2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

Dieser BSV-Keeper ist Meister im Weitsprung

Dushan Pavlov aus Mazedonien im Porträt

BUXTEHUDE. Zum Springen hat Dushan Pavlov (26) eine Affinität. Seit er denken kann, springt er über Hindernisse. Der Torhüter des Landesligisten Buxtehuder SV lacht und erzählt von seinem meisterlichen Weitsprung in seinem Heimatland Mazedonien.

Man muss Dushan Pavlov nicht lange kennen, um ihn zu mögen. Sein Lächeln ist einnehmend. "Ein Wahnsinnstyp", nennen ihn seine Mitspieler des Buxtehuder SV. In der Mannschaft hat der Mazedonier schnell Kultstatus erlangt ob seiner immensen Sprungkraft, die er, den Schalk im Nacken, gern für lustige und unterhaltsame Aktionen nutzt. Wie er mal eben aus dem Stand auf einen Stehtisch hopst, ist ein gern gezeigtes Handyvideo. Mit einem neuen Video kam Dushan Pavlov nun kürzlich aus dem Heimaturlaub zurück. In Mazedonien hat er zufällig und ungewollt an einer Leichtathletikmeisterschaft teilgenommen und wurde Meister im Weitsprung.

In Mazedonien ist vieles anders, so auch vieles möglich. Davon erzählt Pavlovs Sprung und seine sonstigen Anekdoten, ob ausgeschmückt oder kritisch.Nach der vergangenen Oberligasaison mit dem BSV hat Dushan Pavlov einen dreiwöchigen Heimaturlaub eingelegt. Gebürtig kommt er aus Kocani, den Urlaub verbrachte er hauptsächlich in der Hauptstadt Skopje. Der sportverrückte Fußballer verbrachte auch viel Zeit in Stadien. "Ich halte mich immer und überall fit", sagt Dushan Pavlov. An einem Tag drehte er mal wieder seine Runden auf der Tartanbahn, da sah er eine Gruppe beim Weitsprungtraining. Natürlich zog es ihn automatisch zum Ort seiner Leidenschaft. Er fragte, ob er auch mal springen dürfte. Die Trainer ließen ihn und waren sofort verblüfft. "Ich kenne das aus dem Fernsehen, dass die Weitspringer immer ihre Beine nach vorne werfen", erzählt Dushan Pavlov lächelnd, das habe er auch gemacht, er habe ja keine Angst. Der Sprung war recht unorthodox, aber weit. Die Trainer erklärten ihm ein paar Techniken und ließen ihn weitere Male springen. Dushan Pavlov hatte sichtlich Spaß. Die Leichtathleten mochten den Gast und luden ihn zu einem Wettkampf in der Touristenstadt Ohrid ein. Der Urlauber nahm gerne an.

Beim Wettkampf erzählte ihm Trainerin Marija, dass sie ihn auf die Liste der Teilnehmer gesetzt habe. "Ich habe das für einen Scherz gehalten", erzählt Dushan Pavlov. Ganz Tourist, vertrieb er sich die Zeit mit Rumschlendern und Zugucken. Und dann wurde tatsächlich sein Name aufgerufen. "Ich war total überrascht. Ich hatte nur meine normale sportliche Freizeitkleidung mit und war überhaupt nicht vorbereitet", erzählt Pavlov und lacht, noch immer irgendwie ungläubig.

Der ungelernte Weitspringer lieferte seine sechs Sprünge ab, alle technisch unsauber, immer neu improvisiert. "Ich musste mich sehr konzentrieren", sagt er. Automatismen, sich nicht mit den Händen nach der Landung abstützen oder den Absprungbalken voll zu nutzen, hat er nicht. Und doch stand er am Ende ganz oben auf dem Podest. Mit 6,40 Metern gewann er die Meisterschaft.

Seinen Siegersprung setzte er weit vorne an, weil er immer Angst hatte, überzutreten. Außerdem drehte er sich seitlich, um seine Hände beim Aufkommen kontrollieren zu können. Mit einigem Training und der richtigen Ausrüstung könnte er sicherlich noch einen guten Meter mehr rausholen.

Dushan Pavlov ist das nicht wichtig. Am Morgen nach dem Wettkampf wurde er von seiner Mutter geweckt. Sie hatte von dem Erfolg im Internet gelesen und rief ihren Sohn umgehend an. Der bejahte schlaftrunken die Nachrichten, da begann die Mutter vor Stolz zu schluchzen. Dushan Pavlov lacht unbekümmert.

Bis er 13 Jahre alt war, hatte er wie sein großer Bruder Tennis gespielt. Dann ging er mal mit Freunden zum Fußballspielen und wurde sofort ins Tor gestellt. Er hatte daran gleich großen Spaß. Er durfte ja auch viel springen. Er nahm die Sache ernst, hatte zwischendurch auch einen Privattrainer. In der U19 spielte Dushan Pavlov dann für einen Erstligisten, konnte sich bei den Herren aber nicht durchsetzen. Er war Torhüter für drei Zweitligisten, mit dem letzten stieg er auf. "Verträge sind in Mazedonien aber nicht viel wert", sagt er. Ob jemand bezahlt wird, sei Glückssache. Er, der aus nicht schlechten Familienverhältnissen kommt, sagt: "Das Leben in Mazedonien ist nicht gut." Er wollte schon als Kind irgendwann nach Deutschland.

Im Sommer 2016 besuchte er für zwei Wochen einen Cousin, der in der Nähe von Hollenstedt lebt. Er nahm damals Kontakt zum Buxtehuder SV auf. Seine Fähigkeiten und sein Charakter kamen im Team sofort gut an. Nun ist Dushan Pavlov seit sechs Monaten in Deutschland. BSV-Routinier Tilman Patsalis, der zwei Firmen hat, hat ihm einen Job gegeben und eine Wohnung besorgt. "Dushan ist ein Super-Typ", sagt Patsalis.

Pavlov spricht nach kurzer Zeit schon überdurchschnittlich gut Deutsch. Auf Englisch unterhält er sich aber lieber, noch. "Tilman ist unglaublich", sagt er, "ich werde ihm für immer dankbar sein." Mazedonien ist nicht in der EU. Durch den Job hat Dushan Pavlov vorerst eine einjährige Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Das ist der Frohnatur erstmal genug. Den Sprung nach Deutschland hat er ohne viel nachzudenken gewagt. Der nächste Sprung sitzt sicherlich auch.

Aufrufe: 010.7.2017, 09:13 Uhr
Tageblatt / Jan BröhanAutor