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Legenden unserer Leidenschaft: Bremerhaven Teil 3

Schäfers Herde gescheucht +++ Der FC Bremerhaven bereitet dem KSC viel Ärger +++ Häßler muß durchspielen

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Wir haben für euch im Archiv gekramt und so einige interessante Artikel gefunden. Folgt uns in eine Zeit ohne bunte Schuhe, Rabona-Flanke und Physiotapes am ganzen Körper. In den nächsten Wochen lest ihr Zeilen über eure Trainer, Väter und den nörgelnden Fan, der früher alles besser konnte. In diesem Artikel lest ihr alles über das DFB-Pokalspiel des FC Bremerhaven gegen den Karlsruher SC im Jahr 1996. Der FCB führte mit 2:0 und kassierte erst kurz vor Spielende das 2:3. Der KSC mit Trainer Winfried Schäfer und Europameister Thomas Häßler musste sich im Hotel umziehen, weil ein übler Gestank in der Gästekabine einen längeren Aufenthalt unmöglich machte.

Vom 12. August 1996

Bremerhaven. Der FC Bremerhaven ärgerte den Karlsruher SC ganz gewaltig. Lange konnten die fast 5000Zuschauer auf dem Zolli auf eine Sensation hoffen, doch der eingewechselte Karlsruher Markus Schroth beendete vier Minuten vor Schluß mit dem Siegtreffer zum 3:2 die Bremerhavener Hoffnungen. Wie sehr die Mannschaft von Spielertrainer Jörg Wawrzyniak den Karlsruhern auf den Zahn fühlte, beweist diese Aussage von KSC-Trainer Winfried Schäfer: „Thomas Häßler hat noch einen Trainingsrückstand von etwa zweieinhalb Wochen. Hätten wir geführt, hätte ich ihn sofort ausgewechselt.“ So mußte der Europameister bis zum glücklichen Ende mitwirken.

Schäfers Herde, die von den Bremerhavenem gehörig durcheinandergescheucht wurde, suchte immer den Leithammel Häßler, der sich der Bewachung von Milton Reimann durch ein großes Laufpensum entziehen mußte. Häßler links hinten, Häßler rechts vorne, Häßler in der Mitte. Kein Wunder, daß den Badenern für Häßler kaum eine Mark zu viel ist und sie ihn langfristig behalten wollen. Die Schäferzüge auf dem Zolli machte aber der FCB. Der KSC-Trainer mußte zweimal taktisch auf den FCB reagieren. Zunächst mußte auf der rechten Seite Markus Bähr nach 17 Minuten gehen. Für ihn sollte der Drei-Millionen-Mann Marc Keller, von Racing Straßburg gekommen, nach vorne Druck machen. Doch der Renner war das auch nicht.

Zur Halbzeit mußte Fußball-Lehrer Schäfer erneut reagieren. Bender blieb in der Kabine, mit Carl kam ein dritter Stürmer. Auch das hätte nicht viel genützt, wenn er nicht noch Schroth für den vom Platzverweis bedrohten Fink - er hatte den Ball nach einem Bremerhavener Spieler geworfen, was im Normalfall eine rote Karte nach sich zieht - noch gebracht hätte. Schroth kam, traf und jubelte. Zwei Szenen waren über Wohl und Wehe des FC Bremerhaven entscheidend. Zunächst schüttete Schiedsrichter Hans-Georg Füllbrun aus Ihrhove ein ganzes Füllhorn voller Sympathie über den KSC aus. Warum er den Freistoß für den KSC gab, den Häßler zum Ausgleich nutzte, konnte keiner der Zuschauer nachvollziehen. Jörg Wawrzyniak, dem die ARD ein Mikrophon an die Trainingsjacke gesteckt hatte, war außer sich: „Der will wohl, daß wir unbedingt ein Tor kriegen“, brüllte er. Kaum war seine Befürchtung eingetroffen, hielt es ihn nicht mehr in der Coaching-Zone: „Danke, danke,bravo!“ Ironie war da nicht mehr herauszuhören, nur grenzenlose Enttäuschung. Linienrichter Heiner Neuenstein, der deutsche Vertreter bei den Olympischen Spielen in Atlanta, berichtete dem Unparteiischen von diesemVorfall. Füllbrunn wollte Wawrzyniak auf die Tribüne schicken. Da auf dem Zolli keine vorhanden ist, mußte die Barriere reichen.

Fast hätte er einen entscheidendenFehler gemacht, als er Wawrzyniak nicht Warmlaufen lassen wollte. Neuenstein aber roch den Braten. Hätte Füllbrunn Wawrzyniak, der auf dem Spielberichtsbogen verzeichnet war, die Teilnahme versagt, dann hätte der FCB einen Protestgrund gehabt.

Daß das Geschehen an der Seitenlinie eine Eigendynamik entwickelte, liegt auch daran, daß der FCB dem KSC den K.o. hätte versetzen können. Kurz nach der Halbzeit spielteWachaczewsky den Karlsruher Reich aus, war nur noch vor Torwart Reitmaier - und verschoß zum Entsetzen der FCB-Fans. Wachaczewsky war untröstlich: „Ich hätte mit dem Außenrist ins kurze Ecke schießen sollen.“ Das wäre es gewesen. Winfried Schäfer hätte dann manchen aus seiner Herde wahrscheinlich zur Schlachtbank geführt. ewm








Aufrufe: 011.11.2020, 09:46 Uhr
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