2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Bei Herrn Rose im Hinterkopf

Der lange U19-Verteidiger Tom Gaal hofft, den Schritt in die Bundesliga zu schaffen. Er hat aber auch einen klaren Plan B, falls es nichts wird mit dem Profi-Traum.

Wenn man die Innenverteidigung der U19 Borussias stapelt, kommen 3,89 Meter zusammen, wenn man die offiziellen Zahlen zu Grunde legt. Jordi Bongard, Kapitän des Tabellenzweiten der U19-Bundesliga West, misst 196 Zentimeter, sein Nebenmann Tom Gaal 193. Damit sind die beiden 18-Jährigen per se überragend, indes gilt das nicht nur für ihre Körperlichkeit, sondern auch für die Leistungen.
Weswegen sie in den Fokus von Marco Rose, dem Trainer des Profiteams gerückt sind. Beim letzten Testspiel gegen den KFC Uerdingen bot Rose die Teenager im Abwehrzentrum auf. Sie machten nicht nur in der Defensive einen guten Job, Gaal sorgte mit seinem Tor auch noch für die 1:0-Führung.

Für ihn war es ein besonderer Moment. Gaal ist gebürtiger Gladbacher, früher stand er mit seinen Eltern auf der Tribüne des Borussia-Parks, jetzt trägt er selbst das Trikot mit der Raute. „Es ist immer mein Traum gewesen, für Borussia zu spielen“, gesteht der junge Mann, der vom SC Hardt zu den Borussen kam. Inzwischen ist er ein möglicher Kandidat für die Wand im Kabinengang des Stadions, in dem die Trikots jener Nachwuchsleute hängen, die ihr Bundesliga-Debüt für Gladbach gegeben haben. „Ich weiß aber, dass der Schritt nach oben riesig ist. Ich muss geduldig sein und in der U19 und dann in der U23 meine Leistungen konstant bringen. Dann sehen wir weiter“, sagt Gaal.

Er muss aber durch ein Nadelöhr, wenn er in die Bundesliga will. „In den letzten Jahren sind beim Profiteam die Ansprüche gestiegen, es wird immer schwieriger reinzukommen“, sagt Borussias Nachwuchsdirektor Roland Virkus. Gaal, der mit der U19 am Sonntag um 11 Uhr bei Rot-Weiß Oberhausen spielt, gehört aber zu den Talenten, denen der Sprung zugetraut wird. „Tom hat eine gute Übersicht, ist ein guter Zweikämpfer und stark beim Kopfball, weil er so lang ist. Am Timing und an der Sprungkraft muss er noch arbeiten“, sagt Virkus.

Gaal selbst schätzt sich ähnlich ein, insgesamt macht er einen aufgeräumten und realistischen Eindruck, auf und neben dem Platz. Im Mai hat er sein Abitur gebaut. Und er hat auch einen Plan B, falls es nicht klappt mit der Profi-Werdung. Er hat sich für ein Medizin-Studium beworben, wegen des hohen NC’s stehen Wartesemester an.

Doch Plan A ist klar definiert: Erstens Profi zu werden und dies zweitens in Gladbach zu schaffen. Er sieht sich selbst in einer Lauerstellung. Virgil van Dijk ist eines seiner Vorbilder, aber auch der unerbittliche Sergio Ramos. Eine Mischung daraus dürfte der Königsweg für einen modernen Verteidiger sein. Die sind, sagt Virkus, wieder mehr in der klassischen Variante gefragt. „Natürlich schießt man gern Tore, aber erst mal muss man defensiv seinen Job machen“, sagt Gaal. „Clever spielen“ ist der rote Faden für ihn. Und das Ziel, für den Moment: „Bei Herrn Rose im Hinterkopf sein, falls er jemanden braucht.“ Das hat er schon geschafft. Denn es ist zu hören, dass „Herr Rose“ große Stücke auf Tom Gaal hält. Es gibt schlechtere Nachrichten für einen Nachwuchsspieler.

Aufrufe: 029.11.2019, 16:28 Uhr
RP / Karsten KellermannAutor