2024-04-24T13:20:38.835Z

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Etappenziel erreicht: Dejan Janjatovic hat sich in der ersten Schweizer Liga durchgebissen. F: imago
Etappenziel erreicht: Dejan Janjatovic hat sich in der ersten Schweizer Liga durchgebissen. F: imago

Bundesliga-Traum auf Umwegen

Dejan Janjatovic ergreift zweite Karrierechance +++ Etappenziel Super League erreicht

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Als Kind floh die Familie von Dejan Janjatovic in den Kriegswirren nach Bayern. Vater und Onkel traten in den 90er Jahren beim SV Fürstenstein im Fußballkreis Passau gegen die Kugel. Dort begann auch Dejan - geboren in Slavonski Brod an der kroatisch-serbischen Grenze - seine außergewöhnliche Fußballkarriere, die ihn über den Nachwuchsbereich des FC Bayern München und des FC Getafe zum Schweizer Erstligisten FC St. Gallen führte. Nicht immer galt der uneingeschränkte Fokus des überdurchschnittlich talentierten Mittelfeldmanns den Anforderungen des Profisports. Nun will er allerdings seine zweite Chance beim Schopfe packen und sich doch noch seinen großen Traum erfüllen.

An die Zeit beim SV Fürstenstein erinnert sich der defensiv, zentrale Mittelfeldspieler im Gespräch mit FuPa nur zu gerne: "Natürlich war das klasse. Das sind Dinge, die man nicht so schnell vergisst. Erst recht, weil der Fußball ein schnelllebiges Geschäft ist, waren die Anfänge in Fürstenstein für mich sehr wichtig." Im Nachwuchs spielte der wieselflinke "Sechser" beim SV Fürstenstein, danach verschlug es die Familie nach München-Perlach und Dejan über den SV Neuperlach zur U17 des FC Bayern München. Janjatovic zeigte auch hier unter Coach Stefan Beckenbauer viel Talent. Seine Technik, die Spielintelligenz und seine genauen Pässe überzeugten selbst beim bayerischen Vorzeigeklub. "Einen Spieler mit so viel Potenzial hatte ich seit zehn Jahren nicht mehr", frohlockte sein damaliger U17-Trainer. Die Fähigkeiten von Janjatovic wurden vom Münchner Boulevard sogar mit denen von Weltfußballer Lionel Messi verglichen. Eine Überhöhung, die Spuren beim Nachwuchskicker hinterließ, denn Dejan verließ sich in dieser Phase zu sehr auf sein Talent, ließ plötzlich viele für einen angehenden Fußballprofi elementaren Attribute vermissen, und erschien unpünktlich zu Trainingseinheiten und Spielen.

Vom FCB nach Getafe: »Heute weiß ich, dass es ein Fehler war.«

"Er war der Beste seines Jahrgangs", erinnert sich Werner Kern, ehemaliger Bayern-Nachwuchschef. Doch so groß das Talent auch war, der mangelnde Wille an der Umsetzung der FCB-Vorgaben verärgerte die Verantwortlichen mehr und mehr. "Ich lebte während meiner Münchner Zeit in keiner besonders guten Gegend und ließ mich von den falschen Freunden ablenken. Ich war im Kopf noch nicht so weit, wie ich es jetzt bin", weiß Janjatovic. Zudem ließ er sich falsch beraten und verließ im Sommer 2011 den FC Bayern München, bei dem er zuletzt in der U19 kickte und zu einem Drittliga-Kurzeinsatz kam. Und das, obwohl ihm ein Vertrag für die zweite Mannschaft angeboten wurde: "Heute weiß ich, dass das ein Fehler war. Ich hätte bei Bayern bleiben müssen." Es folgte eine schwierige Saison mit vielen Verletzungen im Nachwuchsbereich des FC Getafe in Spanien. In sechs Monaten kam der Techniker nur einmal in der B-Mannschaft zum Einsatz. Im vorigen Februar fand Janjatovic dann den Weg in die Schweiz zum Erstligisten FC St. Gallen. Dort erkannten die Verantwortlichen sofort, welches Talent sie geholt hatten und profitierten vom Sinneswandel des Mittelfeldmanns. Der 20-Jährige hat sich durchgebissen und zählt beim Tabellendritten zu den Leistungsträgern. "Er ist ein Filou, der uns mit seiner frechen Art auf und neben dem Platz gut tut", so Trainer Jeff Saibene.

Und auch der jugoslawisch-stämmige Niederbayer fühlt sich pudelwohl in seiner neuen Heimat: "In St. Gallen gefällt's mir sehr gut. Der FC hat sich sehr um mich bemüht und mir eine Chance nach der schweren Zeit in Spanien gegeben. Es macht Spaß mit diesem Team und in diesem Umfeld zu spielen." Sein großes Ziel bleibt aber - nach wie vor - die Deutsche Bundesliga. "Zunächst will ich mich in St. Gallen verbessern, doch irgendwann möchte ich mein Glück in der Bundesliga versuchen." Die Voraussetzungen dafür bringt Dejan Janjatovic mit, seine niederbayerischen Wurzeln will er dabei aber nicht vergessen. "Nach Deutschland pflege ich regen Kontakt, meine Familie reist regelmäßig zu den Heimspielen an. Auch in Fürstenstein hab' ich noch viele Bekannte. Aber den Kontakt immer aufrechtzuhalten, ist generell schwierig als Fußballprofi - wenn man so viel unterwegs ist und dem großen Ziel vieles unterordnen muss." Die Zeit der unplanmäßigen Umwege gehören gemäß dem neuen Selbstverständnis des 20-Jährigen nun der Vergangenheit an. Das neue Etappenziel hat sich in den letzten Wochen und Monaten deutlich eingeschärft: es lautet - ohne jeden Umschweif - Deutsche Fußball-Bundesliga.


Aufrufe: 021.1.2013, 15:06 Uhr
Dirk Meier / zisAutor