2024-04-25T10:27:22.981Z

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Le­gen­de Burg­smül­ler mit 69 Jah­ren ge­storben

Er spielte für RWE, Bay­er Uer­din­gen, Bo­rus­sia Dort­mund, Nürn­berg, Rot-Weiß Ober­hau­sen und Wer­der Bre­men

Die Ge­set­ze der Bio­lo­gie hat er sein gan­zes Le­ben lang igno­riert. Als er 29 war, hielt ihn Bun­des­trai­ner Hel­mut Schön für zu alt. Des­halb ver­pass­te Man­fred Burg­smül­ler, den al­le nur Man­ni nann­ten, die Welt­meis­ter­schaft 1978.

Fünf Jah­re spä­ter schoss er sich mit 29 Tref­fern an die Spit­ze der Tor­schüt­zen­lis­te der 2. Li­ga. Beim 1. FC Nürn­berg war das. Ot­to Reh­ha­gel hol­te den fast 36-Jäh­ri­gen zu Wer­der Bre­men. MIt 38 Jah­ren wur­de Burg­smül­ler deut­scher Meis­ter, es war sein ers­ter Ti­tel. Und er trug da­zu auf sei­ne be­son­de­re Wei­se bei, mit To­ren der Mar­ke „Schlitz­ohr“, mit Spiel­in­tel­li­genz und ei­nem fei­nen Schuss lie­bens­wür­di­ger Schnodd­rig­keit, die sein Merk­mal als Fuß­bal­ler und Mensch war. Am Sams­tag ist Man­ni Burg­smül­ler im Al­ter von 69 Jah­ren in sei­ner Hei­mat­stadt Es­sen ge­stor­ben.

Er war ein Re­vier­typ aus dem Bil­der­buch, ge­ra­de­aus, mit ei­nem her­ben Charme. Ihn konn­te man sich als gran­teln­den Zu­schau­er beim Der­by zwi­schen Rot-Weiss und Schwarz-Weiß vor­stel­len, als Be­su­cher der Trink­hal­le an der Ecke, wo er mit den Kum­pels die neu­es­ten Nach­rich­ten aus dem Fuß­ball dis­ku­tiert und als Rat­ge­ber, der ein kla­res Wort nicht scheut – im­mer mit dem un­über­hör­ba­ren Ton sei­ner Hei­mat.

Ge­fragt ha­ben ihn sei­ne frü­he­ren Klubs al­ler­dings nicht so häu­fig. Da­bei hät­te er ih­nen viel er­zäh­len kön­nen. Er spiel­te für sechs Ver­ei­ne (RWE, Bay­er Uer­din­gen, Bo­rus­sia Dort­mund, Nürn­berg, Rot-Weiß Ober­hau­sen, Wer­der Bre­men), und er präg­te al­le mit To­ren und aus­ge­präg­ter Mei­nungs­freu­de. Bis heu­te be­legt er mit 213 To­ren den vier­ten Platz in der ewi­gen Tor­jä­ger­rang­lis­te der Bun­des­li­ga. Er hat­te eben nicht nur ei­ne gro­ße Klap­pe, es steck­te auch viel da­hin­ter. Un­ver­gess­lich sein auf­rech­ter Lauf­stil auf leicht ge­bo­ge­nen, er­staun­lich dün­nen Bei­nen und sei­ne un­er­schüt­ter­li­che Cool­ness. Er war ein Lea­der im Fuß­ball, be­vor das Wort er­fun­den war.

Und er war ein Haupt­dar­stel­ler in ei­ner Zeit, die das gro­ße Busi­ness noch nicht kann­te. Des­halb ist ihm das mo­der­ne Thea­ter und das gan­ze Drum­her­um in den Are­nen un­se­rer Zeit im­mer fremd ge­blie­ben. „Ich stell’ mich doch nicht zwei Stun­den auf dem Hin­weg und zwei auf dem Rück­weg in den Stau, nur um ein Bun­des­li­ga-Spiel zu gu­cken“, hat er un­se­rer Re­dak­ti­on mal ge­sagt.

Da­bei hat er An­schau­ungs­un­ter­richt in ei­nem an­de­ren durch­pro­fes­sio­na­li­sier­ten Sport ge­nos­sen. Als Quer­ein­stei­ger gab er sechs Jah­re auf sei­nen dün­nen Sä­bel­bei­nen den Ki­cker für die Foot­ball-Pro­fis von Rhein Fi­re in Düs­sel­dorf. Auch dort igno­rier­te er die Ge­set­ze der Bio­lo­gie. Mit 52 war er der äl­tes­te Foot­ball-Be­rufs­spie­ler der Welt. Zu­letzt hat er den Ge­set­zen der Bio­lo­gie doch ge­hor­chen müs­sen.

Aufrufe: 021.5.2019, 23:41 Uhr
RP / Robert PetersAutor