2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass
Keine gelbe Karte: Nach Foul an Unions Paul Kahler lässt Schiedsrichter Sebastian Ehmke weiterspielen. ©Thorsten Schnabel
Keine gelbe Karte: Nach Foul an Unions Paul Kahler lässt Schiedsrichter Sebastian Ehmke weiterspielen. ©Thorsten Schnabel

Schiedsrichter aus der Schusslinie

Ausschuss-Vorsitzender Heinz Rothe über Fehlentscheidungen und Beschwerden

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Das war ihm bis dato noch nie passiert. Unions Klosterfeldes Trainer Christian Gehrke wurde vom Schiedsrichter beim Spiel am Wochenende gegen den Schönwalder SV in der 57. Minute des Feldes verwiesen. Der Coach des Tabellenzweiten der Landesliga Nord ist immer noch sauer. "Ich habe den Schiedsrichter nicht beleidigt oder angebrüllt, sondern ihm sachlich meine Meinung gesagt, vielleicht etwas lauter, aber nicht beleidigend." Das sah Schiri Sebastian Ehmke offenbar anders.

Schon im Spiel gegen Babelsberg waren die Klosterfelder nicht glücklich mit den Entscheidungen. Referee damals: ebenfalls Sebastian Ehmke. Man könne schon das Gefühl haben, der Unparteiische habe ein Problem mit Klosterfelde, sagt der Trainer.

Doch was können Vereine tun, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen? "Einen Masterplan für ein solches Vorgehen gibt es nicht", sagt Heinz Rothe, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im Land. Mit dem Schiedsrichter nach dem Spiel erneut das Gespräch suchen, bringe in der Regel nichts. Besser sei es, sich an den entsprechenden Staffelleiter zu wenden. Im Bedarfsfall werde auch er eingeschaltet, sagt Rothe. "Ich lasse mir dann auch von dem Schiedsrichter die Situation noch einmal schildern."

Der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses macht keinen Hehl daraus, wer in der Auseinandersetzung die besseren Karten hat. "Von der Grundtendenz her bin ich schon eher dem Schiedsrichter zugetan", gibt Heinz Rothe zu. Die Erfahrung über Jahre hinweg habe ihn das gelehrt.

"Es ist einfach immer wieder dasselbe. Die Leute steigern sich da rein", sagt Rothe über die Beschwerden in Richtung Schiris. Bei Sätzen wie: "Der hat wirklich alles gegen uns gepfiffen" oder "Selbst die gegnerische Mannschaft hat das so gesehen", winkt Rothe ab. "Das sagen fast alle. Und wenn man dann nachfragt bei der gegnerischen Mannschaft, hört sich das meistens ganz anders an."

Etwa fünf bis zehn Fälle pro Jahr kommen bis auf seinen Tisch. "Wir versuchen dann auch, die Schiedsrichter aus der Schusslinie zu nehmen und sie eine Weile erstmal nicht mehr für Spiele des Vereins einzusetzen, der sich beschwert hat." So etwa ein halbes Jahr könne solche eine Maßnahme gehen.

Gibt es mehrfach Beschwerden über einen Schiedsrichter, setzt der Ausschuss-Vorsitzende auf Schiedsrichter-Beobachter, die den Referee außerhalb der normalen Kontrollen, die bei Landesliga-Schiedsrichtern zweimal jährlich fällig sind, unter die Lupe nehmen.

Heinz Rothe weiß aber auch: Schiedsrichter haben einen schweren Job. "Ich sage denen immer, sie sollen sich nicht im Lob sonnen, das ist gefährlich. Wichtiger ist, sich zu trauen, auch in letzter Sekunde einen Elfmeter gegen die Heim-Mannschaft zu geben, auch wenn man sich damit natürlich keine Freunde macht."

Aufrufe: 010.12.2015, 07:35 Uhr
MOZ.de / bagAutor