Steigt das Thermometer wie an diesem Wochenende über 30 Grad, haben Gesundheitsexperten einschlägige Tipps. Diese lauten: viel trinken, vermehrt Pausen einlegen und vor allem übermäßige körperliche Anstrengungen im Freien vermeiden. Womöglich wird dies manch einer in Reihen des Fußball-Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen mit Erleichterung vernehmen. Denn daran gemessen hätte die eigene Mannschaft in ihrer aktuellen Begegnung doch noch etwas richtig gemacht. Allerdings auch nur dies.
Lässt man allen Sarkasmus beiseite und legt den normalen Leistungsmaßstab an, fällt das Fazit ernüchternd aus: Auch im letzten Heimspiel der Saison hat der Filderclub seinen Sinkflug in Richtung Sommerpause fortgesetzt. Das 1:2 gegen den TSV Berg bedeutet zum Ausklang einer insgesamt enttäuschenden Rückrunde die fünfte Niederlage in Serie, mit welcher der vormals so ambitionierte Aufsteiger im Klassement mittlerweile auf den neunten Platz durchgereicht worden ist – und wonach selbst der stets um Besonnenheit bemühte Abteilungschef Michael Alber keine moderaten Töne mehr anschlagen mag. „Es gibt nichts schönzureden. Die Ergebnisse stimmen nicht – wir hatten uns etwas anderes erhofft“, sagt er.
Gewiss, einige Unzulänglichkeiten der jüngsten Auftritte lassen sich damit erklären, dass es halt um nichts mehr geht. Luft draußen, tabellarisches Niemandsland. Da können schon mal die letzten Prozentpunkte an Einsatzbereitschaft abhanden kommen. Zumal, wenn wie am Samstag obendrein eben die Sonne auf die Häupter knallt und der Schweiß schon beim bloßen Zuschauen fließt. Doch tun die Echterdinger Verantwortlichen gut daran, ihren Absturz nicht allein damit abzutun und stattdessen eine tiefer gehende Ursachenforschung zu betreiben. Denn Fakt ist auch, dass der Abwärtstrend ja nicht erst zuletzt begonnen hat, sondern schon seit der Winterpause währt. Auch als man auf der Calcio-Trainerbank noch davon träumte, in Richtung Vizemeisterschaft anzugreifen, holperte es auf dem Rasen bereits.
Ins Fäustchen lachen dürfte sich somit einer, der längst nicht mehr beteiligt ist: nämlich der wegen atmosphärischer Störungen zu den Vereinsgranden im Dezember geschasste Aufstiegscoach Cataldo Diletto. Hatte Calcio unter ihm in der Spielklasse im Schnitt 1,76 Punkte pro Partie geholt, kommen seine Nachfolger Francesco Di Frisco und Francesco Guerra auf einen Mittelwert von gerade mal 0,75. Das für sich allein ist die Bilanz eines Absteigers.
Groß ist das Vakuum, das der Kapitän Giuseppe Ricciardi mit seinem folgenden Ausstieg hinterlassen hat. Und nachdenklich stimmen muss es, warum eigentliche Topleistungsträger wie ein Shkemb Miftari oder Gökhan Gümüssu ihr Potenzial seither so selten abrufen. Vielleicht auch deshalb, weil unter dem neuen Trainerduo noch immer kein festes Spielsystem gefunden ist – und für Gümüssu speziell noch immer keine feste Position? Diesmal, nach vorherigen Versuchen mit Dreier- oder Fünferabwehrkette, agierten die Echterdinger zur Abwechslung im 4-2-3-1. Gümüssu, zuvor auch schon als Sechser oder Stürmer eingesetzt, wurde eine Aufgabe im offensiven Mittelfeld zuteil.
Das Ergebnis? Der 28-Jährige legte zwar zwei-, dreimal gut auf, seine markantesten Szenen hatte er aber, bevor ihn Di Frisco ob zunehmender Gelb-Rot-Gefahr auswechselte. Verwarnt war Gümüssu bereits, nachdem er den Ball in Folge eines Schiedsrichterpfiffs wütend auf den Boden gepfeffert hatte. Erhöhter Blutdruck, nicht nur aufgrund der äußeren Temperaturen.
Es war dies in einer Phase, in der sich für Calcio abzeichnete, dass es erneut schief gehen wird. Zwar hatte Sabri Gürol die Gastgeber nach Vorarbeit von Diamant Avdiu mit einer Direktabnahme sehenswert in Führung gebracht. Doch dann vergab der scheidende Torschütze (wie berichtet zu Türkspor Stuttgart) zwei weitere gute Möglichkeiten. Und dann schalteten die Echterdinger mehr und mehr auf Standfußball um. Stichwort „körperliche Anstrengung vermeiden“. Das wurde vom Gegner, der seinerseits im Kampf um den Klassenverbleib unter Erfolgsdruck stand und steht, bestraft. Über die Außenpositionen zeigten die Oberschwaben der Calcio-Defensive ein ums andere Mal die Hacken. Bartosz Broniszewski per Abstauber und Silvio Battaglia mit einem frechen Lupfer drehten die Partie schließlich hoch verdient – in beiden Fällen war der Keeper Admir Fajic machtlos. Der etatmäßige Ersatzmann hatte als Dankeschön für laut Alber „gute Trainingsleistungen“ eine Bewährungschance erhalten.
Der eigentliche Dank indes kam zuletzt von den Gästen. Für deren Interimsspielertrainer Tim Rainbow wurde es eine gute Rückkehr an die einstige Wirkungsstätte (2009 bis 2011 Kicker beim TV Echterdingen). Sein Fazit? „Uns hat in die Karten gespielt, dass Calcio nicht mehr jeden Sprint gegangen ist.“ In der Tabelle belegt der TSV Berg nun den Relegationsplatz – und fiebert dem letzten Spieltag am nächsten Wochenende entgegen.
Das einzig Gute derweil für Calcio: es ist dann eben der letzte. Einen weiteren Hitzetipp aus der Gesundheitssparte können die Echterdinger ja dummerweise nicht sofort beherzigen: jenen, dass man aufhören soll, wenn man genug hat. Sie hätten es sonst schon vor ein paar Wochen getan.
Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Fajic – Altuntas, Zalac, Pranjic, Avdiu (77. Orfanidis) – Di Biccari (85. Cosic), Ismaili (56. Candan) – Gürol, Gümüssu (77. Crisigiovanni), Miftari – Lekaj.
TSV Berg:
Willibald – Wenzel, Fäßler, Rainbow, Hepp – Frick, Rössler – Ata (78. Kalteis), Broniszewski, Bentele (90. Held) – Battaglia (88. Brielmayer).
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