2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Heiko Vogel: "Die Aufgabe finde ich super spannend"

Borussias neuer U23-Trainer spricht über Stars, die er trainierte,  seinen Job in Gladbach und sein Verhältnis zu Marco Rose.

Es stand noch das Trainingsspiel an am ersten Arbeitstag der U23 Borussias. „Was ist, Jungs. Ist noch was?“, fragte der neue Trainer Heiko Vogel seine Spieler, bevor es losging. Erstmal schauten sie ihn fragend an. „Wollt ihr gewinnen?“, fragte er die beiden Teams, die er gebildet hatte. „Ja!“, lautete die Antwort.

Dann ging es mit viel Zug und Ehrgeiz los. „Es ist gut, den Jungs eine Challenge zu geben“, sagte Borussias Nachwuchsdirektor Roland Virkus später beim Pressegespräch mit Vogel.

Er hat den 44-Jährigen geholt als Nachfolger von Arie van Lent, um neue Reize zu setzen im Team. Zu viele Dinge hatten sich eingespielt, vielleicht auch ein bisschen abgenutzt. Darum ist nun ein neuer Coach da. Vogel hat eine für einen U23-Trainer ungewöhnliche Vita. Schließlich war der gebürtige Bayer schon Cheftrainer beim FC Basel, mit dem er das Schweizer Double gewann und in der Champions League spielte. Und er führte Sturm Graz zum Pokalsieg in Österreich, weil er im Endspiel Marco Roses RB Salzburg besiegte. Aber er war eben auch lange Nachwuchstrainer beim FC Bayern. Diese Mischung machte Vogel interessant für Borussia: „Er kennt beide Seiten“, sagt Virkus.

Herr Vogel, wie kam es zur Entscheidung für Borussias U23?

Vogel Borussia ist national wie international eine sehr große Nummer und sehr attraktiv. Ich hatte schon immer eine Sympathie für den Klub. Eine U23 zu trainieren, ist super spannend – und eine schwierige Sache. In einem Verein wie Borussia ist das Gap zum Profi-Team schwer zu überbrücken, wer das schaffen will, muss ein Ausnahmetalent sein.

Beim FC Bayern war die Kluft noch größer. Ist es ein Vorteil, von da das Erfolgs-Gen zu kennen?

Vogel Auf höchstem Niveau ist der Erfolgs-Gedanke unabdingbar. Aber es gibt kein Bayern-Gen, sondern eine Anatomie des Erfolgs. Aber man kann ein Umfeld kreieren, in dem Gewinnen eine Bedeutung hat. Aber es kann nicht immer Inhalt einer Ausbildung sein. In dem Bereich, in dem ich jetzt arbeite, gibt es eine Leistungsguillotine. Eine lasche Einstellung wird bestraft, die Einstellung eines Champions wird belohnt.

Worauf kommt es an?

Vogel Es ist schwieriger geworden. Und vielfältiger. Darum verliert manches Talent den Fokus. Wir müssen daher ein Umfeld schaffen, in dem die Jungs, die es schaffen wollen, auch schaffen können. Aber ich kann nur ein Angebot machen, die Spieler müssen es annehmen.

Sie haben einige Spieler trainiert, die jetzt Topspieler sind. Welche haben ihnen da ganz besonders imponiert?

Vogel Philipp Lahm mit seiner Spielintelligenz, er kann jede Position spielen, Matz Hummels war sehr unorthodox, Mo Salah war der schnellste Spieler, den ich je trainiert habe. Granit Xhaka war mit 17 unglaublich reif und geradlinig. Shaqiri ist gesegnet mit Talent.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom Mönchengladbacher U23-Mannschaft?

Vogel Es macht Spaß mit dem Team, das kann ich nach dem ersten Trainingstag schon sagen. Das ist eine gute Voraussetzung.

Wie definiert man als U23-Trainer seine Ziele? Geht es nur um die Ausbildung und die Spieler, die man nach oben durchbringt, oder schaut man auch auf die Tabelle?

Vogel Doch, ich schaue auf die Tabelle. Ich will jedes Spiel gewinnen. Und ich glaube auch, dass wir je erfolgreicher wir in der Tabelle sind, desto mehr Spieler wir durchbringen werden.

Erklären Sie Ihre Vita.

Vogel Ich habe nie drauf geschaut, ob es der Profi-Bereich oder der Jugend-Bereich ist, wichtig war mir immer, dass mich ein Verein von der Aufgabe überzeugen musste. Die Aufgabe hier finde ich super spannend, ich kann mich voll damit identifizieren.

Inwieweit müssen Sie sich mit der Philosophie von Marco Rose, dem Trainer des Profiteams identifizieren?

Vogel Ich kenne Marco aus meiner Zeit in Graz, wir haben schon öfter die Klinge gekreuzt. Ich weiß, wie er Fußball spielen lässt, wir schauen in die gleiche Richtung. Aber ich bin mir bewusst, dass ich ihm zuarbeite. Das ist für mich kein Problem.

Haben Sie Rose schon angefrotzelt wegen des Erfolgs im Pokalfinale?

Vogel (grinst) Von den letzten 14 Titel gingen 13 nach Salzburg, da gab es natürlich den einen oder anderen Spruch.

Ist die Dritte Liga irgendwann eine Option für die U23?

Vogel Wenn wir aufsteigen können, wehren wir uns nicht dagegen, das ist ja klar.

Sie haben in der Dritten Liga beim KFC Uerdingen gearbeitet. Es war ein kurzes Gastspiel.

Vogel Ich habe da Potenzial gesehen und sehe es nach wie vor. Es gibt aber Zeitpunkte in einer Karriere, da ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, es passt einfach nicht. Das war dort so. Es ist ein Kapitel in meiner Karriere, aber es ist Vergangenheit. Die Gegenwart und die Zukunft ist Gladbach.

Was muss man als U23 sein: ein harter Hund oder ein Pädagoge?

Vogel Manchmal musst du Diener sein, manchmal Mentor, manchmal musst du die Spieler streicheln. Jeder Spieler ist anders, der eine braucht mehr Zuspruch, beim anderen muss man die Leine kürzer machen. Man muss alles sein. Generell bin ich ein Typ, dem Kommunikation von zentraler Bedeutung ist.

Aufrufe: 023.7.2020, 21:15 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor