2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Oft sind es die Eltern, die Unruhe und Aggression auf den Sportplatz bringen. Karikatur: Gerhard Mester
Oft sind es die Eltern, die Unruhe und Aggression auf den Sportplatz bringen. Karikatur: Gerhard Mester

Brüllaffen und Fanatiker

Oft sorgen übermotivierte Fußballer-Eltern für Hektik am Spielfeldrand / Forderung nach einer "Schutzzone" bei Jugendspielen

"Gib mir doch die Gelbe Karte, gib sie mir endlich“, baute ich mich einst drohend vor dem Schiedsrichter auf. Meine frühere Freundin und jetzige Frau war zufällig Zeuge dieser Szene – und reibt sie mir heute noch unter die Nase. Na, immerhin hat sie mich trotzdem geheiratet. Aus dem ehemaligen Wilden Fußball-Kerl ist im Spätherbst einer bescheidenen Karriere ein besonnener (so denke ich zumindest) spielender „Coach“ von AH-Kickern geworden.

Von den großen zu den kleinen Kindern. Als ehemaliger Jugendleiter und Trainer sowie nunmehr stiller Beobachter von Spielen meiner zwei Jungs sieht man den Fußball mit anderen Augen. Ich bin natürlich stolz auf den fußballverrückten 16-Jährigen (ach, wäre Fußball in Praxis und Theorie nur ein Schulfach), der nach einem Intermezzo in der Nachwuchsschmiede eines Bundesligisten nun in der B-Jugend-Regionalliga, der zweithöchsten Jugendklasse, spielt. Und ich werde auch den weniger talentierten Siebenjährigen bei seinem Weg über die Sportplätze begleiten.

Bei diesem samstäglichen Vergnügen fallen mir hin und wieder zwei Spezies auf. Da ist zum einen die übervorsichtige Spielermutter, die mit Kinderwagen mitten auf dem Platz press an der Außenlinie des Kleinfelds steht und ihren „Kleinen“ auf dem Platz bei zehn Grad Plus in Handschuhe, Mütze und lange Hosen packt – und am liebsten noch mit einem Ganzkörperschutz versehen würde. Ist diese übertriebene Fürsorge eigentlich harmlos, so ist mir der andere Typ ein Gräuel: der überehrgeizige Spielervater. Neulich durfte ich im Rheingau mal wieder solch einen Brüllaffen erleben, der das gesamte Spiel in einer ohrenbetäubenden Lautstärke auf die F-Jugendlichen einschrie, mehrmals unmotiviert auf den Platz lief und regelrechte Veitstänze bei jedem Tor aufführte. Ich will solche Typen nicht erleben, wenn „ihre“ Mannschaft mal nicht gewinnt.

Dass solche Fanatiker den Funken entzünden können, liest mal leider viel zu oft in der Zeitung, wenn Fußball-Eltern ausgerastet sind und sich untereinander oder auch wechselweise mit Betreuer oder Schiedsrichter geschlagen haben. Also, lasst bitte die Schiedsrichter in Ruhe, euren Trainer seinen Job machen und lasst vor allem eure und die anderen Kinder einfach Fußball spielen. Meinem kleinen Sohn ist es am Ende des Tages noch ziemlich schnuppe, ob er gewonnen oder verloren hat. Nicht umsonst gibt es in seiner Altersklasse keine offiziellen Ergebnisse. Und dies völlig zu Recht. Und auch die „Schutzzone“ rund um den Platz, in der Eltern nichts verloren haben, wie es in einigen Fußball-Regionen, unter anderem im Kreis Wiesbaden, schon erfolgreich eingeführt wurde, begrüße ich.

In diesem Kontext denke ich mir in meinem stillen Kämmerlein, ob sich beispielsweise ein Quartals-Choleriker wie Jürgen Klopp bewusst ist, welch schlechtes Vorbild er für den Jugendfußball abgibt, wenn er mal wieder zähnefletschend den vierten Offiziellen auffressen will.

Übrigens, ich habe damals (siehe oben) die Gelbe Karte bekommen. Mit der Einsicht von heute hätte es sogar Rot sein müssen. Daher appelliere ich an die Fußball-Familie: Verweist die Rabauken auf und neben dem Platz vom Feld, damit der (Amateur-)Fußball das bleibt, was er ist: die schönste Nebensache der Welt.

Aufrufe: 014.11.2013, 11:00 Uhr
Torsten MudersAutor