Calcio-Neun kämpft sich zum Zittersieg

Sein Klappstuhl war längst verwaist. Francesco Di Frisco hatte ihn gegen einen Stehplatz getauscht. Lautstark kommandierend, eilte der Trainer die Seitenlinie entlang. Mit den Armen ruderte er durch die Luft, und mit dem Zeigefinger tippte er demonstrativ auf seine Armbanduhr. Eine Gestik in Richtung des Schiedsrichters, die verhieß: wie lange denn noch? Dann endlich war Schluss. Auch die quälenden und gefühlt endlosen vier Minuten Nachspielzeit waren rum, und die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen hatten es geschafft. Trotz einer Zwei-Mann-Unterzahl hatten sie im Auswärtsspiel beim Tabellenletzten FV Olympia Laupheim einen knappen 1:0-Vorsprung ins Ziel gebracht.

Der zweite Sieg in Serie also. Wieder zu Null. Und vor allem: keine weitere Blamage bei einem designierten Absteiger, nachdem es drei Wochen zuvor beim 3:4 in Zimmern so krachend schief gegangen war. Die Erleichterung darüber war offenbar derart groß, dass die Echterdinger nach dem Abpfiff auf dem Rasen mit Jubelgesängen und geballten Fäusten feierten. Hätte man es nicht besser gewusst, man hätte glatt vermuten können, dass da einer Mannschaft ein meisterschaftsentscheidender Schritt gelungen war.

Fußballerische Magerkost

Nüchtern betrachtet hielten sich die positiven Erkenntnisse allerdings auch diesmal in engen Grenzen. Die drei (Pflicht-) Punkte, der gezeigte Teamgeist und eine zuletzt starke kämpferische Leistung vermochten nicht zu übertünchen, dass der Filderclub abermals eine fußballerische Magerkost bot. Wohl verfluchen mögen Di Frisco und dessen Trainerpartner Francesco Guerra mittlerweile den Moment, in dem sie sich nach ihrem Dienstantritt dazu hinreißen ließen, die Vizemeisterschaft und den direkten Durchmarsch in die Oberliga zum Wunschziel zu erklären. Es sind selbst formulierte Ansprüche, denen die kickende Belegschaft seither hinterherächzt, als habe ihr jemand einen bleiernen Rucksack auf die Schultern geschnallt.

Nicht nur das: auch dürfte ein anderer Umstand die Coaches nun gleich erneut ins Schwitzen bringen. Allmählich gehen ihnen die Spieler aus. Nach den aktuellen Platzverweisen von Volkan Candan und Gentian Lekaj beläuft sich allein die Zahl der Gesperrten auf vier. Beide Akteure sahen kurz nacheinander Gelb-Rot. Einmal Foul plus Meckern, einmal Foul plus Foul. So war die Calcio-Elf in der letzten Viertelstunde nur noch eine Calcio-Neun. Zwei weitere Stammkräfte, Gökhan Gümüssu und Faton Sylaj, hatten von vornherein gefehlt, weil sie noch Rotsperren aus den vorherigen Partien absitzen.

Zalac als Matchwinner

Der Matchwinner am Samstag hieß derweil Niko Zalac. Bezeichnenderweise keiner der weiter auf Formsuche befindlichen Angreifer, sondern ein eigentlicher Verteidiger. Und bezeichnenderweise nicht aus dem Spielfluss heraus, sondern nach einer Standardsituation. Nach einem Freistoß Candans schaltete Zalac in der 33. Spielminute am schnellsten und drückte den Ball über die Linie.

Ansonsten? Dem Spiel der Gäste mangelte es an Kreativität, Tempo und Dynamik. Deutlich wurde, dass ein Antreiber wie der verletzte und zudem ausstiegswillige Kapitän Giuseppe Ricciardi nicht zu ersetzen ist. Erschwerend hinzu kam der Untergrund im Laupheimer Olympia-Stadion: Jener strahlte zwar im satten Grün, hätte aber eher für einen Crosslauf getaugt als für ein Fußballspiel. Flachpässe gerieten auf dem holprigen Boden zu einer Lotterie.

