2024-06-06T14:35:26.441Z

Allgemeines

Chaostage beim SSV Bornheim

Trainer Michael Henseler tritt zurück. Viele Spieler wollen nicht mehr für den Bezirksligisten auflaufen

Kurz vor dem Wiederbeginn der Meisterschaftsrunde steht Fußball-Bezirksligist SSV Bornheim offenbar vor einem Scherbenhaufen. Trainer Michael Henseler ist zurückgetreten, zahlreiche Spieler haben angekündigt, ab sofort nicht mehr für den Tabellenvierten (29 Punkte) auflaufen zu wollen. SSV-Abteilungsleiter André Bagala spricht gar von einer „Rebellion“.

Doch der Reihe nach: Am vergangenen Sonntagabend bekam Coach Henseler, der das Team seit knapp dreieinhalb Jahren betreute, die Mitteilung, dass der Verein in der kommenden Saison nicht mehr mit ihm plane. Stattdessen solle der derzeitige A-Junioren-Übungsleiter Patrick Schmitz das Amt übernehmen. „Wir wollten diese Neuausrichtung frühzeitig kommunizieren. Es war keine Entscheidung gegen Henseler, sondern für Schmitz“, sagte Bagala.

Mit der neuen Situation konfrontiert, trat Henseler mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. „Vor zwei Wochen haben wir noch zusammengesessen, um gemeinsam die nächste Saison zu planen. Jetzt hat man mir das Projekt genommen, aus einer Mischung von jungen hungrigen Spielern und alten Hasen eine Mannschaft aufzubauen. Die ganze Arbeit der guten Hinrunde ist über den Haufen geworfen“, echauffierte sich Henseler. „Absurd ist dabei, dass man mich auch noch gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, in Bornheim eine andere Mannschaft zu trainieren“, sagte der tief enttäuschte Ex-Coach.

Das ohnehin zerrüttete Verhältnis zum Abteilungsleiter bekam nun den letzten Riss. „Es gab kein Vertrauensverhältnis. Und ohne Vertrauen kann man nicht zusammenarbeiten“, begründete Henseler seinen sofortigen Rückzug. Über die „Nebengeräusche“ gibt er sich bedeckt: „Ich war bei der Mannschaftssitzung nicht anwesend. Es freut mich aber natürlich, dass die Jungs weiter mit mir arbeiten wollten, doch ich werde ihnen keinen Rat geben, wie sie sich nun verhalten sollen. Sie müssen mit dem Verein klarkommen. Der Abteilungsleiter steht in der Verantwortung."

Als die Spieler von den Plänen des Vereins erfuhren, ging offensichtlich ein tiefer Riss durch die Mannschaft. Die Folge war, dass sich zahlreiche Spieler anscheinend gegen die Entscheidung des Trainerwechsels zur neuen Spielzeit stellten und sich stattdessen mit ihrem Übungsleiter Michael Henseler solidarisch erklärten. „Diese Spieler haben die Vereinsentscheidung als Entlassung von Henseler empfunden und sich gegen den Verein gestellt. Das ist sozusagen eine Art Rebellion“, sagte André Bagala.

Pikant: Da die Wechselfrist am 31. Januar auslief, können sich die abwanderungswilligen Akteure erst in der kommenden Spielzeit einem neuen Verein anschließen und sind im Falle einer Abmeldung bis zum Ende dieser Spielzeit zur Untätigkeit verurteilt.

Mit Blick auf die restliche Meisterschaftsrunde, die für den SSV im Gegensatz zu den übrigen Clubs erst am 1. März mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Niederkassel beginnt, müssen die Bornheimer Verantwortlichen nun versuchen, die Wogen zu glätten. „Wir werden das Gespräch mit den Spielern suchen. Wir werden den Spielbetrieb in der Bezirksliga weiterführen“, so der Abteilungsleiter. Mit welchem Kader das geschehen soll, ist freilich – Stand heute – ungewiss.

Derzeit besteht das Bornheimer Aufgebot offenbar aus nur noch zehn Spielern. Während die A-Junioren mit vielen talentierten Akteuren an der Tabellenspitze der Bezirksliga stehen, ist die Senioren-Zweitvertretung im Mittelfeld der Kreisliga B angesiedelt.

Aufrufe: 05.2.2020, 16:21 Uhr
General-Anzeiger Bonn/Ludovic BürlingAutor