Die Geschichte über den diplomatischen Beitrag des Klubs hat etwas von einem Politdrama. Der Sechstagekrieg war kaum drei Jahre her, es gab Bombenattentate und Terrorakte gegen israelische Einrichtungen, der Holocaust weder hier noch da richtig aufgearbeitet. Die Gemengelage schürte Besorgnis, eigentlich hatten sich die Borussen entschieden, nicht nach Israel zu fliegen. Doch dann sagten Bundeskanzler Willi Brandt und Verteidigungsminister Helmut Schmidt: Die Reise muss stattfinden aus diplomatischen Gründen. „Rückblickend sind wir stolz auf das, was passiert ist“, sagt Köppel, der wie Laumen zum Team gehörte. Sie und ihre Kollegen wurden zu Botschaftern.
Laumen hatte seine Super-8-Kamera dabei und filmte fleißig. Dieses Material ist jetzt die Grundlage der Dokumentation „Geheimmission Israel. Wie der Fußball die Geschichte veränderte“. Laumen ist sozusagen der Abraham Zapruder aus Mönchengladbach. Wie der Mann, der einst mit seiner Handkamera das Attentat auf John F. Kennedy dokumentierte, hat Laumen, Borussias zweitbester Stürmer aller Zeiten, die bedeutsame erste Israel-Reise des Klubs festgehalten. „Ohne das Bildmaterial wäre der Film so nicht möglich gewesen“, sagt Reinhard Beetz von der Produktionsfirma „Gebrüder Beetz“, die den Film in Zusammenarbeit mit dem WDR und dem NDR produziert hat, Regie führte Dietrich Duppe.
Herausgekommen ist ein spannendes Stück über die deutsche Geschichte, in dem deutlich wird, welche Kraft der Fußball auch jenseits des Rasengevierts entfalten kann. Zugleich ist es ein Film über eine große Freundschaft, die nicht nur Grenzen, sondern tiefe Gräben überwunden hat: Hennes Weisweiler und der israelische Trainer Emanuel „Eddy“ Schaffer lernten sich an der Sporthochschule in Köln kennen und schätzen. Und sie verabredeten ein Spiel ihrer Teams in Israel. Dass es am 25. Februar 1970, also noch vor Gladbachs erster Meisterschaft, realisiert werden konnte, war durchaus eine Sensation. Zwar hatte es am 12. August 1969 schon das „Hinspiel“ in Deutschland gegeben (3:0 für Gladbach), doch nun reiste zum ersten Mal eine deutsche Fußballmannschaft nach Israel. Sportlich war das Spiel, das zwischen zwei Bundesliga-Einsätzen stattfand, „vielleicht eine der besten Spiele, die wir je gemacht haben“, sagt Laumen. „Es war das großartigste Spiel, das Israel je gesehen hat“, sagt in dem Film auch Israels wohl bekanntester Fußballer Mordechai Spiegler, der damals mitspielte.
Die herbe Niederlage tat den Israelis nicht weh, im Gegenteil: Es war ein Sieg der Menschlichkeit. Schon im Dezember 1970 gab es Borussias nächste Israel-Reise. Insgesamt gab es 27 Begegnungen zwischen den Gladbachern und Teams aus Israel, hinzu kommen zwei Spiele von Borussias U23 gegen israelische Klubs (2010 und 2011). Im Dezember 2008 fand der bislang letzte Besuch in Israel statt. Schaffer, der 2012 starb, war auch da. 2014 wurde Borussia mit dem Zukunftspreis der Israelstiftung „für sein langjähriges, nachhaltiges und über den Sport hinaus wirkendes Engagement zur Völkerverständigung und Versöhnung zwischen Israel und Deutschland“ ausgezeichnet. Borussia ist stolz auf die Geschichte mit Israel. Der erste Besuch vor 50 Jahren ist nun zum Film geworden. Zu einem guten Film.
Sendetermin ARD, Montag, 17. Februar, 23.30 Uhr.