2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Der Bezirksligist aus Guldenbachtal hat gut lachen. F: Coutandin
Der Bezirksligist aus Guldenbachtal hat gut lachen. F: Coutandin

Gesucht und gefunden

Guldenbachtals Duo Dorfey/Flommersfeld verzückt die Bezirksliga +++ Coach Witt geht mit Aufsteiger an Grenzen

GULDENTAL. Nun, das Prinzip der guten Laune hat Gültigkeit. Immer noch. Oder gerade jetzt. Jetzt, nach der abrupten Erdung. Denn wäre dem nicht so, kann sich Sascha Witt grinsend nicht verkneifen, dann hätte man den Sinn für Realität abgegeben. Im betörenden Rausch der Punkte, irgendwo, auf dem Sportplatz. Ein paar Stunden liegen zwischen Witts Fazit und einer „sehr schlechten“ 2:3-Vorstellung in Mörschied. Eine Leistung, die keine Erwähnung verdiene, die schwächste seit über einem Monat. So lange war Witts SG Guldenbachtal nämlich ohne Pleite in der Bezirksliga Nahe. Als Aufsteiger. Als Newcomer mit dem festen Vorsatz, bloß nicht unterzugehen. Wenn Witt spricht, bemüht er die Prämisse, die seine Elf so sensationell in den Top-Fünf verweilen lässt: „Wir wissen, was wir können. Und wir wissen, was wir nicht können.“ Ein banaler, fast plumper Leitsatz, der sich in der Causa SG als effektvoll erweist.

Im Guldenbachtal diktiert man nüchterne Analysen. 2018 hat die Witt-Elf den Vize-Titel in der A-Klasse abgeräumt, dazu den Kreispokal. Mental musste sie sich umgewöhnen, so als Liga-Neuling. An rauere Gangarten, an mehr Tempo, an Rivalen, die vor dem Kasten eben nicht das Zittern kriegen. „Wir haben ein bisschen gebraucht, um uns umzustellen. Jetzt haben wir uns akklimatisiert, die Liga passt uns“, erzählt Stürmer Lars Flommersfeld (27). Es ist ja so: Die SG stellt nicht das Team, das groß aufbegehrt und den Gegenüber mit Zauberstückchen und Hurra-Gekicke zerpflückt, denn „das können wir nicht“, sagt Witt. Nein, anders. Simpler. Sie steht, sie setzt Stiche, sie schießt ihre Kugeln dann, wenn sie keiner erwartet. „Bisher sind alle an ihre Leistungsgrenze gegangen, vielleicht hat uns der ein oder andere unterschätzt“, blickt Coach Witt auf sechs Saisonsiege und eine Punktetrunkenheit, die am 22. September begann, erst am Sonntag jäh endete. „Mit nur 90 Prozent können wir nicht gewinnen. Das hat an den Kräften gezehrt“, warnt der Trainer vor kommenden brandheißen Gefahrenherden. Die Ziffern seines Systems offenbaren den taktischen Hintergedanken: 4-1-4-1 – das zeugt von einer defensiven Grundordnung, das spricht aber ebenso für eine anrollende Wand im Vorwärtsgang…

Und die personifiziert sich durch Co-Trainer Flommersfeld und seinen kongenialen Gefährten Nico Dorfey. Sie sind SG-Versicherung im Sechzehner, sie sind Motoren des Spiels, sie sind das explosivste Duo der Liga. 21 Treffer, Extraklasse. „Wir haben wenig Gewöhnungszeit gebraucht, schnell zueinandergefunden. Wir ergänzen uns einfach“, weiß Flommersfeld und wird von Witt bestätigt: „Das sind beides Vollblutstürmer. Sie suchen sich, sie finden sich, sie arbeiten nach hinten.“ Was er nicht hören will: dass die SG wöchentlich eine Zwei-Mann-Show demonstriere. Flommersfeld und Dorfey sind es zwar, die den Ruhm ernten, durch Tore. Aber eben, weil die unsichtbare Arbeit dahinter, das schwere Schuften, auf das Duett ausgerichtet ist. Aus der Tiefe, dem Mittelfeld, prescht Flommersfeld frontal aufs Tor, Dorfey, seit April einsatzberechtigt, hält Bälle, schirmt ab. „Komplettpakete“ seien sie, lobt Witt, passabel in allem, schlecht in nichts. Lange gingen die beiden getrennte Wege. Der eine genoss die Ausbildung bei der Hassia, der andere bei Schott. Jüngst schloss sich ein Kreis, der die SG in Euphorie versetzte. Gesucht, gefunden.

Jahre zuvor bereits, da lehrte dabei der heute 27-jährige Flommersfeld den sieben Jahre jüngeren Spross Dorfey in der Jugend. „Er geht eher frei Schnauze aufs Tor und setzt den Körper ein“, sagt Witts Assistent. Bodenständigkeit, geerdete Perspektiven, das wolle man im Guldenbachtal. 35 bis 40 Punkte, dann halte die SG die Klasse. Die magische Linie hat Witt fest im Auge, nichts anderes. „Wir wissen, was kommt, und wir sind in einer Zeit, in der wir personell auf dem Zahnfleisch gehen“, warnt er. Flommersfeld nennt es „eine Phrase“, doch man schaue von Spiel zu Spiel. Morgen das nächste. Die SG Schmittweiler kommt nach Guldental. 90 knallharte Minuten.



DREI DUELLE, DIE ES IN SICH HABEN

Eintracht Bad Kreuznach II – TuS Waldböckelheim: „Das Glück haben wir nicht jede Woche“, frohlockte Ercan Ürün über sein Gewinner-Duo Sperling/Mecking- Glück hin oder her – drei Punkte sind für den Spitzenreiter, der sich von Woche zu Woche mehr anschickt, in die Landesliga zu springen, Pflicht am Donnerstag. A-Klasse-Meister TuS Waldböckelheim hat keine schlechten Wochen hinter sich. Vor dem 0:3 gegen Hackenheim gab’s acht Punkte in vier Partien. Ordentlich.

TSV Lalo-Laubenheim – SV Winterbach: Der TSV hat den Dreh wieder raus. Nach der Freitagsansprache von Coach Stefan Haas fertigte der abstiegsbedrohte Drittletzte Tabellennachbar FC Hohl 5:0 ab. Eine „sehr, sehr gute Grundeinstellung haben die Jungs gezeigt“, feierte Haas den dritten Saisonsieg. Winterbach kommt nun als ein Gegner, den man schlagen kann, aber nicht schlagen muss. Vor allem: Beim SVW weiß man derzeit überhaupt nicht, was man am bekommt. Er ist die Wundertüte.

FCV Merxheim – TuS Hackenheim: 3:0, egal wie, Hauptsache mal wieder ein Sieg – das war das erleichterte Schlusswort von Markus Rehbein über den Sonntagsdreier. Denn einige Zeit hatte sein bärenstark gestarteter TuS wenig Grund zum Jubeln. Obacht jedoch vor der Viktoria! Nach sechs sieglosen Partien zu Saisonbeginn gewann Merxheim vier der letzten sechs. Die Ergebnisse waren, wie generell in der Bezirksliga, sehr oft sehr kurios. Hackenheim will sich weiter konsolidieren.

Aufrufe: 031.10.2018, 09:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor