2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

BSV-Fußball endgültig am Boden

Buxtehuder SV steht vor dem Aus

Der leistungsorientierte Fußball beim Buxtehuder SV steht nach dem Hin und Her zwischen den Fußball-Verantwortlichen und dem Vereinsvorstand nun endgültig vor dem Aus. Ob die Landesligamannschaft die letzten Spiele bestreitet, ist sehr fraglich.

Beim Heimspiel gegen Altengamme am vergangenen Wochenende hatte sich die Notlage des BSV-Fußballs offenbart. Trainer Muharrem Tan musste das Spielfeld vor dem Landesligaspiel selbst kreiden, es gab niemanden, der an der Kasse saß, es wurde kein Budenverkauf angeboten. Die Mannschaft verlor kläglich mit 1:4.

Am Montagabend fand abermals eine Präsidiumssitzung statt. Es ging zum wiederholten Mal um einen Lösungsansatz, wie der Ligabetrieb ausgegliedert werden kann. Präsident Wolfgang Watzulik stellte sich am Dienstagabend zum wiederholten Mal vor die Mannschaft und konnte sie beim "Bericht des Ist-Zustands" zum wiederholten Mal nur vertrösten. Trainer Tan gab daraufhin seine Schlüssel ab. Er ist raus. Schon Anfang April hatte Tan seinen Vertrag zur nächsten Saison gekündigt, aber letztlich weitergemacht und gehofft, dass Watzulik seinen einsamen Kampf um den Fußball gewinnt.

Ende April hatte die Mannschaft ein Zeichen gesetzt und ihren geschlossenen Rücktritt verkündet. Auch die Spieler machten weiter, weil Watzulik nicht nachgab und erneut die große Lösung, die Ausgliederung des Ligabetriebs, hoffnungsvoll anpeilte.Anfang Mai war ein letztes Mal Optimismus verbreitet worden. Watzulik hatte die beiden Teammanager René Klawon und Thorsten Pohl ein weiteres Mal gesprächsbereit gestimmt. Mit dem beauftragten Steuerberater und drei unbelasteten Mitgliedern aus dem neuen siebenköpfigen BSV-Präsidium wurde konstruktiv getagt. Anschließender Tenor: Es geht weiter. Haken schon damals: Die angedachte Ausgliederung in GmbH-Form hätte der Hamburger Fußballverband nicht anerkannt. Es gibt aber andere mögliche Formen, wie eine Vermarktungs-GmbH. Haken bis heute: Der BSV-Vorstand verbraucht zu viel Zeit. Die Fußballer meinen, der Vorstand will gar keine Lösung finden.

Der Hintergrund: Als Klawon 2009 die sportliche Leitung übernommen hatte, hatte die Fußballabteilung eine eigene Marketing-Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Klawon verwaltete die akquirierten Sponsorengelder selbst und finanzierte so den Ligabetrieb. 2015 untersagte der Verein die GbR. Im Gegenzug durfte Klawon auf ein Unterkonto zugreifen. Dieses wurde den Fußballmachern im Sommer 2016 gestrichen. Die Fußballabteilung hatte ein Defizit im unteren fünfstelligen Bereich angehäuft. Klawon hatte mit seinen Sponsorengeldern gearbeitet wie zu GbR-Zeiten, dies war aus steuerlichen Gründen nun aber nicht mehr möglich. In den Folgejahren verhärteten sich die Fronten zwischen den Fußballverantwortlichen und dem geschäftsführenden Vorstand zunehmend. Klawon sprach von "Schikane", weil er kaum noch handlungsfähig war und die von ihm besorgten Sponsorengelder für die ganze Abteilung herhalten sollten.Zum Knall mit Hintertürchen kam es dann bei der Abteilungsversammlung Anfang März, als die Fußballverantwortlichen rund um Klawon zurücktraten. Fortan versuchte Watzulik, als "Freund der Fußballer", Kompromisse und Lösungen zu finden. Klawon forderte immer die Rückkehr zu einer Ausgliederungsform. Watzuliks Kampf mündete in dem ewigen Hin und Her. Und die Zeit lief allen davon.Der Jetzt-Zustand: Watzulik hat der Mannschaft am Dienstagabend den "Ist-Zustand" mitgeteilt. Er gibt sich "selbstkritisch". "Wir haben es nicht zeitgerecht hinbekommen, eine Lösung für den Ligabetrieb zu finden." Es wurde zu lange "in falsche Richtungen geforscht", auch durch Fehlinformationen.

Gespräche mit anderen Vereinen hätten ergeben, dass es auf eine Vermarktungs-GmbH hinauslaufen müsste. Diese bekäme die generierten Sponsorengelder. Der BSV würde den Ligabetrieb bezahlen und mit der GmbH aushandeln, wie viel Geld sie zusteuert. "Es ist grundsätzlich falsch, zu behaupten, das Präsidium will nicht", betont Watzulik. Aber ein Verein wie der Buxtehuder SV muss solche Entscheidungen durch Gremien laufen lassen. Die zuständige erweiterte Vorstandssitzung hätte am 27. Mai hierfür getagt. Viel zu spät für die kommende Saisonplanung. Den Vorwurf der Fußballer, der Verein habe zu lange gebraucht, um klare Signale zu geben, kann er, Watzulik, verstehen. Er lobt die "Leidenschaft" der Spieler in der schwierigen Zeit. "Ihre Enttäuschung nach der abermaligen Vertröstung kann ich nachvollziehen."BSV-Kapitän Philip Inacio, der kommende Saison für den TuS Harsefeld spielt, sagt: "Selbst ich als Spieler war ja nur noch unglaubwürdig." Alle Außenstehenden dachten: Was für Amateure. Der "größte Knackpunkt" für ihn, waren verletzte Eitelkeiten bei den handelnden Personen. "Die konnten sich nicht riechen und sich deshalb nicht annähern." Er beklagt eine sehr "fragwürdige Geschäftsführung". Führungsspieler Salim Aichaoui ist "persönlich enttäuscht". Er werde für seinen Heimatverein nicht mehr spielen, egal, was noch passiert. "Die, die über uns entscheiden, habe ich nicht einmal gesehen", sagt er.

Nur Watzulik habe sich Woche für Woche vor die Mannschaft gestellt und musste sich erklären. "Dafür großen Respekt."Tan sagt, er werde sich erst mal nicht mehr blicken lassen, er habe in den vergangenen Wochen auch sein Gesicht verloren, weil alles, was er Spielern sagte, nun nichtig ist. Klawon sagt: "Wir müssen nicht mehr rumeiern, das wird alles nichts mehr."Pohl hat Watzulik am Mittwoch noch mitgeteilt, dass die Landesliga- und Kreisligamannschaft am kommenden Spieltag nicht antreten werden. Watzulik hofft, dass sich die Ligamannschaft zumindest im letzten Saisonspiel im heimischen Jahnstadion in der Woche drauf verabschieden wird. Inacio sieht das ähnlich als Sportsmann, da der Gegner noch um den Klassenerhalt spielt.So oder so: Die Mannschaft ist zerbrochen und der BSV steht ohne Macher da.


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Aufrufe: 015.5.2019, 18:49 Uhr
Tageblatt / Von Jan BröhanAutor