Unter dem Strich stand somit eine für ein Team aus der erweiterten Spitzengruppe kärgliche Bilanz: Außer ihrem Treffer hatten die Echterdinger nur zwei weitere nennenswerte Torchancen. Beide vergab Sidy Niang. Die Mehrzahl verbuchte der Gegner, das Schlusslicht des Klassements, dessen Trainer Hubertus Fundel am Ende rhetorisch fragte: „Haben Sie auf dem Platz erkennen können, wer hier Letzter und wer Sechster ist?“ Einer der Gründe wurde dann allerdings auch klar, warum die Seinen dort stehen, wo sie stehen: Einen Mann, der die Schwächen der mehrfach wackelnden Calcio-Defensive in Zählbares hätte ummünzen können, hatten die Gastgeber halt nicht in ihrem Aufgebot.

Laupheimer Führungstor zählt nicht

In einer Szene hatten sie dann obendrein Pech. Als der umtriebige Alexander Schrode die Kugel zur vermeintlichen Laupheimer Führung einschob (26.), entschied der Schiedsrichter umstritten auf Abseits. Auch in diesem Fall Erleichterung bei Calcio. Es war in einer Phase, in der Di Frisco noch saß und seine Stimme noch schonte – was er dann im Übrigen im Nachklapp wieder tat. Seine Einschätzung zum Spiel? Kein Kommentar. Der 29-Jährige hält an seinem Presseboykott fest, da er sich ungerecht behandelt fühlt.

Auch in diesem Zuge waren die letztlich geballten Fäuste wohl zu sehen. Die Botschaft: schaut her, wir lassen uns nicht unterkriegen! Allen Widrigkeiten und Gegnern zum Trotz. Man vermag sich gar nicht auszumalen, wie der Jubel erst ausfiele, wenn es auch in der nächsten Begegnung gut gehen sollte. Dann, am Freitag, heißt der Gegner allerdings nicht Laupheim, sondern Freiberg. Das ist der Tabellenführer.

FV Olympia Laupheim:
Heiland – Mangold, Wesolowski, Grimm, Jäger (74. Glaser) – Hammerschmied, Topolovac (62. Pachonick), Schwarzmann, Kittel – Tupella, Schrode.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Zalac, Pranjic, Avdiu – Di Biccari (66. Gürol), Ismaili (84. Altuntas), Candan, Orfanidis (81. Ege) – Miftari (72. Cosic), Niang, Lekaj.

Die Tabelle in der Verbandsliga in der Übersicht

1. SGV Freiberg (Ab) 24 17 5 2 73 : 21 52 56 2. TSG Backnang 24 15 4 5 69 : 30 39 49 3. TSV Ilshofen 1862 24 13 5 6 65 : 34 31 44 4. VfB Neckarrems-Fussball 24 12 7 5 51 : 36 15 43 5. VfL Pfullingen (Auf) 24 12 4 8 44 : 38 6 40 6. Calcio Leinfelden-Echterdingen (Auf) 24 11 6 7 46 : 37 9 39 7. TSV Essingen 24 10 7 7 38 : 36 2 37 8. VfL Sindelfingen 24 10 5 9 39 : 46 -7 35 9. 1. FC Normannia Gmünd 24 10 3 11 34 : 43 -9 33 10. FV Löchgau (Auf) 24 6 10 8 21 : 29 -8 28 11. FC 07 Albstadt 24 7 5 12 33 : 41 -8 26 12. TSV Berg 24 6 8 10 33 : 45 -12 26 13. FC Wangen (Auf) 24 6 6 12 39 : 60 -21 24 14. Sportfreunde Schwäbisch Hall 24 6 5 13 30 : 49 -19 23 15. SV Zimmern 24 3 6 15 20 : 53 -33 15 16. FV Olympia Laupheim 24 3 4 17 20 : 57 -37 13

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