2024-04-25T14:35:39.956Z

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Nicht zu fassen. Nach zwei Toren von Shkemb Miftari (im Bild) erlebte Calcio Leinfelden-Echterdingen ein ganz bitteres Ende. Foto: Yavuz Dural
Nicht zu fassen. Nach zwei Toren von Shkemb Miftari (im Bild) erlebte Calcio Leinfelden-Echterdingen ein ganz bitteres Ende. Foto: Yavuz Dural

Calcio: Frust nach irrem Elfmeter-Finish

Calcio Leinfelden-Echterdingen verliert trotz einer 2:0-Führung gegen Ilshofen

Die Echterdinger machen in Ilshofen ein starkes Spiel, führen 2:0 – und verlieren dann noch in der Nachspielzeit.

Das Begrenzungshütchen am Spielfeldrand musste dran glauben. Der Torjäger Shkemb Miftari trat mit einer solchen Wucht dagegen, dass das Plastikteil meterweit durch die Gegend flog. Derweil kauerte sein Teamkollege Sezer Özerdem mit in den Händen vergrabenem Gesicht auf dem Rasen. Und der Trainer Francesco Di Frisco redete wild gestikulierend auf seinen Gegenüber Ralf Kettemann ein.

Sie alle hatten eines gemein: Sie konnten nicht fassen, was geschehen war. In einem Ambiente, das zuletzt an ein Pulverfass mit brennender Lunte erinnerte, kochten die Emotionen über. 2:0 hatten sie bereits geführt, die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen. Über weite Strecken hatten sie auf dem Platz des Titelfavoriten TSV Ilshofen ein Klassespiel gezeigt. Der erhoffte Auswärtscoup, er war zum Greifen nah gewesen. Und dann das. Am Ende standen die Gäste trotzdem als die großen Verlierer da. Weder Miftaris Toredoppelpack noch gleich zwei Elfmeterparaden ihres Keepers Özerdem konnten verhindern, dass ihnen in einem irren Finish der Erfolg noch entglitt. Unter dem Strich hieß es 2:4, flankiert von Entsetzen, Frust und Wut – Letzteres vor allem auf eine Person. „Nicht der Gegner hat uns geschlagen, sondern der Schiedsrichter“, fauchte Di Frisco.

Zwei Elfmeter in der Nachspielzeit

Es lief schon die Nachspielzeit, als der Mann in Gelb den gebündelten Calcio-Unmut auf sich zog. Innerhalb von fünf Minuten zeigte Stefan Jenninger (Schiedsrichtergruppe Aalen) zweimal auf den Punkt. Im einen Fall ein Stoßen von Dimitrios Vidic, im anderen ein ausgestrecktes Bein von Mahir Ege. „Den einen Elfer geben vielleicht sieben von zehn Schiedsrichtern, der andere war glasklar“, befand der einstige Kickers-Profi und heutige Ilshofener Spielertrainer Kettemann – derweil Di Frisco tobte: „Eine Frechheit.“ Sein Partner Francesco Guerra war da bereits vom Unparteiischen wegen Reklamierens hinter die Bande verwiesen.

Die verrückte Pointe sollte freilich erst nach Jenningers beiden Pfiffen folgen: Beide Strafstöße, getreten von Daniel Schmelzle und Martin Hess, wehrte Özerdem ab. Sein Pech: beim zweiten kam Hess noch einmal an den Ball und traf im Nachsetzen. Das war das Tor zur Ilshofener Führung. Und das war zugleich der Calcio-­Knock­out – und auch die Begebenheit, welche die Gefühle vollends Achterbahn fahren ließ. Dass den Gastgebern darauf bei einem Konter durch den eingewechselten Kevin Lehanka gar noch ein vierter Streich gelang? Geschenkt. Dies wog schließlich weit weniger schwer als die Tatsache, dass der Echterdinger Abwehrchef Josip Pranjic praktisch mit dem Abpfiff die rote Karte sah. Er soll einen seiner Gegenspieler angeherrscht haben: „Halt’s Maul, Du Fisch“ – so jedenfalls die Ilshofener Aussage. Der Routinier wird demnach zu allem Überfluss bis auf Weiteres gesperrt fehlen. Stichwort überkochende Emotionen.

