2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Stefan Klümpen

Mit 80 Jah­ren noch zwi­schen den Pfos­ten

Für die Alt­her­ren-Mann­schaft des BV DJK Kel­len hü­tet Heinz-Ge­org „Mo­ni“ Küp­pers noch im ho­hen Al­ter das Tor. Er blickt zu­rück auf ei­ne ein­zig­ar­ti­ge Fuß­ball-Lauf­bahn. Im kom­men­den Jahr möch­te er sich zu­rück­zie­hen.

Als Fuß­ball­pro­fi Mar­cell Jan­sen, un­ter an­de­rem für Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach, Bay­ern Mün­chen und den Ham­bur­ger SV ak­tiv, 2015 im jun­gen Al­ter von nur 29 Jah­ren sei­ne Fuß­ball­kar­rie­re für be­en­det er­klär­te, ha­gel­te es teils hef­ti­ge Kri­tik. „Wer so et­was macht, hat den Fuß­ball nie ge­liebt“, sag­te bei­spiels­wei­se Le­ver­ku­sens Sport­di­rek­tor Ru­di Völ­ler.

Heinz-Ge­org Küp­pers kann man so et­was ganz ge­wiss nicht vor­wer­fen. Nur we­ni­ge lie­ben den Fuß­ball so wie er. Für die Al­ten Her­ren des BV DJK Kel­len steht er im Trai­ning als Tor­wart zwi­schen den Pfos­ten. Von Zeit zu Zeit hilft er auch noch bei Spie­len aus. „Wenn Not am Mann ist, mach ich das“, sagt er. In sei­nem Al­ter ist das ge­wiss kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit mehr. Mo­ni, so nen­nen ihn sei­ne Fuß­ball-Ka­me­ra­den, ist Jahr­gang 1940 und fei­ert im kom­men­den Jahr sei­nen 81. Ge­burts­tag.

Der Fuß­ball ist sei­ne gro­ße Lei­den­schaft. Und das seit eh und je. Wenn er über die wohl schöns­te Ne­ben­sa­che der Welt spricht, tut man gut dar­an, die Oh­ren zu spit­zen. Denn Heinz-Ge­org Küp­pers hat viel zu er­zäh­len. Da­bei zieht er ger­ne ei­ne gro­ße Samm­lung an Er­in­ne­rungs­stü­cken zu­ra­te. Er be­sitzt ei­nen gan­zen Schuh­kar­ton ge­füllt da­mit. Von Fo­tos über Zei­tungs­schnip­sel bis zu Ver­eins-Fest­schrif­ten aus den 1950er-Jah­ren ist al­les mit da­bei.

Sei­ne ers­ten fuß­bal­le­ri­schen Schrit­te ging er be­reits in den Nach­kriegs­jah­ren. Als im Win­ter 1946 der Rhein zu­ge­fro­ren war, schick­ten ihn sei­ne El­tern in die Mäd­chen­schu­le zum Sport. „Da sei es warm, hät­ten sie ihm ge­sagt. Ne­ben Lei­bes­übun­gen und Völ­ker­ball kam er da­mals auch zum ers­ten Mal mit dem Fuß­ball, der fort­an vie­le Jahr­zehn­te sei­nes Le­bens prä­gen wür­de, in Be­rüh­rung. Eins ist ihm be­son­ders in Er­in­ne­rung ge­blie­ben: „Die Bäl­le wa­ren grau­en­haft.“

