FCP-Zampano seinen Lieblingstrick: er zog einen Gesellen mit besonders bunten Federn aus seinem Zylinder. Hayrettin Cirak ist sein Name, 25 Jahre alt, ein Allgäu-Türke sozusagen.

Denn Cirak klapperte in den letzten Jahren die Klubs im schönen Allgäu ab: Durach, Kempten und Kaufbeuren hießen einige seiner Stationen. In der Hinrunde hatte es Cirak nach Tirol verschlagen, zum österreichischen Viertligisten SV Reutte. Der junge Mann hat einen guten Ruf: Ein Edeltechniker sei er, ein Zauberfuß, ausgestattet zudem mit erheblicher Grundschnelligkeit. Allerdings auch mit einer gewissen Unrast.

Wie und warum es den Türken nun nach Pipinsried verschlagen hat, steht in den Sternen. Jedenfalls haben er und Höß schon am 31. Januar einen Vertrag abgeschlossen: Cirak ist demnach in der Frühjahrsrunde spielberechtigt.

Die Pointe an der Geschichte: Höß erzählte seinem Übungsleiter Tobias Strobl nichts von dieser Verpflichtung. Bis zum letzten Dienstag, als Cirak auf dem Pipinsrieder Sportplatz erschien. Zur Überraschung aller. Vor allem des Trainers. Strobl ist inzwischen einiges beim FCP gewohnt: Der 26-Jährige verliert daher eigentlich nie die Fasson, ist immer um ein freundliches oder zumindest diplomatisches Wort bemüht. So auch diesmal. Anfänglich zumindest.

Er lobt den Neuzugang als „technisch beschlagenen Spieler“, der wohl auch über eine gewisse konditionelle Grundsubstanz verfüge. Doch dann kann sich Strobl eine kleine Spitze nicht verkneifen: „Wie ein Spieler bei einem Verein unterschreiben kann, ohne vorher mit dem Trainer gesprochen zu haben, ist mir rätselhaft.“ Dann setzt der Ex-Profi hinzu: „Wir sind durch das tolle Trainingslager in Italien und durch die holprige Vorbereitung in alten Turn- und Soccerhallen zu einer richtig verschworenen Gemeinschaft geworden.“ Die Mannschaft habe sich zum Ziel gesetzt, um den Aufstieg mitzuspielen.

„In dieses Team jetzt noch reinzukommen, halte ich für extrem schwierig“, schließt Strobl seine Rede ab. Gestern setzte er ein Zeichen: Cirak durfte nicht am Abschlusstraining teilnehmen. „Fremde kann ich jetzt nicht gebrauchen“, lautete Strobls undiplomatische Begründung.
Bis zur letzten Woche hat er an noch der Aufstellung herum gefeilt. Zwangsläufig, denn außer den Meniskus-Sorgenkindern Dominik Schön (ist vielleicht im April wieder fit) und Michael Holzhammer (trainiert inzwischen mit dem Team) muss er auch auf Linksfuß Andreas Götz verzichten. Der Ex-Rainer hatte bei einem Übungskick vor vier Wochen einen Tritt in die Kniekehle erhalten - seit dem klagt er über Schmerzen. Gegenwärtig hat der 24-Jährige Trainingsverbot. Was Auswirkungen auf den Defensivverbund haben wird, der am Sonntag in Schwabmünchen aufläuft.
Auf der Götz-Position links hinten wird wohl Martin Finkenzeller auflaufen. Rechts ist Philip Grahammer die erste Wahl. In der Mitte könnte das bewährte Pärchen Christian Adrianowytsch und Erkan Atilgan stehen. Oder auch Maximilian Zischler, der in den Februartestspielen eine gute Figur neben Adrianowytsch gemacht hat.

Strobl denkt noch mit Schrecken an das Hinspiel (1:1) zurück, als Patrick Bissinger, Paul Fischer, Manu el Müller und Andreas Rucht phasenweise die FCP-Abwehr filetierten. Deswegen ist am Sonntag die Doppelsechs besonders wichtig. Sollte nicht Zischler an der Seite Strobls Wacht halten, böte sich Sebastian Fischer für diese Aufgabe an. Aber einiges deutet darauf hin, dass Fischer auf die Zehn rückt und Arthur Kubica erneut einen „falschen Neuner“ gibt, wie schon mehrfach in den letzten Wochen.

Auf den Außenbahnen turnen dann die flinken Giovanni Goia und Junis Ibrahim herum; als Alternative stünde Dominic Wünsch bereit. Verlierer dieser Variante wären die beiden echten Stürmer des FCP: Serge Yohoua und Pirmin Lechthaler. Wobei der Ivorer in den letzten Testspielen zuverlässig seine Tore gemacht hat. Und der Südtiroler kürzlich von Strobl sogar gelobt wurde: „Pirmin hat jetzt verstanden, welche Aufgaben ein Angreifer bei uns zu erledigen hat.“
Lob hält Strobl zudem für die Menkinger bereit: „Eine sehr starke Mannschaft, mit der vielleicht besten Offensive der ganzen Liga.“ Der Hepberger hat die Schwabmünchner daher am vergangenen Wochenende beobachten lassen, als sie im altehrwürdigen Rosenaustadion gegen die U 23 des FC Augsburg antraten. Mit 4:2 (Tore Müller und Rucht) hatte der Erstliga-Nachwuchs zum Schluss die Nase vorne.

TSV-Trainer Guido Kandziora war aber dennoch zufrieden: „Das war in jeder Hinsicht eine gelungene Generalprobe vor dem Auftakt gegen den FC Pipinsried.“
„Schwabmünchen ist wohl überzeugend aufgetreten“, kommentiert Strobl die Leistung der Schwaben. „Nach dem Match wissen wir, wo wir stehen.“

Konrad Höß wird die Partie nicht live miterleben. Nicht wegen der Aufregung, sondern wegen seines Rückens: Der 73-Jährige musste in den letzten Tagen erneut behandelt werden, allerdings nur ambulant. Trotz erfolgreicher Rückenwirbel-OP im Dezember ließen seine Schmerzen nicht nach. Nun hat ein Spezialist die Ursache entdeckt: Das Kreuzbein ist durch einen Haarriss beschädigt. Höß muss ruhen. Sein Paradiesvogel Cirak auch. Dass Tobias Strobl den Türken in den kommenden Wochen einsetzt, erscheint schon sehr unwahrscheinlich.

Aufrufe: 07.3.2014, 19:28 Uhr
Horst Kramer - Dachauer NachrichtenAutor