2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
– Foto: imago images

Moukoko: Bundesliga mit 16 Jahren!

Borussia Dortmunds Youngster könnte der jüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte werden. Die Trainer im Kreis Herford sehen auf dem Platz die wenigsten Probleme.

Gestern, am 20. November, feierte Youssoufa Moukoko seinen 16. Geburtstag. In einem Alter, in dem andere Jugendliche langsam anfangen, ihre berufliche Zukunft zu planen oder sich mitten in der Pubertät befinden, könnte der Angreifer von Borussia Dortmund als jüngster Spieler aller Zeiten in die Geschichte der Bundesliga eingehen, wenn der BVB heute Abend bei Hertha BSC Berlin antritt.
Eine im April dieses Jahres auf Antrag des BVB beschlossene Regeländerung macht einen Einsatz im Oberhaus schon mit 16, statt wie bisher mit 17 Jahren möglich. Über die Sinnhaftigkeit, ein Nachwuchstalent schon in diesem Alter ins Rampenlicht zu hieven, haben wir mit Trainern aus dem Kreis Herford gesprochen.

„Wenn er soweit ist, warum nicht?“ spricht sich Sergej Bartel, Trainer des Westfalenligisten SC Herford, ganz klar dafür aus. Bartel war zwischen 2004 und 2006 selber in der Jugend des FC Bayern München aktiv, lebte im Internat des Rekordmeisters und traf beim FCB auf Roque Santa Cruz. „Der kam als 17-Jähriger nach München, war aber vom Körper her eher 27“, erinnert sich der 32-Jährige. „Die Jungs in den Nachwuchsleistungszentren sind alle mental sehr gut darauf vorbereitet. Ich hätte auch einen Spieler wie Giovanni Reyna (wurde am 13. November 18 Jahre) schon eher eingesetzt, einfach weil er gut ist“, so Bartel.

"Medial muss der Spieler auf jeden Fall geschützt werden"


„Wir denken in Deutschland oft zu sehr in Normen, andere Länder sind da sehr viel flexibler“, verweist Bartel auf die Beispiele Spanien oder Portugal. „Solche Spieler wie Moukoko müssen auf den Platz“, meint Bartel, unterstreicht aber auch, dass man den Spieler medial in jedem Fall schützen müsse.

„Er ist ein absolutes Ausnahmetalent und kann von der Physis her sicherlich mithalten“, glaubt auch Thorsten Wolff, Koordinator Qualifizierung im Kreis Herford und DFB-Stützpunkttrainer im Kreis Bielefeld. In der U19 sei Moukoko offensichtlich unterfordert, dann könne man auch über so eine Maßnahme nachdenken, so Wolff, dem die Aufmerksamkeit in den Medien aber Sorgen bereitet: „Ich finde den medialen Hype, der seit einigen Wochen um den Jungen betrieben wird, allerdings sehr nervig. Man muss aufpassen, da nicht eine Erwartungshaltung zu schüren, der er nicht gerecht werden kann“, warnt Wolff.

"Man sollte ihn nicht verheizen"


Der A-Lizenz-Inhaber erinnert an das Jahr 2000, als der damals 20-jährige Sebastian Deisler mangels weiterer Talente von vielen als Heilsbringer des am Boden liegenden deutschen Fußballs angesehen wurde. „Momentan ist die Lage sicher besser als damals, aber dennoch sollte man in dieser Hinsicht vorsichtig sein und ihn weder körperlich noch mental verheizen.“

Auch Holm Windmann, DFB-Stützpunkt-Trainer und Coach des Landesligisten FC Bad Oeynhausen, ist von den sportlichen Fähigkeiten des Deutsch-Kameruners überzeugt. „Daran wird es nicht scheitern, ich kann allerdings nur schwer einschätzen, wie weit er im Kopf ist, beziehungsweise wie druckresistent er ist“, sagt Windmann. Der Spieler trainiere schon seit einigen Monaten bei den Profis und sei daher sportlich gut vorbereitet, weil er die Abläufe kenne.

„Ich würde ihn nicht komplett aus der U19 nehmen“


„Ich würde ihn allerdings nicht komplett aus der U19 herausnehmen“, rät Windmann. Der BVB habe in dieser Saison noch genügend Spiele, um Moukoko peu a peu bei den Profis einzusetzen, je nachdem wie es sich mit den Spielplänen vereinbaren lasse. „Wenn er drei gute Spiele bei den Profis macht, wird sein Marktwert sowieso in schwindelerregende Höhen steigen“, ist sich Windmann sicher.

Daniel Lichtsinn, ehemaliger U19-Trainer und jetziger Nachwuchskoordinator beim SV Rödinghausen, beurteilt einen Einsatz von Moukoko in der Bundesliga positiv, verweist aber auch auf den finanziellen Aspekt. „Für den Spieler ist das zunächst einmal eine Belohnung für seine unglaublichen Leistungen im Juniorenbereich. Moukoko ist ein unfassbares Talent und hat in den vergangenen Jahren so viele Tore geschossen wie wohl noch niemand vor ihm.

Der BVB führt ihn sehr gut, hat aber sicher auch den wirtschaftlichen Aspekt, beziehungsweise die Steigerung seines Marktwerts mitbedacht, als man die Regeländerung beantragt hat“, glaubt Lichtsinn, betont aber auch: „Wenn einer darauf vorbereitet ist, dann er. Es gab in den vergangenen Monaten sehr viele Schlagzeilen über ihn. Vor allem in den sozialen Medien gab es viele unschöne Dinge, die grenzwertig waren. Er lässt das aber nicht an sich herankommen“, lobt Lichtsinn, der auch als Scout im Nachwuchsbereich für den FC Schalke 04 arbeitet.


Youssoufa Moukoko spielte in Deutschland zunächst beim FC St. Pauli und wechselte 2016 zu Borussia Dortmund. Hier wurde er unter anderem zweimal in Folge Torschützenkönig der B-Junioren-Bundesliga, Staffel West, und rückte zu Beginn dieser Saison fest in den Profikader des BVB auf.

Aufrufe: 021.11.2020, 10:00 Uhr
Björn KenterAutor