2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
David Wagner trainiert den BVB II seit 2011 und hat den Klassenerhalt noch lange nicht abgeschrieben. Foto: Baumann
David Wagner trainiert den BVB II seit 2011 und hat den Klassenerhalt noch lange nicht abgeschrieben. Foto: Baumann

David Wagner: Überraschen werden wir uns nicht!

Der Trainer des BVB II im Gespräch vor dem Spiel gegen die Stuttgarter Kickers

An diesem Samstag treffen die Stuttgarter Kickers am 31. Spieltag der 3. Liga auf die Zweitvertretung von Borussia Dortmund. Dort hat seit 2011 Trainer David Wagner das Sagen. Wir haben mit ihm über den anstehenden Saisonendspurt, fehlendes Selbstvertrauen, Philosophiefragen und sein Verhältnis zu Horst Steffen gesprochen.

Herr Wagner, ihre Mannschaft steht auf dem vorletzten Platz in der 3. Liga, der Abstand auf das rettende Ufer beträgt fünf Punkte. Wie bewertet Sie die Lage vor dem Saisonendspurt mit noch acht verbleibenden Spielen?
David Wagner: Die Lage ist ernst, ohne Frage. Aber wir lassen uns von der Situation nicht verrückt machen. Die Länderspielpause haben wir genutzt, um unsere Rekonvaleszenten etwas heranzuführen, an unseren Defiziten zu arbeiten und den einen oder anderen Schwerpunkt zu setzen. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass es sehr schwierig werden wird. Gegen die Kickers wollen wir möglichst viel mitnehmen, dann kommt das Spiel gegen Unterhaching, gegen einen direkten Konkurrenten. Danach sieht die Lage vielleicht schon viel besser aus.

Ihr Keeper Zlatan Alomerovic schlug zuletzt Alarm und forderte, jeder „müsse sich hinterfragen, um noch das Ruder herum reißen zu können“. Meist ein untrügliches Zeichen dafür, dass es in der Mannschaft nicht stimmt. Ist dem so?
Wagner: Ich habe mit ihm gesprochen und deutlich gemacht, dass solche Aussagen nicht in die Öffentlichkeit gehören und ihm auch nicht zustehen. Wir haben hart gefightet, um in der 3. Liga spielen zu dürfen und fighten seit Saisonbeginn hart, den Klassenerhalt zu schaffen. Und zwar als Gruppe. Ein Einstellungsproblem sehe ich definitiv nicht. Die Sache ist abgehakt, wir blicken gemeinsam nach vorne und gehen die verbliebenen Spiele mit vollem Einsatz an.

Viele der Niederlagen waren sehr knapp, Kleinigkeiten haben entschieden. Oft war die Mannschaft sogar in Führung, konnte diese aber nicht halten oder gar ausbauen. Dazu kamen 14 Unentschieden. Wie kann man sich dieses entscheidende Quäntchen auf seine Seite ziehen, um ein Spiel für sich zu entscheiden?
Wagner: Zum einen ist das ein Stück weit der Unerfahrenheit im Kader geschuldet. Wir hatten zudem unfassbares Verletzungspech. In vielen Situationen hat es uns aber auch einfach am Selbstvertrauen gefehlt das man eben braucht, wenn man die engen Spiele für sich entscheiden will. Daran arbeiten wir. Wir haben noch acht Mal die Chance, drei Punkte mitzunehmen. Ich habe schon größere Fußballwunder gesehen, als mit fünf Punkten Rückstand bei acht ausstehenden Spielen in den Endspurt zu gehen. Wir sind uns dem Ernst der Lage bewusst, aber sie ist alles andere als aussichtlos.

Gibt es Überlegungen, vermehrt einige der bei den Profis nicht zum Zuge kommenden Spieler einzusetzen, wie es der VfB Stuttgart beispielweise macht? Das kommt ja nicht bei allen so gut an.
Wagner: Nun, auch bei uns kamen schon Profis zum Einsatz, etwa Eric Durm oder zuletzt Mathias Ginter. Allerdings auch nur in Heimspielen und nie zu dem Zweck, durch das Erhöhen der Qualität auf dem Platz die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren. Ich denke im Grunde ist es eine Philosophiefrage, die man beim VfB vielleicht etwas anders sieht. Diese Saison standen bei 20 Bundesligaspielen der Borussia Spieler aus der U23 auf dem Platz oder zumindest im Kader.

Viele Vereine kündigten in den vergangenen Monaten an, ihre U23 abzumelden. Ihre obigen Aussagen lassen vermuten, dass dies bei Borussia Dortmund nicht der Fall sein wird.
Wagner: Absolut. Für uns ist die 3. Liga eine optimale Entwicklungsplattform für unsere Talente. Wir sind uns der Wertigkeit dessen total bewusst. Unsere Hauptaufgaben sehen wir im Erreichen des Klassenerhalts und darin, möglichst viele Spieler für de Profis interessant zu machen. Und das gelingt uns ganz gut.

Jetzt geht es gegen die Stuttgarter Kickers, eines der Topteams der Liga. Wie sehen Sie die Mannschaft von Horst Steffen?
Wagner: Vor der Arbeit von Horst Steffen und seinem Team kann man nur den Hut ziehen. In Stuttgart wird herausragende Arbeit gemacht. Wir kennen die Kickers ja schon lange, sind damals zusammen aufgestiegen. Viele der Spieler aus dem Kickers-Kader sind schon länger da, das Team wurde von Horst Steffen toll entwickelt und wuchs zu einer echten Einheit. Zudem spielen sie einen sauberen Ball. Das wird eine schwere Aufgabe für uns.

Wie wollen Sie mit ihrer Mannschaft das Spiel angehen?
Wagner: Ich kenne Horst ja schon von der Sportschule in Köln, wir haben zusammen den Fußballlehrerschein gemacht. Überraschen können wir uns wohl nicht! (lacht) Es werden zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die Fußball spielen wollen. Das wird sicher eine attraktive Partie. Wie ich eingangs bereits sagte wollen wir etwas mitnehmen. Und ihm Hinspiel haben wir ja gezeigt dass wir Mittel entwickeln können, die den Kickers weh tun können.

Aufrufe: 02.4.2015, 08:00 Uhr
Philipp MaiselAutor