Traumtor von Miftari

In der Summe schleppte Calcio also ein ganzes Paket später Ärgernisse mit auf den Heimweg – ein Paket, das alles Vorangegangene dieses turbulenten Fußball-Nachmittags im Hohenlohischen auf eine eigentlich ungebührende Weise konterkarierte. Denn es erdrückte eine bis dahin durchaus positiv zu erwähnende Echterdinger Vorstellung. Angefangen beim präzis-kühlen Kombinationsspiel der ersten Hälfte, mit dem der Vorjahresaufsteiger zunächst zu einem Offensivspektakel beitrug. Fortgesetzt zur verbissen-kämpferischen Entschlossenheit des dann eher zerfahrenen zweiten Durchgangs, in dem die Gäste kollektiv rackernd Kilometer abspulten. Und gekrönt zwischendurch durch Miftaris erwähnte Saisontreffer Nummer sieben und acht.

Beide Male leistete Shaban Ismaili die Vorarbeit, beim 1:0 mit Diamant Avdiu als Zwischenstation (23.). Das 2:0 dagegen entlockte selbst dem Ilshofener Anhang auf der Tribüne ein anerkennendes Raunen. Per Außenrist schlenzte Ismaili den Ball in Miftaris Lauf, der nicht lange fackelte und die Kugel von links in den entgegengesetzten oberen Winkel zimmerte – ein Traumtor, sowohl von der Entstehung als auch vom Abschluss her (39.).

Das Schreckgespenst fehlt verletzt

Allerdings hat sich auch in dieser Phase schon gezeigt, dass ein Problem weiter so hartnäckig wie Kaugummi an den Echterdinger Schuhen klebt. Die defensive Stabilität, die hat auch dieses Mal gefehlt. Vor allem die rechte Abwehrseite mit den späteren Elfmeter-Verursachern Ege und Vidic wackelte im Duell der beiden Erfolgsmannschaften der vergangenen Spieltage. Glück für Di Frisco und die Seinen, dass der Gegner zunächst ein halbes Dutzend an Großchancen liegen ließ. Glück auch für sie, dass ihr letztjähriges Schreckgespenst diesmal gar nicht mitmischte. Benjamin Kurz, beim Ilshofener 6:1 der vorigen Saison an selber Stätte vierfacher Torschütze, fiel wegen muskulärer Probleme aus.

Den Ausgleich für die Gastgeber erzwangen schließlich Hess mit einem Distanzschuss, der Özerdem durch die Hände flutschte, sowie Lukas Lienert (40./78.) – ehe sich eine Prognose Di Friscos vollends auf für sein Aufgebot tragische Weise bewahrheitete.

Wie hatte der Coach angekündigt gehabt? Für die Zuschauer werde es „bestimmt kein langweiliges Spiel“. So wie mittlerweile seit Wochen, wenn Calcio antritt. Die Tatsache, nun auch eines der Spitzenteams der Liga ins Schwitzen gebracht und erneut besten Unterhaltungswert geliefert zu haben, war am Samstag dann jedoch nur ein ganz schwacher Trost.

TSV Ilshofen:
Nowak – Rummler (71. Lehanka), Baumann (77. Paul Weber), Gehring, Schmelzle – Nagumanov (59. Wilske), Lienert, Kettemann, Gebert – Hess, Varallo (59. Wackler).

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Özerdem – Ege, Pranjic, Armbruster (53. Max Weber) – Vidic, Ismaili (79. Candan), Gümüssu, Avdiu – Joas (79. Zukic), Lekaj, Miftari.

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Aufrufe: 06.11.2017, 14:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor