2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Laumens Israel-Film und Borussias diplomatischer Beitrag

Die Do­ku­men­ta­ti­on „Ge­heim­mis­si­on Is­ra­el. Wie der Fuß­ball die Ge­schich­te ver­än­der­te“ er­zählt die Um­stän­de der ers­ten Is­ra­el-Rei­se der Bo­rus­sen und wird am 17. Februar in der ARD ausgestrahlt

Die Angst flog mit, da sind Horst Köp­pel und Her­bert Lau­men 50 Jah­re da­nach ganz ehr­lich. In dem Bun­des­wehr-Flie­ger saß am 25. Fe­bru­ar 1970 nur Bo­rus­si­as Team. Die Ma­schi­ne hat­te kein Kenn­zei­chen, die Flug­rou­te war un­be­kannt, eben­so der Zeit­plan des Flu­ges. Und es stand, auch wenn es nur um ein Fuß­ball-Match ging, viel auf dem Spiel. Die Par­tie, in der Glad­bach 6:0 ge­gen Is­ra­els Na­tio­nal­team ge­wann, war ein Wen­de­punkt in den Be­zie­hun­gen zwi­schen Deutsch­land und Is­ra­el.

Die Ge­schich­te über den di­plo­ma­ti­schen Bei­trag des Klubs hat et­was von ei­nem Po­lit­dra­ma. Der Sechs­ta­ge­krieg war kaum drei Jah­re her, es gab Bom­ben­at­ten­ta­te und Ter­ror­ak­te ge­gen is­rae­li­sche Ein­rich­tun­gen, der Ho­lo­caust we­der hier noch da rich­tig auf­ge­ar­bei­tet. Die Ge­men­ge­la­ge schür­te Be­sorg­nis, ei­gent­lich hat­ten sich die Bo­rus­sen ent­schie­den, nicht nach Is­ra­el zu flie­gen. Doch dann sag­ten Bun­des­kanz­ler Wil­li Brandt und Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Hel­mut Schmidt: Die Rei­se muss statt­fin­den aus di­plo­ma­ti­schen Grün­den. „Rück­bli­ckend sind wir stolz auf das, was pas­siert ist“, sagt Köp­pel, der wie Lau­men zum Team ge­hör­te. Sie und ih­re Kol­le­gen wur­den zu Bot­schaf­tern.

Laumens Material als Grundlage für den Film

Lau­men hat­te sei­ne Su­per-8-Ka­me­ra da­bei und film­te flei­ßig. Die­ses Ma­te­ri­al ist jetzt die Grund­la­ge der Do­ku­men­ta­ti­on „Ge­heim­mis­si­on Is­ra­el. Wie der Fuß­ball die Ge­schich­te ver­än­der­te“. Lau­men ist so­zu­sa­gen der Abra­ham Za­pru­der aus Mön­chen­glad­bach. Wie der Mann, der einst mit sei­ner Hand­ka­me­ra das At­ten­tat auf John F. Ken­ne­dy do­ku­men­tier­te, hat Lau­men, Bo­rus­si­as zweit­bes­ter Stür­mer al­ler Zei­ten, die be­deut­sa­me ers­te Is­ra­el-Rei­se des Klubs fest­ge­hal­ten. „Oh­ne das Bild­ma­te­ri­al wä­re der Film so nicht mög­lich ge­we­sen“, sagt Rein­hard Beetz von der Pro­duk­ti­ons­fir­ma „Ge­brü­der Beetz“, die den Film in Zu­sam­men­ar­beit mit dem WDR und dem NDR pro­du­ziert hat, Re­gie führ­te Diet­rich Dup­pe.

Ein Stück deutsche Geschichte

Her­aus­ge­kom­men ist ein span­nen­des Stück über die deut­sche Ge­schich­te, in dem deut­lich wird, wel­che Kraft der Fuß­ball auch jen­seits des Ra­sen­ge­vierts ent­fal­ten kann. Zu­gleich ist es ein Film über ei­ne gro­ße Freund­schaft, die nicht nur Gren­zen, son­dern tie­fe Grä­ben über­wun­den hat: Hen­nes Weis­wei­ler und der is­rae­li­sche Trai­ner Ema­nu­el „Ed­dy“ Schaf­fer lern­ten sich an der Sport­hoch­schu­le in Köln ken­nen und schät­zen. Und sie ver­ab­re­de­ten ein Spiel ih­rer Teams in Is­ra­el. Dass es am 25. Fe­bru­ar 1970, al­so noch vor Glad­bachs ers­ter Meis­ter­schaft, rea­li­siert wer­den konn­te, war durch­aus ei­ne Sen­sa­ti­on. Zwar hat­te es am 12. Au­gust 1969 schon das „Hin­spiel“ in Deutsch­land ge­ge­ben (3:0 für Glad­bach), doch nun reis­te zum ers­ten Mal ei­ne deut­sche Fuß­ball­mann­schaft nach Is­ra­el. Sport­lich war das Spiel, das zwi­schen zwei Bun­des­li­ga-Ein­sät­zen statt­fand, „viel­leicht ei­ne der bes­ten Spie­le, die wir je ge­macht ha­ben“, sagt Lau­men. „Es war das groß­ar­tigs­te Spiel, das Is­ra­el je ge­se­hen hat“, sagt in dem Film auch Is­ra­els wohl be­kann­tes­ter Fuß­bal­ler Mor­de­chai Spieg­ler, der da­mals mit­spiel­te.

Die her­be Nie­der­la­ge tat den Is­rae­lis nicht weh, im Ge­gen­teil: Es war ein Sieg der Mensch­lich­keit. Schon im De­zem­ber 1970 gab es Bo­rus­si­as nächs­te Is­ra­el-Rei­se. Ins­ge­samt gab es 27 Be­geg­nun­gen zwi­schen den Glad­ba­chern und Teams aus Is­ra­el, hin­zu kom­men zwei Spie­le von Bo­rus­si­as U23 ge­gen is­rae­li­sche Klubs (2010 und 2011). Im De­zem­ber 2008 fand der bis­lang letz­te Be­such in Is­ra­el statt. Schaf­fer, der 2012 starb, war auch da. 2014 wur­de Bo­rus­sia mit dem Zu­kunfts­preis der Is­ra­el­stif­tung „für sein lang­jäh­ri­ges, nach­hal­ti­ges und über den Sport hin­aus wir­ken­des En­ga­ge­ment zur Völ­ker­ver­stän­di­gung und Ver­söh­nung zwi­schen Is­ra­el und Deutsch­land“ aus­ge­zeich­net. Bo­rus­sia ist stolz auf die Ge­schich­te mit Is­ra­el. Der ers­te Be­such vor 50 Jah­ren ist nun zum Film ge­wor­den. Zu ei­nem gu­ten Film.

Sen­de­ter­min ARD, Mon­tag, 17. Fe­bru­ar, 23.30 Uhr.

Aufrufe: 010.2.2020, 22:00 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor