2024-04-25T08:06:26.759Z

Ligabericht
F: Horozovic
F: Horozovic

Halbes Dutzend gegen den Titelkandidaten

Schott Mainz legt beim 6:3 gegen Neunkirchen famosen Auftritt hin

Einmal fallen die Oberliga-Fußballer des TSV Schott Mainz in den alten Trott zurück, probieren es mit „Schnicki-Schnacki“ am gegnerischen Strafraum, und weg ist der Ball. Prompt brüllt der neue Trainer Sascha Meeth „Bleibt drin!“, das Mainz-05-typische Kommando zum Gegenpressing. Wo in der vergangenen Saison noch stehen bleibende Offensivspieler und Kontergegentore an der Tagesordnung waren, setzt nun Edis Sinanovic nach, wird gefoult und es gibt Elfmeter, den Necmi Gür versenkt (83.). Attackieren, nachsetzen, dranbleiben, das lohnt sich.

Mit einem rauschenden 6:3 (3:1)-Sieg gegen den zum Titelkandidaten erklärten VfB Borussia Neunkirchen führte sich die Mannschaft des TSV selbst vor Augen, wie erfolgversprechend diese Marschroute ist.

„Wir haben dem Gegner kaum Platz geboten, haben mehr Struktur und Zweikampfhärte drin“, hält Nicklas Schlosser fest, „so können wir uns weiterentwickeln. Das Spielerische letztes Jahr war top, aber irgendwann bleibt man stehen in der Entwicklung.“ Von dem, was Meeth vorgibt – er selbst nennt es „gierigen, mutigen, hungrigen, attraktiven Fußball“ – war schon im ersten Heimspiel erstaunlich viel zu sehen. Statt sich auf Einzelkönner zu verlassen, produziert die Mannschaft im Kollektiv Sehenswertes. Wie in Minute 13, als Necmi Gür diagonal flach auf den hoch gerückten Rechtsverteidiger Jan Just passt, der direkt flach in den Lauf von Torschütze Janek Ripplinger flankt. Wie in Minute 40, als Omar Njie den Ball in Ripplingers Lauf löffelt, der kunstvoll per Heber verwertet. Hinzu kommen, weiterhin, viel Qualität, etwa zu sehen bei Sinanovics 20-Meter-Schlenzer ins untere Eck (45.), und Entschlossenheit, wie beim Spurt von Linksverteidiger Nicklas Schlosser in den Strafraum, der zu Sinanovics Elfmeter-Tor (50.) führte.

Und dann die Moral. Khaled Abou Daya, Eigengewächs und Reservist im Sturmzentrum, teilt Meeth am Freitag mit, dass er Urlaub und Flug gestrichen hat, weil er lieber kicken will, wartet geduldig über 70 Minuten auf der Bank und trifft direkt bei der ersten Ballaktion (74.) – nachdem 1,65-Meter-Mann Njie mit dem Hinterkopf vorbereitet hat. Vieles war, vor allem nach dem schwachen 0:3-Auftakt in Karbach, kaum zu glauben. Wie etwa das 0:1, als Keeper Igor Luketic den Ball nach einem Njie-Fehlpass Marco Senftleben auf den Rücken knallt, was Ruddy Mpassi einen Treffer ins leere Tor ermöglichte (9.). „Das Allerschönste war, wie die Mannschaft nach dem 0:1 zurückgekehrt ist“, unterstreicht Meeth. Mit breiter Brust und einem tiefen Vertrauen in den Plan des Trainers.

Auch die weiteren Gegentreffer (Markus Schmitt/65., Moussa Dansoko/87.) „fielen nicht aus der Unordnung oder dem Konter“, wie der frühere 05-Jugendtrainer resümiert, sondern durch individuelle Patzer. „Jeder hat für den anderen gearbeitet, jeder feuert den anderen an, die Kommunikation ist immer positiv“, berichtet Senftleben. „Die Vorgabe war, dass wir Spaß haben wollen“, erzählt Ripplinger, „indem wir nach vorne pressen, drauf gehen, attackieren.“ Und das wird eben, wenn man es mit Verstand tut, belohnt.

TSV Schott Mainz: Luketic – Just, Senftleben, Raltschitsch, Schlosser – Schneider, Gür – Njie (84. Iten), Sinanovic, Baljak (90. Fischer) – Ripplinger (72. Daya).

Aufrufe: 013.8.2016, 19:22 Uhr
Torben SchröderAutor