Durch Zu­fall such­te die drit­te Schü­ler­mann­schaft des Ball­spiel­ver­eins Kel­len in den Jah­ren 1948 und 1949 ei­nen Tor­wart. Die Wahl fiel auf „Mo­ni“ Küp­pers. Und das trotz ei­nes klei­nen Man­kos, das aus Tor­wart­sicht für ge­wöhn­lich nicht ge­ra­de von Vor­teil ist. „Ich war im­mer der Kleins­te. Trotz­dem hat man mich für gut be­fun­den.“ In sei­nem ers­ten Spiel ge­gen den Sport­club Kle­ve ha­be er gleich zwei Elf­me­ter pa­riert. Zu die­ser Zeit fan­den nur vier bis sechs Par­ti­en pro Sai­son statt. „Mehr hat man gar nicht ge­macht. Es gab oh­ne­hin kaum Fuß­ball­plät­ze“, so Küp­pers. Ger­ne er­in­nert er sich auch an Aus­wärts­spie­le in Goch. „Das war im­mer ein Er­eig­nis. Erst muss­ten wir mit dem Zug fah­ren und dann noch ei­ne hal­be Stun­de zum Platz lau­fen.“

1958 wur­de Küp­pers fes­ter Tor­hü­ter der zwei­ten Mann­schaft. Ein paar Spie­le ha­be er so­gar für das ers­te Team in der Lan­des­li­ga be­strit­ten. Wie vie­le ge­nau, weiß er nicht mehr. In ei­ner Sa­che sei er sich je­doch si­cher: Kei­nes da­von ging ver­lo­ren. Mit 39 Jah­ren führ­te ihn sein Weg schließ­lich zu den Al­ten Her­ren. Das war 1979. Dort ha­be er sich erst ein­mal an­hö­ren müs­sen, was er als so jun­ger Spie­ler dort über­haupt zu su­chen hät­te. Nun hat sich das Blatt ge­wen­det. Ganz un­be­rührt zie­hen die Jah­re je­doch auch nicht an ihm vor­bei.

Bei ei­nem Tur­nier in Griet­hau­sen er­litt er ei­ne Rip­pen­quet­schung, was zwei ver­stopf­te Adern zur Fol­ge hat­te. Mit dem Not­arzt ging es nach Düs­sel­dorf ins Kran­ken­haus. Im Ok­to­ber 2019 wur­den Küp­pers zwei By­päs­se ge­legt. Da­von ließ er sich je­doch nicht aus­brem­sen und er­hol­te sich schnell. Zwei Mo­na­te spä­ter stand er wie­der auf dem Platz. Auf die Fra­ge, war­um er bis­her noch nicht an ein En­de sei­ner Lauf­bahn ge­dacht ha­be, hat der 80-jäh­ri­ge ei­ne ein­fa­che Ant­wort pa­rat: „Mir be­rei­tet es nach wie vor sehr viel Spaß, hier hin­zu­ge­hen. Ich ha­be un­wahr­schein­lich net­te Sports­kol­le­gen und freue mich sehr, dass sie mich noch ha­ben wol­len.“ Es kom­me äu­ßerst sel­ten vor, dass so „al­te Sä­cke“ wie er noch mit­ma­chen dür­fen, sagt Küp­pers. Sei­nen Mit­spie­lern, die ihn zum Teil schon sehr lan­ge ken­nen, wird er als „Feld­we­bel“ zwi­schen den Pfos­ten in Er­in­ne­rung blei­ben. Selbst im Trai­ning ist sich Küp­pers nicht zu scha­de, sei­ne Vor­der­leu­te laut­stark und en­er­gisch zu­rück­zu­be­or­dern, wenn sie mal wie­der al­le nach vor­ne ge­rannt sind. So sei er eben, der „Mo­ni“.

Im Ja­nu­ar 2021 ist er 75 Jah­re Mit­glied im Ver­ein. Dann will er sich in den wohl­ver­dien­ten Fuß­ball-Ru­he­stand ver­ab­schie­den – nach so lan­ger Zeit ge­wiss kein ein­fa­cher Schritt für ihn. Als Fan und Vor­bild in Sa­chen Lie­be zum Fuß­ball wird er dem BV DJK Kel­len aber er­hal­ten blei­ben.

Aufrufe: 023.10.2020, 23:55 Uhr
RP / Nils HendricksAutor