2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Calcio Leinfelden-Echterdingen geht mit vielen Neuverpflichtungen in die neue Saison. Foto: Günter E. Bergmann
Calcio Leinfelden-Echterdingen geht mit vielen Neuverpflichtungen in die neue Saison. Foto: Günter E. Bergmann

Calcio Leinfelden-Echterdingen: Der Oberliga-Traum hat Pause

Calcio Leinfelden-Echterdingen startet mit einem runderneuerten Kader in die Verbandsligasaison

Nach einer einmal mehr von internen Turbulenzen geprägten Saison hat sich der Verein für eine Neuausrichtung entschieden – dies mit bescheidenen Zielen.

Manchmal hilft ein kurzer Rückblick, um Dinge besser zu verstehen. Zappen wir uns also geschwind noch einmal in den 23. Spieltag der vergangenen Saison. Es ist die Partie gegen den FV Löchgau. Die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen führen 2:0, alles scheint gelaufen, als etwas passiert, was zu einem zukunftsweisenden Schlüsselmoment werden soll. Vorhang auf, großer Auftritt von Faton Sylaj: der Flügelflitzer postiert sich vor der gegnerischen Bank, dreht den dort Sitzenden seine Kehrseite zu – und, tatatam, lässt hämisch grinsend und mit wackelnden Pobacken die Hosen runter. Schöne Grüße vom Hinterteil an den Gast.

Von den Zuschauerrängen folgt Gelächter. Im Netz wird die Nummer zum Brüller. Andere finden es weniger amüsant. Zum Beispiel der Schiedsrichter, der die rote Karte zieht. Und vor allem auch nicht die Echterdinger Vereinsverantwortlichen. Jene haben an diesem Tag die ultimative Bestätigung, dass ihre zu diesem Zeitpunkt bereits angeschobenen Pläne die richtigen sind. Sie verheißen: in diesem Kader muss etwas geschehen. So wie bisher soll und kann es nicht weitergehen.

Das neue Gesicht von Calcio

Nun, vier Monate später, ist das Resultat zu begutachten. Auf dem Papier stehen 13 Zugänge und zwölf Abgänge. Calcio hat einen tiefen personellen Schnitt hinter sich, wieder einmal. Freilich, war es in der Vergangenheit ein eher wildes Kommen und Gehen, bei dem sich ein Konzept mitunter schwerlich erschloss, verweisen die Macher auf einen diesmal „ganz bewussten Weg“. „Es ging darum, Calcio ein neues Gesicht zu geben“, sagt Francesco Di Frisco, der seit Januar im Gespann mit Francesco Guerra als Trainer fungiert. Eine Veränderung weniger unter sportlichen Aspekten denn unter charakterlichen. Ein Wandel vom „Sammelsurium der tickenden Zeitbomben“, wie es ein Insider unlängst noch plakativ formuliert hatte, hin zu einem Team, das keine Kräfte mehr auf Nebenschauplätzen lässt, sondern sich allein auf sein Kerngeschäft konzentriert: das Fußballspiel.

Hätten die Echterdinger Akteure wie einen Sidy Niang oder Theofilios Orfanidis gern behalten, hält sich der Abschiedsschmerz in anderen Fällen folglich in engen Grenzen. Dass sich unter den Aussteigern auch der Stripper Sylaj befindet, verwundert kaum. Demgegenüber, so Di Frisco, habe man sich alle potenziellen Neuen „vier- und fünffach“ angeschaut – nicht nur auf dem Platz, zudem im Gespräch. Es waren Prüfungen quasi auf Herz und Nieren, dahingehend, ob es auch zwischenmenschlich passt.

Fünf Ex-Profis im Aufgebot

Angeführt wird die Schar der letztlich Verpflichteten von zwei abermals prominenten Namen. Der aus Ebersbach geholte Thomas Scheuring ist als Abwehrchef vorgesehen – er ist der nun fünfte Ex-Profi im Aufgebot, neben Josip Pranijic, Shkemb Miftari, Shaban Ismaili und dem zum Kapitän beförderten Gökhan Gümüssu. „Er soll als Vorbild vorangehen und die Jungen mitziehen“, sagt Di Frisco über den 35-Jährigen, der einst beim VfR Aalen, Waldhof Mannheim und Omonia Nikosia unter Vertrag stand.

Knapper lässt sich derweil die Erwartungshaltung an Sascha Häcker benennen. Jener, so der Wunsch, möge das tun, was er schon auf seinen vorigen Stationen ausgiebig getan hat: Tore schießen, Tore schießen, Tore schießen. Für die Landesligisten Eltingen und Ludwigsburg war der Zentrumsstürmer Schützenkönig.

Die weiteren Hinzugekommenen fallen fast alle in die gleiche Kategorie: jung, ehrgeizig, talentiert – auch das ein Teil der „neuen Ausrichtung“, wie der Abteilungschef Michael Alber sagt. „Langfristiger und perspektivischer“ habe man sich aufgestellt. Drei der Youngsters wussten in der Vorbereitung so zu überzeugen, dass ihnen wohl gleich ein Startelfplatz sicher ist. Gemeint sind Dimitrios Vidic (Abwehr rechts), Daniel Juric (Sechserposition) und Bastian Joas (Mittelfeld rechts).

Gezeigt hat die Testphase der vergangenen Wochen aber auch, dass noch viel Arbeit bleibt. Vor allem im Umschaltspiel nach Ballverlusten und der dann defensiven Sortierung offenbarte die Mannschaft Mängel. Auch hält die Suche nach dem passenden Spielsystem an. Nach dem missratenen Dreierabwehrketten-Versuch geht die Tendenz inzwischen zum 4-2-3-1.

Der Oberliga-Traum hat Pause

Ob diese Baustellen der Grund für die demonstrierte Bescheidenheit sind? Als Ziel nennt der Verein, nein, kein Druckfehler, allein den Klassenverbleib. „Wenn wir auch im Spieljahr darauf noch zur Liga gehören, haben wir mit dem jungen Team alles richtig gemacht“, sagt Di Frisco, und Alber nickt zustimmend. Wirken dürften aber auch die Erfahrungen von zuletzt. Für die bei ihrem Amtsantritt forsch geäußerten Aufstiegsgedanken haben die Coaches Lehrgeld gezahlt. Das Potenzial des Kaders brachten sie danach kaum einmal überzeugend auf den Rasen. Heraus kam eine kärgliche Bilanz von nur drei Siegen aus 13 Punktspielen.

Nun hat der Oberliga-Traum Pause. „Vielleicht in zwei Jahren wieder“, sagt Di Frisco. Einstweilen überlagert eine Sehnsucht alles andere: jene, endlich einmal eine ruhige Saison zu absolvieren. Weg vom hartnäckig erworbenen Image des Chaosvereins. Ohne hausgemachte Turbulenzen. Und auch ohne heruntergelassene Hosen.

Sollten beim Rundenauftakt am Samstag in Sindelfingen dennoch die Klamotten wieder zum Gesprächsstoff werden, liegt es diesmal mit ziemlicher Sicherheit an etwas anderem. Calcio tritt im neuen Auswärts­outfit an. Die Farbe ist: knallig pink. Alber zuckt die Schultern. Was soll man sagen? Die Mannschaft hat es so gewollt.

Der Kader von Calcio in der Übersicht

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Aufrufe: 017.8.2017, 15:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor