2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Volkhard Patten
F: Volkhard Patten

E-Sports wird zum Mil­li­ar­den-Markt

Ver­ei­ne set­zen im­mer stär­ker auf das Ge­schäft mit dem E-Sport. Im Wind­schat­ten des Trends ent­ste­hen so­gar neue Ge­schäfts­fel­der.

Die Ge­schich­te des Deut­schen Fuß­ball-Bun­des (DFB) präg­ten Män­ner wie der Kai­ser oder der Ti­tan. Die Spitz­na­men von Franz Be­cken­bau­er oder Oli­ver Kahn ken­nen dank ih­rer Leis­tun­gen Mil­lio­nen. Dem­nächst ru­hen die Hoff­nun­gen auf zwei Na­tio­nal­spie­lern, die sich „Mo­A­u­ba“ und „Me­ga­Bit“ nen­nen.

Mit Mo­ham­med Hark­ous und Mi­cha­el Bitt­ner hat der DFB erst­mals zwei Spie­ler no­mi­niert, die nur vir­tu­ell um Ti­tel kämp­fen wer­den. Sie ver­tre­ten Deutsch­land bei der Welt­meis­ter­schaft in Fi­fa 19 – ein Com­pu­ter­spiel.

Nicht nur die DFB-No­mi­nie­rung zeigt: E-Sports ist längst aus der Ni­sche ent­wach­sen. Jähr­lich flie­ßen Preis­gel­der in Mil­lio­nen­hö­he, al­lein 2016 wa­ren es welt­weit fast 100 Mil­lio­nen Dol­lar. Rund 160 Mil­lio­nen Men­schen schau­en sich re­gel­mä­ßig E-Sport-Tur­nie­re an. Und bei Deutsch­lands größ­ter E-Sports-Par­ty, der Dream­hack in Leip­zig, tre­ten gleich 2000 Spie­ler an.

Kein Wun­der, dass neue Ge­schäfts­fel­der ent­ste­hen, wenn et­was der­art wei­te Krei­se zieht. Agen­tu­ren ver­mit­teln Spie­ler, be­ra­ten Fir­men und Ver­ei­ne, trai­nie­ren Mann­schaf­ten. In grö­ße­ren Städ­ten er­öff­nen E-Sports­bars, die Tur­nie­re an­ge­sag­ter Com­pu­ter­spie­le auf gro­ßen Fern­se­hern zei­gen.

Do­mi­nik Celary hat vor sie­ben Jah­ren da­mit be­gon­nen, Tur­nie­re zu or­ga­ni­sie­ren. Erst im Klei­nen für Fir­men, die da­mit wer­ben woll­ten, spä­ter auch für Bun­des­li­ga­ver­ei­ne. „Un­ser ers­tes Tur­nier ha­ben wir zur Fuß­ball-EM 2012 auf ei­nem Flug­platz in Nürn­berg aus­ge­tra­gen“, er­zählt Celary. In­zwi­schen ar­bei­tet sei­ne Agen­tur Bap-Esports, die ih­ren Sitz in Fürth bei Nürn­berg hat, mit Fuß­ball­ver­ei­nen in Deutsch­land und Ös­ter­reich zu­sam­men, un­ter an­de­rem dem FC Schal­ke 04. Ge­spielt wird dort na­tür­lich die Fuß­ball-Si­mu­la­ti­on Fi­fa.

Ei­nen an­de­ren Weg wol­len My­ri­am Repp­le und Jan-Chris­toph Stein­mann ge­hen. Sie re­no­vie­ren ge­ra­de ein La­den­lo­kal in der Köl­ner In­nen­stadt. Bis Mit­te Mai soll dar­aus der „DVi­si­on eSports Di­ner“ wer­den. „Wir se­hen uns pri­mär als Re­stau­rant, die Leu­te sol­len zu­sam­men­sit­zen und quat­schen kön­nen“, sagt Repp­le. Die 27-Jäh­ri­ge ar­bei­te­te zu­vor beim IT-Dienst­leis­ter Exen­tra. Die Idee hät­ten sie schon vor zwei Jah­ren ge­habt, wa­ren da aber noch mit­ten im Stu­di­um.

In an­de­ren eu­ro­päi­schen Län­dern ist man da schon wei­ter. Die fran­zö­si­sche Fran­chise-Ket­te „Mel­tdown“ hat ne­ben 17 E-Sports-Bars in ih­rem Hei­mat­land in­zwi­schen un­ter an­de­rem Lä­den in Spa­ni­en, Groß­bri­tan­ni­en oder Bel­gi­en. Auch in Deutsch­land gibt es ei­ne Fi­lia­le – in Köln.

Von die­ser wol­len sich Repp­le und Stein­mann al­ler­dings be­wusst ab­gren­zen. „Es soll al­les so hell wie mög­lich sein, wir wol­len kei­ne ner­dig-dunk­le Höh­le mit Ne­on-Licht wer­den“, be­tont Repp­le. Ne­ben 60 Re­stau­rant­plät­zen soll es aber na­tür­lich auch zwölf PC-Plät­ze und fünf Spie­le­kon­so­len ge­ben.

Wie beim ech­ten Sport auch, geht es beim E-Sport um den Sieg – als Mann­schaft oder al­lei­ne. Sport­si­mu­la­tio­nen wie „Fi­fa“ oder „NBA2k“ wer­den in der Re­gel von ein­zel­nen Spie­lern aus­ge­foch­ten, die ei­ne gan­ze Mann­schaft steu­ern. Bei Are­na-Spie­len wie „Do­ta 2“ oder „Le­ague of Le­gends“ geht es hin­ge­gen dar­um, im Team ge­gen ein an­de­res Team an­zu­tre­ten. „Le­ague of Le­gends“ gibt es be­reits seit 2009, die ers­te Welt­meis­ter­schaft wur­de 2011 in Schwe­den aus­ge­tra­gen – Preis­geld: 100.000 Dol­lar. Bei der Meis­ter­schaft 2018 wur­den be­reits 6,45 Mil­lio­nen Dol­lar ins­ge­samt aus­ge­schüt­tet.

Mit den Um­sät­zen im Pro­fi­sport kann der E-Sport zwar noch nicht mit­hal­ten. Den­noch schätzt die Ge­sell­schaft für Kon­sum­for­schung die Zahl de­rer, die in Deutsch­land min­des­tens ge­le­gent­lich Com­pu­ter­spie­le spie­len, auf rund 34 Mil­lio­nen. Wäh­rend die­se Zahl seit Jah­ren kon­stant bleibt, steigt die Zahl der On­line­spie­ler, die in vir­tu­el­len Are­nen ge­gen­ein­an­der an­tre­ten.

Doch die An­for­de­run­gen an Spie­ler sind hoch. Wer bei den Tur­nie­ren re­gel­mä­ßig grö­ße­re Geld­sum­men er­spie­len will, muss das als Voll­zeit­job be­trei­ben. „Wir emp­feh­len an fünf Ta­gen der Wo­che sechs bis acht Stun­den Trai­ning“, sagt Agen­tur-Chef Celary. Gleich­zei­tig soll­ten die Spie­lern zwei bis drei­mal pro Wo­che klas­sisch Sport trei­ben, da Rü­cken, Ar­me und Hand­ge­len­ke beim stun­den­lan­gen Trai­ning am Bild­schirm be­las­tet wer­den. Dass E-Sport bei vie­len Sport­ver­ei­nen den­noch ver­pönt ist, kann Celary ver­ste­hen. „Vie­le Ver­ei­ne wer­ben da­mit, die Ju­gend von der Stra­ße zu ho­len, in Be­we­gung zu brin­gen.“ Da sei es ver­ständ­lich, wenn da­mit nicht ge­meint sei, stän­dig vor der Kon­so­le zu sit­zen.

Dass der Deut­sche Olym­pi­sche Sport­bund E-Sport bis­lang nicht als Sport an­er­kennt, sieht Celary ge­las­sen: „Der Markt be­steht ja be­reits und be­nö­tigt mei­ner Mei­nung nach nicht die An­er­ken­nung ei­nes Ver­ban­des.“ Aus­ver­kauf­te Sta­di­en und Hal­len sprä­chen für sich. Hilf­reich wä­re die An­er­ken­nung aus sei­ner Sicht aber al­le­mal: Es wür­de hel­fen, E-Sport in der Wahr­neh­mung äl­te­rer Ge­ne­ra­tio­nen zu ver­an­kern.

Ein En­de des E-Sport-Booms ist bis­lang nicht in Sicht. Der E-Sports-Ana­lyst Ne­wzoo schätzt den Um­satz für 2021 be­reits auf 1,4 Mil­li­ar­den Eu­ro. Spon­so­ring macht da­bei den größ­ten Teil aus. Kein Wun­der, es drän­gen auch gro­ße Mar­ken in­zwi­schen auf den Markt: Die Fi­fa-19-Welt­meis­ter­schaft wird die­ses Mal von Adi­das und Co­ca Co­la un­ter­stützt.

22 Ver­ei­ne spie­len in der Vir­tu­al Bun­des­li­ga

Ver­ei­ne In der Club-Meis­ter­schaft der Vir­tu­al Bun­des­li­ga spie­len 22 Ver­ei­ne, Wer­der Bre­men führt die Ta­bel­le ak­tu­ell an.

Spie­ler Je­der Ver­ein stellt zwei bis vier Spie­ler. Mi­cha­el Bitt­ner (Wer­der Bre­men) steht in den Spie­ler­sta­tis­ti­ken ganz vor­ne.

Aufrufe: 03.4.2019, 23:01 Uhr
RP / Christian AlbustinAutor